Überall auf der Welt werden die im letzten Jahr verhängten Einschränkungen zum Eindämmen der Ausbreitung von COVID-19 nun endlich aufgehoben – wenn auch in unterschiedlichem Tempo, je nach Region. So sind in den USA einige Bundesstaaten im Wesentlichen offen, während andere ihre Pandemie-Sperrregeln nur zögerlich lockern.
Doch während trotz der vermehrten Aufhebung der Sperren dort – die ferner mit zunehmender Durchimpfung der US-Bevölkerung gegen den tückischen Erreger einhergeht – ergeben jüngste Umfragen: Selbst unter den geimpften US-Amerikanern zögert eine beträchtliche Anzahl, ihr normales gesellschaftliches Leben nach alter Gewohnheit wieder aufzunehmen.
Chelsea Manning versteht dieses Gefühl. In einer am Montag veröffentlichten Episode des "Bad Faith"-Podcasts verglich Manning das gesellschaftsüberspannende Auftauchen aus dem Tauchgang Namens Lockdown mit ihrer eigenen Entlassung aus der Einzelhaft. Diese Erfahrung musste Manning in sieben Jahren Haft in einem Militärgefängnis mehrfach durchleben.
"Ich werde so heftig daran erinnert, wie Menschen, die eine beträchtliche Zeit – sechs oder acht Monate – in Hochsicherheitsgefängnissen verbracht haben, der Gesamtbevölkerung wieder zugeführt werden", erklärte Manning den Gastgebern Briahna Joy Gray und Virgil Texas. "Und Menschen, die unter solchen Bedingungen leben, brauchen Zeit, um sich wieder zu sozialisieren."
"Die Leute werden jetzt sagen, das ist ein ziemlich wilder Vergleich", antwortete Gray, "gerade wegen der Schwere der Einzelhaft."
"Ich habe elf Monate ununterbrochen in Einzelhaft verbracht", antwortete Manning. "Und ich hatte Angst, das erste Mal überhaupt meine Zelle zu verlassen."
"Die langfristigen Auswirkungen dieses katastrophalen Ereignisses und der Sperren werden über Jahre anhalten. Im Sinne, die Menschen werden Jahre brauchen, um sich davon zu erholen."
Manning, der sich damals noch nicht zur Frau umgewandelt hatte und den Vornamen Bradley trug, wurde im Jahr 2010 verhaftet: Er hatte geheime Dokumente, von denen einige Material enthielten, das mögliche US-Kriegsverbrechen im Irak und in Afghanistan darstellten – an WikiLeaks weitergegeben. Angeklagt wegen Spionage wurde er im selben Jahr im Militärgefängnis der US-Marineinfanterie Marine Corps Brigg in Quantico, US-Bundesstaat Virginia, eingesperrt. Später wurde Manning in eine militärische Justizvollzugsanstalt in Fort Leavenworth, Staat Kansas, verlegt – dort wurde er im Jahr 2013 zu 35 Jahren Haft verurteilt.
Der Großteil von Chelsea Mannings Strafe wurde ihr im Jahr 2017 vom scheidenden Präsidenten Barack Obama erlassen. Allerdings verbüßte sie zwischen 2019 und 2020 eine weitere Haftstrafe in Virginia, weil sie sich beharrlich weigerte, vor einem Geschworenengericht (Grand Jury) gegen den WikiLeaks-Gründer und Investigativjournalisten Julian Assange auszusagen.
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