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Macron zu Leibwächter-Affäre: "Nein, Benalla ist nicht mein Liebhaber"

Die Affäre um seinen früheren Sicherheitsbeamten setzt Emmanuel Macron immer mehr unter Druck. Im Zentrum der Affäre steht die Beziehung zwischen Präsident und Leibwächter. Im Scherz bestreitet Macron jetzt, ein Liebesverhältnis mit Alexandre Benalla zu haben.
Macron zu Leibwächter-Affäre: "Nein, Benalla ist nicht mein Liebhaber"Quelle: Reuters

In der Affäre um seinen ehemaligen Leibwächter Alexandre Benalla steht der französische Präsident Emmanuel Macron weiterhin unter Druck. Gegenüber Abgeordneten seiner Partei versuchte er, scherzhaft Gerüchte zu zerstreuen, die wegen seiner offensichtlich sehr engen Beziehung zu Benalla aufgekommen waren:

Alexandre Benalla hat nie die Codes für die Atomwaffen gehabt … Er ist nicht mein Liebhaber."

Benalla war als Macrons Sicherheitschef entlassen worden, nachdem ein Video aufgetaucht war, das ihn verkleidet als Polizist beim Verprügeln von Demonstranten zeigt. Bevor das Video öffentlich wurde, war er lediglich für einige Tage suspendiert worden, konnte dann aber offensichtlich seinen Dienst bei Macron fortsetzen. Mittlerweile wurde er verhaftet, gegen ihn wird wegen Gewalttätigkeit und Amtsanmaßung ermittelt.

Auch ein Mitarbeiter der Regierungspartei La République en Marche (LREM) und Polizisten wurden in diesem Zusammenhang festgenommen. Die Polizisten sollen Benalla verbotenerweise Videoüberwachungsbilder zugespielt haben.

Macron nannte die Taten Benallas gegenüber seinen Parteifreunden "enttäuschend" und einen "Verrat". Er übernahm die "volle Verantwortung" für den Skandal, beschuldigte aber gleichzeitig die Medien, die Affäre hochzuspielen und nicht nach der Wahrheit zu suchen.

Mittlerweile hat sich auch Benalla selbst geäußert. In einem Interview mit der Zeitung Le Monde  gibt er zu, einen Fehler, eine Dummheit begangen zu haben, aber keine Straftat. Benalla spricht von einer Kampagne gegen den Präsidenten, er selbst sei nur das Einfallstor für diese Kampagne gewesen.

Macron wird vorgeworfen, die Affäre unter der Decke gehalten und zu lange an Benalla festgehalten zu haben. Die Opposition sieht in dem Skandal einen Wendepunkt in Macrons Präsidentschaft, kann aber angesichts der Parlamentsmehrheit der Regierungspartei selbst wenig ausrichten. Am Freitag haben die Oppositionsparteien den Untersuchungsausschuss zum Benalla-Skandal verlassen und ihn als Parodie bezeichnet.

Macron wird möglicherweise versuchen, sich durch die Entlassung des Innenministers Gérard Collomb aus der Affäre zu ziehen. Sein Ansehen als moralische Instanz aber ist zerstört. Vor einem Jahr noch hatte er vorgegeben, sich in seiner Amtsführung von seinen skandalumwitterten Vorgängern deutlich unterscheiden zu wollen. Davon kann jetzt keine Rede mehr sein. 

Insbesondere die zahlreichen Privilegien Benallas werfen Fragen auf: Der 26-Jährige verfügte über einen Dienstwagen mit Chauffeur und Blaulicht sowie eine Dienstwohnung am Quai Branly, die demnächst für 180.000 Euro renoviert werden sollte, und er erhielt eine Beförderung zum Oberstleutnant der Reserve der Gendarmerie, ein Dienstrang, der weder seinem Alter noch seiner Qualifikation entsprach.

Er begleitete die Macrons bei jedem Ausflug und jeder Reise und verfügte sogar über die Schlüssel für ihr Privathaus in der Normandie. Als Sicherheitsbeamter war er Teil einer im Élysée-Palast durch Macron etablierten Parallelstruktur und in delikaten Angelegenheiten offenbar die rechte Hand des Präsidenten.

Im Auftrag des Präsidenten verdarb Benalla so etwa den französischen Fußballfans vor zehn Tagen die WM-Siegesfeier. Tausende Fans hatten bei über 30 Grad stundenlang gewartet, um die Weltmeister nach ihrer Rückkehr aus Russland gebührend zu empfangen und zu feiern. Allerdings wollte auch Macron die Weltmeister empfangen, und er wollte die Bilder dieses Empfangs in der 20-Uhr-Hauptnachrichtensendung haben. Also fuhr der Bus nicht wie nach dem letzten Titelgewinn 1998 im Schritttempo durch die Menge, sondern rauschte mit 40 Stundenkilometern geradezu hindurch. Vorn im Bus neben dem Fahrer, ihm das Tempo vorgebend, saß Alexandre Benalla.

Kern der Affäre ist letztlich die Art der Beziehung zwischen Präsident und Leibwächter. Diese ist in jedem Fall viel enger und persönlicher als üblich und erinnert eher an ein Verhältnis, wie es in früheren Jahrhunderten zwischen absoluten Monarchen und deren Favoriten üblich war. Ob dieses Verhältnis auch eine intime Komponente beinhaltete, ist derzeit Gegenstand von Spekulationen, nicht nur in sozialen Netzwerken.

Die am Mittwoch erschienene Ausgabe der Wochenzeitschrift Le Canard enchâiné  titelt dann auch: "In der Benalla-Affäre hat Macron den Helm auf!" und bezieht sich damit zum einen auf den Polizeihelm, den Benalla beim Prügeln trug, zum anderen aber offenbar auch auf die berühmten Fotos, die Macrons Vorgänger François Hollande mit Helm auf einem Motorroller zeigten – auf dem Weg zu seiner Geliebten.

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