Europa

Großbritannien: Britische Medien schweigen auch nach Monaten zur Integrity Initiative

Es ist bereits Monate her, dass die "Integrity Initiative" als von Großbritannien finanzierte Einfluss-Operation in ganz Europa enthüllt wurde. Die britischen Medien schweigen weiterhin. Die als "Wohltätigkeitsprojekt" getarnte Operation richtet sich gegen "russische Einflüsse".
Großbritannien: Britische Medien schweigen auch nach Monaten zur Integrity Initiative Quelle: Gettyimages.ru © RapidEye

Den Skandal verfolgen konnte man in der britischen Presse kaum. Diese schwieg zur "Integrity Initiative". Aus Gründen, über die nur spekuliert werden kann, haben die großen Nachrichtenhäuser Großbritanniens den Skandal ignoriert. Die schottische Zeitung Daily Record hingegen schrieb hierüber, es handle sich um "einen der größten politischen Skandale des Jahres".

Für diejenigen, an denen der Skandal vorbeiging: Die Integritätsinitiative gab sich als ein "völlig unabhängiges" Wohltätigkeitsprojekt aus, welches darauf abzielte, auf "Desinformation" aufmerksam zu machen. Dabei nutzte die Initiative Regierungsgelder, um antirussische Einfluss-Operationen in ganz Europa durchzuführen. Auch die Einmischung in die Innenpolitik anderer Länder wurde für dieses Ziel in Kauf genommen. Anti-Fracking-Aktivisten wurden angegriffen und der Oppositionsführer als dem Kreml zugehörig abgetan. 

Der Schwindel flog auf, als im vergangenen November bekannt wurde, dass die Organisation Mittel des britischen Außenministeriums (FCO) und des Verteidigungsministeriums erhielt, und dass sie von Personen mit tiefem Bezug zum militärischen Geheimdienst geleitet wurde. Kurz gesagt, es handelte sich um ein hinterhältiges Täuschungsmanöver. 

RT kontaktierte mehrere britische Nachrichtenredaktionen und fragte nach, warum sie nicht über den Skandal berichteten. Lediglich die Sun antwortete. 

Nachfolgend eine Liste über die Abdeckung der wichtigsten britischen Nachrichtenhäuser: 

The Guardian 

Als das Bundeskartellamt sagte, es würde eine Untersuchung einleiten, inwieweit staatliche Gelder zum Einsatz gekommen sind, um den Labour-Führer Jeremy Corbyn in den sozialen Medien zu kritisieren – eine der Aktivitäten in den sozialen Medien der "Integrity Initiative" (II) –, berichtete der Guardian darüber. 

Drei Tage später, als das FCO die Anschuldigungen verneinte, obwohl es Beweise für das Gegenteil gab, veröffentlichte der Guardian einen schnellen Folgeartikel. Mehr jedoch nicht. Vielleicht hatte die schnelle Berichterstattung des Guardian damit zu tun, dass zwei der Autoren, Carole Cadwalladr und James Ball, mit der II in Verbindung standen. Zwei Monate, nachdem die Dokumente zum ersten Mal aufgetaucht waren, schrieb Ball einen Meinungsartikel als scheinbaren Akt der Selbstverteidigung. 

BBC, Sky News, Channel 4 und ITV

Eine Google-Suche bestätigt, dass die BBC einen Artikel über die Veröffentlichungen geschrieben hat, der ironischerweise den Skandal selbst ignoriert. Der Artikel konzentriert sich auf die Tatsache, dass die russischen Medien den Skandal behandelt haben – eine schlaue Art, zu unterstellen, dass die II einfach das Ziel einer russischen Kampagne gewesen ist. 

Das einzige andere Mal, dass der Skandal von der BBC behandelt wurde, war, als der Sender eine Live-Übertragung des House-of-Commons-Verfahrens sendete, bei dem es um Fragen zur FCO-Finanzierung ging. 

Sky News veröffentlichte eine Geschichte über den Skandal, in welcher der Streit zwischen Arbeits- und Außenministerium über die Finanzierung der II und ihre Aktivitäten gegen Corbyn detailliert beschrieben wurde. Channel 4 und ITV hatten keine Berichterstattung hierüber. 

Die Times

Die Berichterstattung durch die Times war der des Guardian ähnlich. Beide berichteten, dass sich die FCO in Bezug auf den Einsatz von Regierungsgeldern gegen die Opposition selbst untersuchte. Einen Tag später verfolgte die Times die Verbindung zwischen den II-Lecks und Russland ohne jegliche Beweise. Dann, als die II auf mysteriöse Weise ihre Webseite "säuberte", berichtete die Times, dass die umkämpfte "Anti-Propaganda"-Seite von potenziell russischen Hackern gezwungen wurde, "offline" zu gehen.

Die Times publizierte zudem einen Meinungsartikel. Dieser fußte auf der Meinung, dass eine echte Berichterstattung über den Skandal "in die Hände des Kremls spielen würde". Verfasser war Edward Lucas, Lobbyist eines Think Tanks, der von US-Waffenherstellern finanziert wird.

Der Telegraph, der Independent, die Financial Times

Es gibt nicht viel zu sagen über die Berichterstattung in diesen Zeitungen, da sie sich des Themas nicht angenommen haben. In der Vergangenheit aber, so das Ergebnis einer schnellen Google-Suche, hat die Financial Times "Experten" des Institute for Statecraft (IfS) zitiert, der Mutterorganisation der "Integrity Initiative". Die Daily Express Boulevardzeitung schließt sich hier der Financial Times an. 

Die Sun, der Daily Star, der Evening Standard und Metro 

Vier weitere Boulevardzeitungen und vier weitere verpasste Gelegenheiten, Aufklärung zu liefern. Die Suche nach einer Erwähnung über die II blieb erfolglos. Der Mirror und der in Schottland ansässige Courier jedoch widmeten dem Thema jeweils einen umfangreichen Artikel. 

In einer Antwort, welche die Diskussion wieder von den fragwürdigen Praktiken des II auf die Schmierenkampagne gegen russische Medien verlagerte, sagte Andy Silvester, Sprecher von The Sun, zu RT: 

Im Gegensatz zu anderen Stellen, deren redaktionelle Ausrichtung beispielsweise durch ihre Verbindungen zum Kreml-Regime beeinflusst werden könnte, bleiben unsere redaktionellen Entscheidungen unabhängig und müssen weder gegenüber Russia Today noch sonst jemandem gerechtfertigt werden. 

Der Morning Star und der Canary

Diese beiden links gerichteten Zeitungen gehören unter den größeren Nachrichtenhäusern zu den Einzigen in Großbritannien, die den Skandal ausführlicher behandelten. Der Morning Star veröffentlichte einige Teile über den Skandal, darunter einen über die detaillierten "erschütternden Manipulationen" des IfS und seines II-Projekts. Der Canary schrieb von einem "regierungsgeförderten destabilisierenden Netzwerk" und veröffentlichte detaillierte Berichte über die "Propaganda-Projekte" der II und verglich dabei die Kontroverse mit dem Cambridge-Analytica-Skandal. 

Die Integritätsinitiative mit ihren "Clustern" verbündeter Journalisten wurde vom Abgeordneten der britischen Labour-Partei Chris Williamson mit einer modernen Version der Operation Mockingbird verglichen – einem geheimen Propagandaprojekt aus den 1950er Jahren, bei dem die CIA Journalisten in großen Medienhäusern dafür bezahlte, sich an bestimmte, von der US-Regierung genehmigte, Narrative in ihren Geschichten zu halten. 

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