Europa

EU-Kommission für Beitrittsverhandlungen mit Albanien und Nordmazedonien

Nach einer Reihe von Reformen im Sinne Brüssels können sich Albanien und Nordmazedonien Hoffnung auf Verhandlungen über einen Beitritt in die Europäische Union machen. Das letzte Wort sprechen allerdings die EU-Staaten. An Deutschland könnte es scheitern.
EU-Kommission für Beitrittsverhandlungen mit Albanien und NordmazedonienQuelle: www.globallookpress.com © Michael Kappeler/dpa

Die Balkanländer Nordmazedonien und Albanien sind der Aufnahme in die EU einen Schritt nähergekommen. Die EU-Kommission empfahl den EU-Staaten am Mittwoch, die Beitrittsverhandlungen mit den beiden Ländern aufzunehmen. "Das vergangene Jahr war in der gesamten Region ein Jahr des positiven Wandels", sagte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini.

Die EU-Staaten hatten der Aufnahme von Beitrittsgesprächen mit Albanien und Nordmazedonien bereits im vergangenen Jahr grundsätzlich zugestimmt. Der eigentliche Beginn der Gespräche wurde aber von weiteren Reformfortschritten abhängig gemacht. Diese Anforderungen sieht die EU-Kommission nun erfüllt. Der zuständige Kommissar Johannes Hahn hatte der Deutschen Presse-Agentur (dpa) schon im April gesagt, dass er mit einer positiven Entscheidung der Brüsseler Behörde nach der EU-Wahl rechne.

Nordmazedonien habe seine "ambitionierte Reformagenda" weiter umgesetzt

Mit der Aussicht auf einen EU-Beitritt will die Staatengemeinschaft die Länder des Westbalkans zu Reformen in Richtung EU-Konformität motivieren und somit enger an sich binden. Dabei spielen auch machtpolitische und wirtschaftliche Interessen der EU eine Rolle.

Nordmazedonien habe seine "ambitionierte Reformagenda" weiter umgesetzt und zudem seinen Namensstreit mit Griechenland beigelegt, sagte Hahn. Albanien führe insbesondere tief greifende Justizreformen durch. Er betonte jedoch auch, mögliche Beitrittsverhandlungen würden mehrere Jahre lang andauern. Mit der Aufnahme von Gesprächen wird zudem keinerlei Versprechen auf eine Aufnahme in die EU gegeben.

Nun müssen die EU-Staaten den Verhandlungen erneut zustimmen. Dies sollte eigentlich bei einem Treffen der zuständigen Minister Mitte Juni geschehen. Vorher muss auch der Bundestag dafür stimmen. Die Unionsparteien stemmen sich allerdings dagegen. "Es wird Oktober werden, bis es zu einer Entscheidung kommt", sagte der Vorsitzende des Europaausschusses Gunther Krichbaum (CDU) der dpa. Auch der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber warnte am Mittwoch vor voreiligen Verhandlungen. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist weder die EU noch eines der Balkanländer auch nur im Ansatz für einen EU-Beitritt bereit."

Der Europa-Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth (SPD), dringt dagegen auf eine rasche Aufnahme der EU-Beitrittsgespräche. "Wir stehen im Wort und sollten unsere Zusagen einhalten", schreibt Roth in einem Beitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Mittwoch. In Nordmazedonien und Albanien seien "greifbare Fortschritte" erzielt worden.

Für die Türkei erneut mahnende Worte von der EU-Kommission 

Die Empfehlungen der EU-Kommission waren Teil des jährlichen Berichts zur Umsetzung von Reformen bei den EU-Beitrittskandidaten auf dem Westbalkan – unter ihnen auch der Kosovo und Serbien – sowie in der Türkei.

Für die Türkei fand die EU-Kommission am Mittwoch erneut mahnende Worte. Das Land entferne sich weiter von der EU, so Mogherini. "Wir glauben, es wäre hilfreich für alle – und insbesondere für die türkischen Bürger –, wenn dieser Trend schnellstens umgekehrt wird." In einer Mitteilung heißt es, die Türkei habe Rückschritte etwa bei Grundrechten und Rechtsstaatlichkeit gemacht. Die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei begannen schon 2005, liegen aber wegen der Entwicklungen in dem Land derzeit de facto auf Eis.

Die Beitrittsverhandlungen mit Bosnien und Herzegowina sollten nach Ansicht der EU-Kommission aufgenommen werden, sobald weitere Anforderungen bezüglich Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Grundrechten erfüllt werden. Die Brüsseler Behörde sprach von einem Meilenstein in den Beziehungen zwischen der EU und dem Land.

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(dpa/rt deutsch)

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