Europa

Schockierende Szenen: Blendgranate reißt einem Demonstranten in Paris die Hand ab

Ein Stringer der Videoagentur Ruptly war zufällig vor Ort, als einem Demonstranten in Paris eine Blendgranate die Hand wegriss. Nun gehen die Schockbilder um die Welt. Werden diese Bilder die Diskussion über Polizeigewalt in Frankreich neu entfachen?
Schockierende Szenen: Blendgranate reißt einem Demonstranten in Paris die Hand ab© Screenshot Twitter

Der Vorfall ereignete sich am Vormittag des 9. Februar in Paris, als die Anhänger der Protestbewegung "Gelbwesten" durch die Straßen zogen. Die Polizei befand sich auf dem Rückzug und warf Blend- und Tränengasgranaten in die Menge. Auf dem Boden lagen rauchende Granaten, die Menge war zerstreut.

Plötzlich bildete sich ein Pulk von Leuten an einer Mauer in unmittelbarer Nähe der Nationalversammlung, der Ruptly-Kameramann, der Live-Bilder auch für RT drehte, näherte sich der Menge. Die Demonstranten versorgten einen Verletzten. Für einige Sekunden konnten die Zuschauer aus aller Welt deutlich erkennen, was für eine Verletzung der Mann erlitt – ihm fehlte die halbe Hand. Zu sehen war auch, wie der Mann noch versuchte, seine Finger mit entblößten Sehnen zu bewegen.

Wenig später meldete die Nachrichtenagentur AFP den Vorfall und schrieb, dass er von der Feuerwehr in Sicherheit gebracht wurde. Die Ursache der Verletzung sei noch unklar. Medien berichten, bei dem Verletzten handele es sich um einen Fotografen der "Gelbwesten". Er habe die heranfliegende Granate mit der Hand abwehren wollen, "daraufhin ist sie explodiert, als er sie berührte", sagte ein Augenzeuge. Eine unabhängige Bestätigung dieser Angaben lag zunächst nicht vor. Ein Polizeisprecher bestätigte lediglich, dass ein Mensch an der Hand verletzt worden sei.

Dieses und andere Videos der Zusammenstöße mit der Polizei verbreiten sich nun via Twitter und Youtube um die Welt. Mit großer Sicherheit wird auch dieser Vorfall wieder für neue Proteste und neue Diskussionen über Polizeigewalt sorgen. Denn nicht nur der Einsatz selbst, sondern auch der Umgang mit den Opfern der Gewalt sorgt für Kritik und Häme.

In Erinnerung ist noch der Fall der 80-jährigen Zineb Redouane aus Marseille. Sie starb am 1. Dezember bei einer Operation im Krankenhaus, nachdem sie von einer Tränengasgranate im Gesicht getroffen worden war. In jenem Augenblick wollte sie gerade zum Schutz vor dem Tränengas ihre Fensterläden schließen.

Bei der Zahl der Schwerverletzten gehen die Angaben auseinander. Laut der den Gelbwesten nahestehenden Organisation "Désarmons-les!" gibt es bislang schon vier Opfer, denen die Hand abgerissen wurde, und 20 Menschen, die durch Gummigeschosse ein Auge verloren haben. Die Polizei spricht dagegen von vier schweren Augenverletzungen. Verschiedenen Quellen zufolge geht man insgesamt von 50 bis 120 Schwerverletzten und elf Todesopfern aus, wobei neun Opfer durch Autounfälle gestorben sind.

Das Vorgehen der Sicherheitskräfte sorgt auch im Ausland für Aufmerksamkeit – und Kritik: Die Menschenrechtskommissarin des Europarats Dunja Mijatović erklärte, sie sei "ernsthaft besorgt" wegen der Verletzungen, die Polizisten mit Gummigeschossen und auf andere Weise bei Demonstranten anrichteten.

Darüber hinaus sorgt die Informationspolitik von Regierung und Behörden für Empörung in Frankreich: Etwa hundert Persönlichkeiten, darunter Künstler und Wissenschaftler, schrieben nun einen offenen Brief an Gesundheitsministerin Agnès Buzyn.

Auch die Polizei meldet viele Verletzte auf ihrer Seite. Nach Angaben des Innenministeriums wurden zwischen dem 17. November und Mitte Januar 1.000 Polizisten verletzt, wie Liberation auf Anfrage erfuhr. Allerdings machte das Ministerium auch hier keine Angaben zu den Umständen und zur Schwere der Verletzungen.

Dass die Protestler ihrerseits Gewalt durch die Sicherheitskräfte provozieren, ist ebenfalls durch zahlreiche Video dokumentiert. Diese Sequenz zeigt beispielsweise, wie die Situation in Sekundenschnelle eskalieren kann, wenn ein Demonstrant einem Polizisten ins Gesicht schlägt:

Am vorangegangenen Samstag gingen nach Angaben des französischen Innenministeriums 58.600 Menschen auf die Straße, um gegen die Politik des Präsidenten Emannuel Macron zu protestieren. Die "Gelbwesten" selbst sprachen allerdings von 116.000 Demonstranten. Zum Start der Protestbewegung waren es Mitte November noch mehr als 280.000 gewesen. Dieses Mal richteten sich die Proteste auch gegen ein geplantes Gesetz, das erleichterte Demonstrationsverbote und harte Strafen für Vermummte vorsieht. Einige Aktivisten haben dazu aufgerufen, sich gezielt zu vermummen.

Mehr dazuGelbwesten-Proteste: Augenzeuge beschreibt Moment, als Demonstrant seine Hand verlor

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