Mehr finanzielle und psychische Sorgen: Laut AOK-Studie geht es Familien in Deutschland schlechter
Familien in Deutschland geht es einer Untersuchung zufolge heute weitaus schlechter als noch vor vier Jahren. Das geht aus der AOK-Familienstudie 2022 hervor, die am Dienstag vorgestellt wurde. Demnach hat sich der Gesundheitszustand der Eltern im Vergleich zu 2018 um zwölf Prozentpunkte verschlechtert. "Nur noch 64 Prozent der befragten Eltern schätzen ihren Gesundheitszustand selbst als 'gut' und 'sehr gut' ein", heißt es in der repräsentativen Befragung. Zum Vergleich: 2018 waren es noch 76 Prozent. Zudem gab mehr als ein Drittel der Befragten an, unter finanzieller (40 Prozent) und psychischer Belastung (34 Prozent) zu leiden. Vor vier Jahren gaben dies in beiden Kategorien noch 27 Prozent an.
Die zunehmenden Belastungen und die schlechtere Gesundheit ihrer Eltern haben unmittelbar negativen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Kinder. "Knapp ein Drittel der Kinder sind in ihrem seelischen Wohlbefinden beeinträchtigt", heißt es in der Studie. Zudem klagen demnach mehr Kinder über Einschlafprobleme und Kopf- oder Bauchschmerzen.
Weiterhin sind in den Familien praktizierte Rahmenbedingungen, etwa feste Regeln und Strukturen, die als schützende Faktoren dienen könnten, im Vergleich zur früheren Befragung erodiert:
"Ein gutes Familienklima kann Belastungen auffangen. Die Kinder profitieren gesundheitlich von einer guten Beziehung der Eltern zu ihnen, von der Sicherheit der Eltern und Ritualen wie dem täglichen gemeinsamen Abendessen", erläuterte Ulrike Ravens-Sieberer, Forschungsdirektorin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf.
Während den Angaben zufolge im Jahr 2018 noch 88 Prozent der Familien tägliche Rituale wie ein gemeinsames Abendessen pflegten, war dies 2022 nur noch bei 80 Prozent der Befragten der Fall. Mindestens täglich konnten vor vier Jahren noch 91 Prozent der Eltern Zeit mit ihrem Kind verbringen, in der sie diesem ihre volle Aufmerksamkeit widmeten. In diesem Jahr waren es nur noch 81 Prozent.
Überdurchschnittlich von den Belastungen betroffen sind laut der Befragung Alleinerziehende sowie Eltern mit einem niedrigen sozioökonomischen Status. Deren Kinder sind beispielsweise seltener in einem Sportverein aktiv und können häufiger nicht schwimmen.
Laut der AOK verfügen 43 Prozent der Eltern über eine inadäquate oder problematische Ernährungskompetenz, worin die Krankenkasse einen Zusammenhang zum vermehrten Auftreten von Adipositas bei Kindern sieht.
Für die Studie wurden zwischen August und Oktober dieses Jahres 8.500 Mütter und Väter befragt. Aktuell investiert die Bundesregierung mit dem Kita-Qualitätsgesetz vier Milliarden Euro in frühkindliche Bildung. "Geld, das Länder und Kommunen zielgenau einsetzen können, um vor allem Kinder und deren Eltern aus sozial benachteiligten Familien zu unterstützen, damit sie gleiche Startchancen ins Leben erhalten", so die AOK-Vorstandsvorsitzende, Carola Reimann. Hierzu zähle auch eine gesunde Gemeinschaftsverpflegung in Kitas und Schulen.
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