Gesellschaft

Überwachung auch zu Hause: Angestellte im Homeoffice bekommen obligatorische Webcams

Das Arbeiten im sogenannten Homeoffice wurde in den vergangenen 12 Monaten für viele Menschen zur erzwungenen Normalität. Nun bestehen Chefs darauf, ihre Belegschaften genauer zu überwachen. Für viele bedeutet das ein unausweichliches Fernüberwachungssystem.
Überwachung auch zu Hause: Angestellte im Homeoffice bekommen obligatorische WebcamsQuelle: Sputnik © Wladimir Pesnja

Teleperformance, ein in Frankreich ansässiger Outsourcing-Dienstleistungsriese mit 380.000 Mitarbeitern in rund 34 Ländern, setzt "spezielle" Webcams ein, um seine zu Hause arbeitenden Mitarbeiter genauer zu überwachen. Ein KI-gesteuerter digitaler Wächter soll die Mitarbeiter überwachen und sicherstellen, dass sie nicht auf ihr Telefon schauen, im Internet surfen, ihren Schreibtisch verlassen oder anderweitig nachlässig sind. Das berichtet der Guardian, den das Unternehmen zu seinen Kunden zählt.

Die Kameras sind mit einem KI-System verbunden, das angeblich in zufälligen Abständen scannt, um "Verstöße gegen die Arbeitsregeln während einer Schicht" zu finden. Wenn ein solcher Verstoß gefunden wird, macht die Kamera ein Foto und leitet es an einen Manager weiter, der 20 Tage Zeit hat, um auf das belastende Foto zu reagieren. Das geht aus Dokumenten hervor, die dem Guardian geschickt wurden.

Neben dem Aufspüren von Leistungsverweigerern soll die Überwachung auch "bei der Risikominimierung und der Datensicherheit helfen, die von den meisten unserer Kunden gefordert wird". "Vorgegebene Geschäftsregeln" werden im Voraus festgelegt, was Auseinandersetzungen darüber, was erlaubtes Verhalten ist und was nicht, minimiert und den Arbeitsplatz weiter entmenschlicht.

Laut dem Guardian verteilt Teleperformance die Kameras an seine 10.000 britischen Mitarbeiter, die weiterhin von zu Hause aus arbeiten wollen, anstatt ins Büro zu gehen, obwohl die Scan-Funktion Berichten zufolge nicht auf britischem Boden eingesetzt werden wird – zumindest nicht sofort. Stattdessen werden sie es den Arbeitern ermöglichen, an "Teambesprechungen und Schulungen" teilzunehmen, und sind tatsächlich eine Lösung für "die überwältigenden Bedenken der Isolation, des Mangels an Team-Engagement und Unterstützung", so ein Unternehmenssprecher.

Angestellte in anderen Ländern sollen jedoch die volle Wucht der wachsamen automatisierten Blicke zu spüren bekommen, die bereit sind, Faulpelze und Firmenspione an ihre Chefs zu verraten. Die Details, wie das System funktioniert, scheinen ziemlich invasiv zu sein – ähnlich wie Amazons sekundengenaue Erfassung der Zeit, in der sich Angestellte im Packraum aufhielten, wodurch diese dazu gebracht wurden, in Wasserflaschen zu urinieren, um nicht disqualifiziert zu werden. Das Teleperformance-System verlangt von den Angestellten, dass sie ihre Kameras nur auf "Pausenmodus" stellen, wenn sie sich vom Arbeitsplatz entfernten, um zum Beispiel etwas Wasser zu holen, damit sie nicht wegen eines "Verstoßes" gemeldet werden. Während der Schicht eine Mahlzeit zu sich zu nehmen, ist nicht erlaubt, und jede Zeit, in der nicht auf der Tastatur getippt oder mit der Maus geklickt wird, gilt als Müßiggang und ist ein meldepflichtiger Regelverstoß.

Bitte vermeiden Sie eine Beeinträchtigung Ihrer Produktivität

Das Unternehmen behauptet, die Möglichkeit berücksichtigt zu haben, dass Mitarbeiter in einem zu kleinen Raum wohnen könnten und deren Mitbewohner oder Familienmitglieder von der Kamera ebenfalls aufgenommen werden können. Es bittet die Mitarbeiter daher, ihre Bildschirme an eine Wand zu stellen und die Möglichkeit zu vermeiden, dass Personen im Hintergrund direkt in die Kamera schauen. Außerdem muss der Arbeitnehmer sicherstellen, dass sein Schreibtisch ausreichend beleuchtet ist, damit die Kamera erkennen kann, was vor sich geht, selbst wenn er nachts arbeitet.

Gewerkschaften und andere Verfechter von Arbeitsrechten sind verständlicherweise entsetzt über das System und haben versprochen, gegen die Überwachung von zu Hause als Voraussetzung für Heimarbeitsprogramme zu kämpfen. Der britische Schattenminister für Arbeitsrechte Andy McDonald erklärte, dass es falsch sei, eine "invasive Überwachung einzuführen, die ihre Rechte auf Privatsphäre aushöhlen und ein Klima der Angst und des Misstrauens schaffen wird". Der stellvertretende Generalsekretär der Gewerkschaft Unite Howard Beckett versprach, dass seine Organisation "rechtlich und betrieblich kämpfen wird, um jeden Vorstoß zur Normalisierung der Heimüberwachung zu verhindern".

Ein leitender Angestellter von Teleperformance verkündete, dass er es "extrem enttäuschend" finde, dass die Medien über die Fernüberwachungsoption informiert worden seien. Er bezeichnete dies als "grobes Fehlverhalten", erklärte aber nicht, warum britische Angestellte über die Fernüberwachungsoption informiert worden seien, wenn sie angeblich nicht davon betroffen seien. Die Briten würden "nicht gezwungen" werden, zu Hause zu arbeiten, sagte das Unternehmen, und es würden regelmäßige Gespräche stattfinden, um ihnen "zu versichern", dass ihre "sensiblen persönlichen Daten" geschützt würden.

Die britische Regierung unterhält eine weitreichende Beziehung zu Teleperformance, das die Gesundheits- und Bildungsabteilungen, NHS Digital, die Student Loans Company, die Royal Air Force und die Royal Navy betreut. In der Privatwirtschaft arbeitet Teleperformance mit Vodafone, Aviva, eBay und Volkswagen zusammen, zusätzlich zur bereits erwähnten Beziehung zum Guardian.

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