Polizei in der Kritik: Französische Medien solidarisieren sich mit festgenommenem Journalisten

von Timo Kirez
Die französischen Medien solidarisieren sich mit dem unabhängigen Journalisten Gaspard Glanz, der während einer Demonstration der Gelbwesten am 20. April in Paris in Polizeigewahrsam genommen wurde. Die Vorgehensweise der Polizei verstoße gegen die Freiheit der Information und sei ein Angriff auf den engagierten Journalismus.
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Der Gründer der Taranis News-Webseite und freiberufliche Berichterstatter Glanz war während des 23. Aktes der Gelbwesten am Samstag auf der Place de la République in Paris verhaftet worden. Ihm wird "Beamtenbeleidigung" und "Beteiligung an einer gewalttätigen Gruppierung" vorgeworfen. Glanz soll Polizisten den "Mittelfinger" gezeigt haben, nachdem er von den Beamten gestoßen worden sein soll. Auf diesem Twitter-Video sieht man Glanz in Handschellen in einem Pulk der Polizei-Sondereinheit CRS:
Un journaliste (@GaspardGlanz selon de nombreux journalistes temoins) menotté. les interpellations non conformes se sont multipliées et mon collègue du @Le_Figaro pris à partie par un membre des FDO, je diffuserai les images ce soir #GiletsJaunes#Acte23pic.twitter.com/iOz10pnrOc
— Thibault Izoret (@TIM_7375) 20. April 2019
Glanz war nicht der einzige Journalist, der am Samstag Probleme mit der Polizei bekam. Dieses Bild zeigt den Journalisten Alexis Kraland am Pariser Bahnhof Gare du Nord:
Le journaliste @akraland est embarqué par la police à Gare du Nord#ActeXXIIIpic.twitter.com/grXM2lqr2o
— Marine Jeannin (@Marine_Jeannin_) 20. April 2019
In einem späteren Tweet schreibt Kraland, dass er acht Stunden von der Polizei festgehalten worden sei, weil er sich geweigert habe, sich von seiner Kamera zu trennen:
Sorti d'une garde-à-vue de 8h parce qu'à gare du nord j'ai refusé de lâcher ma caméra à un policier dont le collègue affirmait que c'est une "arme par destination". Ils ont donc matraqué ma main qui la tenait avant de m'interpeller pour "rébellion de palpation"
— Alexis Kraland (@akraland) 20. April 2019
Ein weiterer Journalist, Clément Lanot, twitterte am Samstag, dass er von der Polizei angegangen worden sei, obwohl er als Journalist gekennzeichnet gewesen sei:
Je viens d’être visé par un LBD alors que je suis identité presse (brassard, carte, caméra). Tout va bien, merci les protections. pic.twitter.com/xtDymLU1v4
— Clément Lanot (@ClementLanot) 20. April 2019
Die Vorgehensweise der Sicherheitskräfte wird in den französischen Medien hart kritisiert. Edwy Plenel, Gründer von Mediapart, sprach Glanz und Kraland seine Solidarität aus. Das Recht auf Information sei wichtiger als das Wahlrecht, sonst würden die Menschen wie Blinde für ihre schlimmsten Feinde stimmen, schreibt Plenel in seinem Tweet:
Le droit de savoir est plus important que le droit de vote, sinon nous voterons tels des aveugles pour nos pires ennemis. @Mediapart est donc solidaire des journalistes @GaspardGlanz et @akraland qui servent ce droit fondamental en temps de #GiletsJauneshttps://t.co/eyGZf7hRWI
— Edwy Plenel (@edwyplenel) 21. April 2019
Thomas Legrand, Journalist bei France Inter, verteidigte Gaspard Glanz: "Er ist ein Journalist, der sich entschieden hat, eine Seite der Realität zu zeigen.... aber die Realität. Er muss in der Lage sein, seinen Job zu machen."
Gaspard Glanz est journaliste! Journaliste d’opinion, journaliste engagé, journaliste subjectif (comme nous tous) ... c’est un journaliste qui a choisi de montrer une face de la réalité ... mais la réalité. Il doit pouvoir exercer son métier. @GaspardGlanz#pluralisme#FreePresshttps://t.co/83EOQ13SqI
— thomas legrand (@lofejoma) 23. April 2019
Redakteur Jean-Michel Aphatie von Europe 1 schreibt, die Vorwürfe gegen Glanz seien "offensichtlich ungerechtfertigt".
Pour Jean-Michel Aphatie, la garde-à-vue du journaliste Gaspard Glanz est "injustifiée" :"Il y a une volonté d’intimidation, voire une volonté de vengeance, de la part des policiers. Dans cette affaire, c'est la liberté de la presse qui est malmenée."@jmaphatie#europe1pic.twitter.com/CwZ22RMBPb
— Europe 1 📻 (@Europe1) 23. April 2019
Anhänger der Macron-Partei LREM hingegen kritisieren Glanz. Ihr Vorwurf: Er sei kein Journalist, sondern ein Aktivist. Doch laut dem Journalisten Jean-Michel Aphatie sei daran nichts auszusetzen. Engagierter Journalismus sei kein Verbrechen, er nehme an der Pluralität der Informationen teil.
Lina Sankari, eine Journalistin von L'Humanité, verurteilte einen "gefährliches Gefälle" und wies darauf hin, dass "76 Journalisten, Fotografen und Videomacher" seit dem 1. Akt der Gelben Westen in ihrer Arbeit behindert wurden". Reporter ohne Grenzen (RSF) beklagte zwar die Verhaftung der Journalisten Gaspard Glanz und Alexis Kraland am 20. April, jedoch ohne sie namentlich zu zitieren.
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