Gesellschaft

"DDR ist schuld" – Opernstar René Pape beichtet nach homophoben Äußerungen seine dunklen Seiten

Ein Skandal besonderer Art wühlt gerade die kleine empfindliche Opernwelt auf. Starsänger René Pape ließ erst mit einer homophoben Äußerung aufhorchen und legte dann eine wirre Erklärung nach. Nun steht der wohl beste Godunow-Interpret der Gegenwart im Kreuzfeuer der Kritik.
"DDR ist schuld" – Opernstar René Pape beichtet nach homophoben Äußerungen seine dunklen SeitenQuelle: www.globallookpress.com © Aviv Small/ZUMAPRESS.com

Wann hat es so etwas schon gegeben? Der weltweit anerkannte Bass, das gefeierte Ausnahmetalent, der langjährige Godunow-Interpret René Pape hat seine mächtige Stimme gegen LGBTQ-Aktionismus in der Oper erhoben und aus Protest einer der begehrtesten Bühnen der Welt den Boykott erklärt. Und all das nach der erfolgreichen Wiederaufführung des Mussorgski-Meisterwerks "Boris Godunow" unter der Musikleitung von Sebastian Weigle in der New Yorker "Metropolitan Opera" (kurz "Met") im September, die für die Opernfreunde der Stadt das lang ersehnte Ende der Lockdown-Zeit besiegelte.

Nachdem die Met auf Facebook eine große Feier zur Pride NY verkündete, kommentierte Pape das auf Facebook so: "Wow, das ist ein Grund nicht zurückzukommen." Er dankt der Met für 35 Jahre, in denen er dort immer wieder auftrat, und fügt an:

"Schrecklich. Menschen, die nicht wissen, wer sie sind, benutzen dieses fantastische Haus, um anderen zu erklären, wer sie sein sollen! Und wenn dies als Erklärung nicht passt, dann ist die Welt schlecht."

Weiter dankt er New York für eine "großartige Zeit". Jetzt sei die Stadt jedoch nur noch ein kleiner Rest von dem, was sie einmal gewesen war. Sein Kommentar wurde inzwischen wieder gelöscht.

Die Metropolitan Opera hatte die Pride am 26. Juni mit Auftritten von Stephanie Blythe, Lucia Lucas, Anthony Roth Costanzo und David Portillo sowie mit vielen eigenen Ensemble-Mitgliedern gefeiert. "Anlässlich des Pride-Monats würdigen wir nur einige der außergewöhnlichen LGBTQ+-Komponisten, Sänger, Dirigenten und Regisseure, die ihr Können mit dem Publikum der Met geteilt haben", schrieb das Opernhaus dazu auf seiner Webseite

Der 57-jährige Pape war in New York immer ein gern gesehener Gast. Aber er pflegt auch gute Verbindungen nach Russland, wo er zuletzt im Januar 2022 zur Geburtstagsfeier des bekannten Dirigenten Juri Baschmet in Moskau auftrat. Die deutschen Medien heben vielsagend hervor, Baschmet sei ein "Putin-Unterstützer". Baschmet macht daraus auch keinen Hehl und zeigt sich gern mit dem Präsidenten zu feierlichen Anlässen.

Aber Papes Schimpftirade zur CSD-Aktion an der Met hat nun seine Verdächtigkeit in der Russland-Frage in den Schatten gestellt. Die Berliner Staatsoper unter den Linden, in dessen Ensemble Pape langjähriges Mitglied ist, nahm zu seinen Äußerungen am Dienstag ausführlich Stellung. Sie hätten im Haus zu großen Irritationen geführt, was die Leitung dazu veranlasste, das persönliche Gespräch mit dem Sänger zu suchen. Sie stellte klar, dass

"Homophobie und Diskriminierung jeglicher Art an unserem Haus absolut nichts zu suchen haben und nicht toleriert werden".

Im Gespräch habe René Pape angekündigt, zeitnah ein Statement zu veröffentlichen. "Die Möglichkeit möchten wir ihm geben." Dann nutzte das Berliner Opernhaus noch die Gelegenheit, um selbst ein Bekenntnis zu Pride-Aktionen abzulegen: "Als Institution möchten wir an dieser Stelle noch mal ein ausdrückliches Statement für LGBTQIA-Vielfalt und Diversität – und gegen Hass und Diskriminierung – machen. Für Respekt auf Augenhöhe, Toleranz und ein Miteinander. Das Opernhaus bedauerte, selbst beim Berliner Pride Month, der bis 24. Juli in der deutschen Hauptstadt noch stattfindet, wegen der Sommerpause nicht teilnehmen zu können. Der Berliner CSD e.V. habe den Anspruch, alle Facetten der LGBTQIA-Community sichtbar zu machen und diese zu stärken. Es wäre wichtig, bestehende Safer Spaces in Berlin zu unterstützen und gegebenenfalls weitere während des Pride Months zu kreieren.

Die angekündigte Erklärung des Sängers ließ nicht lange auf sich warten. Bereits nach wenigen Stunden erschien der versprochene Text, wieder auf Facebook. Dieser übertraf dann alle Erwartungen: Statt eines üblichen Distanzierungsbriefes kam ein sich selbst peitschender Eingriff in die eigene Psyche, eine Beichte, die in der Tiefe der Selbstentblößung ihresgleichen sucht.

Für seine Äußerungen gebe es keine Entschuldigung, heißt es, keine Worte, die ausdrücken können, was er in seinem Herzen fühle. Gegenüber der "Community" empfinde er nur Liebe und Respekt. Der Sünder liefert dann noch die Ursachen für seine Entgleisungen – sie liegen allesamt in der Kindheit in der DDR. Es wird düster:

"Hass und Zwietracht waren die Feuer, die in jener Zeit durch einen Überwachungsstaat angefacht wurden. Ich bin im Schatten dessen aufgewachsen und mein Hinterfragen der Handlungen und Motive anderer kommt aus einem dunklen Teil meiner selbst, auf den ich nicht im Geringsten stolz bin."

Dann deutet der Dresdner an, dass er beim Verfassen seines Postings wohl betrunken gewesen sei. Dieser "unentschuldbare Fehler sei aus einem Mangel an Urteilsvermögen in einem Moment geschehen", für den er sich schäme und er müsse deshalb ehrlich sein:

"Ich bin Alkoholiker und kämpfe mit Depressionen, seit ich mich erinnern kann. Ich ringe immer wieder mit einem Dämon, der das Schlimmste in mir zum Vorschein bringt. Es gibt keine Entschuldigung für das Verhalten, das daraus hervorgeht. Ich habe keinen endgültigen Sieg gegen diesen Dämon vorzuweisen, lediglich eine Reihe gewonnener und verlorener Schlachten." 

Zum Schluss verspricht der Sänger, sich im Sommer um seine Gesundheit zu kümmern, und bittet bei der LGBTQIA+-Community noch mal aufrichtig um Entschuldigung. 

"Es ist Hollywood", schreiben manche Kritiker und bezweifeln, dass es mit René Pape ein Happy End geben wird. Von den Kommentatoren auf Facebook bekam der Sänger aber überwiegend Lob. Viele reagierten mit Erleichterung in der Hoffnung, dass er auch weiterhin auftreten darf. Einige schreiben, dass es ihnen grundsätzlich egal sei, was er außerhalb der Bühne von sich gebe. Und wieder andere kritisieren seinen Kniefall vor einer "politisch korrekten Meute". Kommentare letzterer Art haben allerdings nur eine kurze Verweildauer. Sie werden vom Management des Sängers fürsorglich schnell gelöscht. 

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