"Verteidigung der historischen Wahrheit": Russland gibt Dokumente zur Befreiung Warschaus frei
Am 17. Januar 1945 befreiten Einheiten der 1. Weißrussischen Front und der polnischen 1. Armee Warschau, das seit September 1939 unter deutscher Besatzung stand. Die Stadt wurde in drei Tagen von den Nazis befreit, und die Vertreibung der Wehrmachtseinheiten aus ganz Polen gelang Anfang Februar während der Weichsel-Oder-Operation.
Wie Marschall Georgi Schukow, Kommandeur der 1. Weißrussischen Front, in seinem Bericht feststellte, wurden in den Kämpfen um die Unabhängigkeit Polens etwa 600.000 sowjetische Soldaten und Offiziere getötet. Darüber hinaus wirkte sich die Unterstützung der lokalen polnischen Widerstandskräfte durch die Rote Armee positiv auf die sowjetisch-polnischen Beziehungen nach dem Krieg aus.
Derzeit versucht die Regierung in Warschau, die Bedeutung dieses Ereignisses herunterzuspielen, denn in der offiziellen Geschichtsschreibung gelten die Rote Armee und die Sowjetunion als Besatzer. Aus diesem Grund wurde per Gesetz die Demontage zahlreicher Denkmäler für Sowjetsoldaten angeordnet.
Zum 75. Jahrestag der Befreiung Warschaus von der deutschen Besatzung hat das russische Verteidigungsministerium auf seiner offiziellen Webseite eine Rubrik auf der Grundlage einzigartiger freigegebener Archivdokumente aus dem Zentralarchiv des Ministeriums eingerichtet.
Die Veröffentlichung der freigegebenen Dokumente über die Befreiung Warschaus aus dem Bestand des Zentralarchivs des russischen Verteidigungsministeriums ist eine Fortsetzung der Aktivitäten der militärischen Abteilung, die auf den Schutz und die Verteidigung der historischen Wahrheit sowie die Bekämpfung der Geschichtsverfälschung, der Versuche der Revision der Ergebnisse des Großen Vaterländischen Krieges und des Zweiten Weltkrieges gerichtet sind", heißt es im Bericht.
Das Verteidigungsministerium weist darauf hin, dass die Liste der Verbindungen und Einheiten, die in große und blutige Kämpfe um die Stadt verwickelt waren, eine ganze Seite des Befehls des Obersten Oberbefehlshabers № 223 vom 17. Januar 1945 über die Befreiung Warschaus einnahm. In dem Dokument wird auch auf die wichtige Rolle der polnischen 1. Armee hingewiesen. Sie wurde von der Sowjetunion aufgerüstet und kämpfte Seite an Seite mit der Roten Armee.
Gleichzeitig veröffentlichte das Verteidigungsministerium Materialien, die die barbarischen Verbrechen und Zerstörungen der Nazibesatzer festhielten – auch noch auf dem Rückzug.
Warschau ist zerstört. Es gibt kein einziges unbeschädigtes Haus in den Straßen, ganze Blöcke sind zu Ruinen geworden. Es ist kein einziges Monument mehr vorhanden. Die kulturellen Werte der Stadt sind zerstört und geplündert worden. Fast jeder Hof hat Gräber, die Leichen der gefolterten Polen sind über die Straßen verstreut", heißt es im Bericht an die Politische Hauptdirektion der Roten Armee und der Marine der UdSSR.
Im selben Dokument wird festgestellt, dass nach Angaben der Anwohner bis zu 120.000 Polen von den deutschen Besatzern getötet und verbrannt wurden. Zur gleichen Zeit errichteten die Nazis im besetzten Polen mehrere zusätzliche Konzentrationslager zur Massenvernichtung von Menschen.
Darüber hinaus wurde dem Leiter der Politischen Hauptdirektion ein Bericht vorgelegt, der von der Freude und Wärme erzählt, mit der die Bewohner Warschaus und des übrigen Polens den sowjetischen Soldaten begegneten.
Die Rote Armee und die Polnische Armee werden mit Begeisterung begrüßt, [die Menschen] stehen stundenlang auf den Straßen und Plätzen und begrüßen die vorbeiziehenden Truppen herzlich", heißt es in dem Dokument.
Der Bericht stellte auch die Beliebtheit der sowjetischen Soldaten und Offiziere bei der Bevölkerung fest.
Der Warschauer Aufstand
In den freigegebenen Archiven gibt es eine ganze Sammlung von Dokumenten über den Warschauer Aufstand im September 1944, der von der polnischen Exilregierung und der ihr unterstehenden Armia Krajowa (Polnische Heimatarmee) organisiert wurde. Es werden Zeugnisse der Teilnehmer an den historischen Ereignissen präsentiert, die darauf hinweisen, dass die Widerstandsaktion gegen die Kräfte des Dritten Reiches schlecht vorbereitet war und die Situation an der sowjetisch-deutschen Front nicht berücksichtigte und dass ihre Durchführung Erwartungen und Hoffnungen der Mehrheit der polnischen Bevölkerung nicht entsprochen hat.
Das Kommando der Roten Armee unternahm jedoch trotz begrenzter Mittel und der Erschöpfung durch schwere Kämpfe alle möglichen Anstrengungen, um den Warschauer Aufstand durch die Lieferung von Waffen, Nahrungsmitteln und Treibstoff sowie nachrichtendienstlich und mit Artillerieschlägen zu unterstützen.
Außerdem geht aus dem Verhörprotokoll eines Nachrichtenoffiziers mit dem Rufzeichen Oleg, der sich vom 21. September bis zum 1. Oktober 1944 – also während des Aufstands – in Warschau aufhielt, hervor, dass die Führer des Warschauer Aufstandes die Interaktion mit den sowjetischen Truppen sabotierten. Der sowjetische Aufklärer war mit der Aufrechterhaltung der Kommunikation mit der Roten Armee betraut.
Er berichtete auch über die Durchführung des Aufstandes. So hielt er fest, dass die Aufstandsführung es unterlassen hat, gleich zu Beginn strategische Punkte wie Bahnhöfe und Transportwege unter ihre Kontrolle zu bringen und nationale Einheiten der polnischen Partisanenorganisationen zu vereinen. Gleichzeitig bezeugen die vorgelegten Dokumente, dass die Sondereinheiten der Armia Krajowa sowjetische Offiziere, die aus der deutschen Gefangenschaft geflohen waren, gewaltsam als Geiseln gehalten und an der Liquidierung von Ukrainern und Juden, die in der polnischen Hauptstadt verblieben sind, teilgenommen haben.
Gleichzeitig wurden erstmals Dokumente veröffentlicht, die den terroristischen Charakter der Aktivitäten der Einheiten der Armia Krajowa im Hinterland der Roten Armee in Polen, Weißrussland und Litauen in den Jahren 1944 und 1945 belegen.
Kritik an Polen: "Akuter politischer Minderwertigkeitskomplex"
Kurz vor dem 75. Jahrestag der Befreiung Warschaus wurde bekannt, dass die Stadtbehörden keine offiziellen Veranstaltungen abhalten würden. Die Vertreterin des russischen Außenministeriums Marija Sacharowa äußerte ihr Unverständnis, dass Polen des Kriegsbeginns gedenk, während die Befreiung praktisch ignoriert wird.
Bei diesem Tempo werden die Antifaschisten in Europa wieder in den Untergrund gezwungen werden", schrieb Sacharowa auf Facebook.
Polen leide im Zusammenhang mit historischen Fakten unter einem akuten politischen Minderwertigkeitskomplex, sagte der Generaldirektor des Politischen Informationszentrums Alexei Muchin in einem Gespräch mit RT.
Polen versucht, sich als Opfer zweier Tyranneien darzustellen. Aber was jetzt in Warschau passiert, ist schlechtes Theater mit schlechten Schauspielern und einem schlechten Drehbuch. Polen, das versucht, am Prozess der Dekommunisierung teilzunehmen, wird wieder zu dem Staat, der es in den Dreißigerjahren als Komplize der Nazis war. Und das ist sehr traurig", sagte er.
Das Vorstandsmitglied der Russischen Vereinigung der politischen Berater Andrej Koljadin erinnerte daran, dass die polnischen Behörden erst vor wenigen Tagen Stalins Kommunismus und Hitlers Nationalsozialismus juristisch gleichsetzten. Am 9. Januar verabschiedete der Sejm (das polnische Parlament) eine Resolution, der zufolge die UdSSR und Nazi-Deutschland gleichermaßen Verantwortung für den Beginn des Zweiten Weltkriegs tragen.
"Ich denke, dass dies auf die ideologische Einstellung zurückzuführen ist, die jahrelang in den Köpfen der Bevölkerung und in der öffentlichen Politik Polens existierte. [Polen] ist seit vielen Jahrhunderten bezüglich Russlands voreingenommen. Die Polen betonen das Negative und vergessen das Positive. Auch wenn dieses Positive mit der Befreiung des Volkes vom Nationalsozialismus zusammenhängt. In den letzten Jahrzehnten erfolgte dann die Ersetzung von Begriffen. Aber Millionen geretteter Leben verdienen es, dass man sich an sie erinnert. Dennoch ist dies die Entscheidung des polnischen Staates, und die Konsequenzen müssen die Folgegenerationen tragen", schloss Muchin.
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