Vier Opfer in zwei Wochen: Mordserie an Frauen in Österreich
Österreich wird im neuen Jahr von einer Serie von Morden an Frauen erschüttert. In den ersten beiden Wochen des Jahres 2019 sind bereits vier Frauen Gewalttaten zum Opfer gefallen.
Der jüngste Fall ereignete sich am Dienstag am Wiener Hauptbahnhof. Die 25-jährige Eyerus E. wurde dort von ihrem Bruder erstochen, dem 21-jährigen Eyob E. Der Spanier afrikanischer Herkunft hatte in Wien als Koch gearbeitet, verlor dann aber seine Arbeit und rutschte ins Drogenmilieu ab. Seine Schwester war nach Wien gekommen, um ihn zu suchen. Am Bahnhof kam es zum Streit, in dessen Verlauf der Mann die Frau mit einem Messer tödlich verletzte. Versuche des Sicherheitspersonals, die junge Frau wiederzubeleben, blieben erfolglos.
In der vergangenen Nacht kam es im Bereich des Hauptbahnhofes in #Favoriten zu einer tödlichen Messerattacke. Ein Tatverdächtiger wurde vor Ort festgenommen. Weitere Infos folgen.
— POLIZEI WIEN (@LPDWien) January 15, 2019
Am Wochenende hatte der Mord an der 16-jährigen Manuela K. für Aufsehen gesorgt. Die Leiche des Mädchens wurde am Sonntagmorgen zugedeckt mit Blättern und Ästen in einem Park in Wiener Neustadt in Niederösterreich von ihrer eigenen Mutter gefunden.
Dringend tatverdächtig ist der Ex-Freund des Opfers, der 19-jährige Syrer Yazan A. Er soll das Mädchen erwürgt haben. Der Mann war bereits 2018 wegen Körperverletzung verurteilt worden. Laut Behörden habe ihm außerdem wegen Körperverletzung und sexueller Belästigung des Mädchens eine weitere Strafe gedroht.
Am Mittwoch vergangener Woche wurde im ebenfalls niederösterreichischen Krumbach die 50-jährige Silvia K. von ihrem ehemaligen Lebensgefährten Roland H. erstochen. Der Mann galt im Dorf als auffällig und als Waffennarr, er wurde von einem Sondereinsatzkommando festgenommen. Auch in diesem Fall geht die Polizei von einer Beziehungstat aus.
Am Dienstag der vergangenen Woche wurde schließlich in Amstetten die 40-jährige Aurelia von ihrem 37-jährigen Ehemann vor den Augen von drei ihrer vier Kinder erstochen. Senol D., ein Österreicher türkischer Herkunft, war vorher durch Versuche aufgefallen, seine Umgebung zum Islam zu bekehren. Weihnachtsmarktbesuchern soll er den Punsch weggenommen haben, weil dieser unislamisch sei. Bisher war der Mann allerdings nicht als Gewalttäter in Erscheinung getreten. Auch hier vermutet die Polizei eine Beziehungstat.
Greinsfurth, Bez. Amstetten: 37-Jähriger ist verdächtig, seine Gattin durch Messerstiche getötet zu haben. EKO COBRA und Verhandlungsgruppe der Polizei im Einsatz, Festnahme erfolgt. LKA Leib/Leben und Tatort ermitteln. #Presseaussendung folgt pic.twitter.com/N7SVMsAERn
— Polizei NÖ (@LPDnoe) January 8, 2019
Diese Serie von Tötungsdelikten versetzt Österreich in Aufregung. Bereits 2018 hatte die Zahl der Femizide, der Tötungsdelikte an Frauen, einen Rekordwert erreicht. Nach aktuellen Zahlen des Bundesinnenministeriums, die der Welt vorliegen, ist die Zahl der Morde von 2015 bis 2018 von 40 auf 70 gestiegen. Der Anteil der Frauen an den Opfern stieg dabei kontinuierlich von 42,5 auf 58,5 Prozent an.
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Die Sozialwissenschaftlerin Birgitt Haller vom Wiener Institut für Konfliktforschung erklärte gegenüber der Welt, dass Gewalt gegen Frauen vor allem dann auftrete, wenn Männer "einen sehr patriarchalischen und machistischen Blick auf Frauen und ihre Beziehung haben". Dabei finde häufig eine Verdinglichung der Frau nach dem Motto "Wenn ich dich nicht haben kann, dann mach ich dich kaputt" statt.
Es sei auffällig, so Haller weiter, dass sich unter den Verdächtigen überproportional viele Ausländer und Asylbewerber befinden: "Das legt den Schluss nahe, dass diese Gruppe besonders frauenfeindlich und patriarchalisch eingestellt ist."
Die Gewalttaten haben auch die Debatte um eine Verschärfung des Asylrechts angefeuert. Das FPÖ-geführte Innenministerium prüft derzeit "alle Optionen", um die Möglichkeiten zur Aberkennung des Asylstatus auszuweiten. Künftig soll dessen Aberkennung auch nach der Begehung von weniger schweren Straftaten möglich sein. Eine entsprechende Initiative will die österreichische Bundesregierung auch auf EU-Ebene einbringen.
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