Skripal-Affäre: Bulgarien sucht nach Verbindungen zwischen Salisbury und früherem Vergiftungsfall
Ein paar Tage bevor der bulgarische Geschäftsmann Emilian Gebrew im Jahr 2015 vergiftet wurde, sollen nach Angaben von Bellingcat russische Geheimdienstmilitärs in Bulgarien eingereist sein. Die Vergiftung überlebte der Unternehmer, der im Bereich Verteidigungsfertigung und Waffenhandel tätig ist. Der mutmaßliche Täter, ein sogenannter "Agent", der unter dem Decknamen Sergei Wjatscheslawowitsch Fedotow reiste, wird auch verdächtigt, in die Skripal-Affäre verwickelt zu sein.
In der britischen Stadt Salisbury wurden im März 2018 nach Angaben Londons der ehemalige russische Doppelagent Sergej Skripal und dessen Tochter Julia durch das Nervengift Nowitschok vergiftet. Die Spur der Täter, so wurde schnell geurteilt, führte nach Russland. Nowitschok gilt als hochgradig tödlicher Kampfstoff. Die Opfer aber überlebten den Angriff. Die Folge war eine diplomatische Krise und die Ausweisung Dutzender Diplomaten auf beiden Seiten.
Am Donnerstag wollen bulgarische Geheimdienstermittler ihre Ergebnisse dem parlamentarischen Geheimdienstkomitee des Landes vorstellen. Zwetan Zwetanow, Politiker der bulgarischen Regierungspartei GERB, kommentierte:
Ich bin sicher, dass die notwendige Koordination zwischen den bulgarischen, britischen und europäischen Behörden in diesem Fall bereits hergestellt wurde und sie aktiv daran arbeiten.
Genau wie die beiden anderen im Fall Skripal Verdächtigen Anatoli Tschepiga und Alexander Mischkin habe auch der dritte Verdächtige laut Bellingcat seine Tarnidentität im Jahr 2010 erstellt. Bis zu diesem Datum habe es keine Personen mit seinem Tarnnamen gegeben. Zwischen 2010 und 2018 sei er sehr oft nach "Europa, Asien und Nahost" gereist:
Am 24. April 2015 kam 'Sergei Fedotow' mit einem Flug von Moskau in den bulgarischen Badeort Burgas.
Den Rückflug trat er nicht an:
Stattdessen tauchte er am späten Abend des 28. April am Atatürk-Flughafen in Istanbul auf und kaufte ein Last-Minute-Ticket für einen Flug nach Moskau. Zuvor wurde an diesem Tag der bulgarische Unternehmer Emilian Gebrew ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem er bei einem Empfang in Sofia zusammengebrochen war. Etwa zur gleichen Zeit erkrankten plötzlich sein erwachsener Sohn und eine der Führungskräfte seines Unternehmens.
Ein Labor in Helsinki untersuchte das Gift in seinem Körper. Eines konnte als starkes Pestizid identifiziert werden, das andere nicht. Auf die Frage, weshalb er ins Visier des russischen Geheimdienstes geraten sei, konnte Gebrew zunächst keine Antwort finden. Anschließend teilte er Bellingcat mit, es könnte an seinen Geschäften mit der Ukraine liegen oder an seiner Leitung einer Waffenfabrik, die von strategischer Wichtigkeit für Bulgarien und die NATO sei. Die dreijährigen Ermittlungen führten jedoch zu keinerlei Ergebnissen.
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