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Interview mit Krimtataren-Vertreter: Russland machte Krimtatarisch zur offiziellen Sprache - Teil 2

In Teil 2 des Interviews mit RT Deutsch hat der Krimtataren-Vertreter Ünver Sel den Integrationsprozess der türkisch-muslimischen Minderheit in die Russische Föderation gelobt. Insbesondere die Aufwertung der krimtatarischen Sprache sorgt für großen Zuspruch.
Interview mit Krimtataren-Vertreter: Russland machte Krimtatarisch zur offiziellen Sprache - Teil 2

von Ali Özkök

Die "Stiftung zur Entwicklung der Krim" (auf Türkisch: "Kırım Kalkınma Vakfı") mit Sitz in der türkischen Hauptstadt engagiert sich für einen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Dialog zwischen der Bevölkerung der Krim auf der einen sowie der russischen und türkischen Regierung auf der anderen Seite. In der Türkei lebt mit bis zu fünf Millionen Menschen die weltweit größte krimtatarische Diaspora.

Ukrainische Politiker behaupten immer wieder, dass sich die Krim unter Kontrolle Kiews besser entwickelt habe als unter russischer Kontrolle. Was ist Ihre Meinung?

Die Krim wurde zu ukrainischen Zeiten bewusst zurückgelassen. Die Ukraine wusste, dass sie die Krim nicht für lange Zeit kontrollieren könnte. Aus diesem Grund hat die ukrainische Zentralregierung die Krim nie ausreichend finanziell unterstützt. Im Gegenteil, sie trug das wirtschaftliche Einkommen der Krim nach Kiew. Die ukrainischen Oligarchen nutzten die Krim bis zum Ende aus. Dabei wirkten einige krimtatarische Politiker und ihre Unterstützer, die am tiefen Staat der Ukraine beteiligt sind, gemeinsam an der Ausbeutung der Krim mit. Während der ukrainischen Zeit wurde die einfache krimtatarische Bevölkerung ausgebeutet.

Was hat sich nach der Wiedereingliederung der Krim in die Russische Föderation im Alltag der muslimisch-türkischen Minderheit auf der Halbinsel verändert?

Nach der Wiedereingliederung der Krim in die Russische Föderation haben sich die Aussichten für die Wiederherstellung der muslimischen Krimtataren-Gemeinschaft auf der Halbinsel und für den Aufbau der Zukunft deutlich verbessert. In dieser Zeit haben die russische föderale und lokale Krim-Regierung viele Verbesserungsmaßnahmen für das Leben der Krimtataren unternommen. Krimtatarisch-Türkisch, zusammen mit Russisch und Ukrainisch, wurden als offizielle Sprachen in der Krimrepublik anerkannt. Die "Große Freitagsmoschee", auf die die Krimtataren seit 20 Jahren warten, wird mit dem diesjährigen Bau fertiggestellt. Die erste "Multidirektionale Oberschule" wurde im vergangenen Jahr in Simferopol eröffnet. Das ist die erste von insgesamt acht Schulen mit jeweils einer Kapazität von 1.000 Schülern.

Im Rahmen des föderalistisch ausgerichteten Programms Russlands für die Krim wurden rund 175 Millionen US-Dollar für die Wiederherstellung des Status der deportierten Völker, einschließlich der Krimtataren, ausgegeben. Heute werden Studien zur Etablierung der nationalen kulturellen Autonomiestruktur der Krimtataren auf der Halbinsel Krim durchgeführt.

Während des akademischen Jahres 2017-2018 lernen inzwischen 5.600 Schüler Krimtatarisch. Auf der Halbinsel wurden 15 Schulen eröffnet, die auf Krim-Türkisch unterrichten. Weitere 22.000 Schüler lernen in öffentlichen Schulen über Wahlkurse Krimtatarisch.

Wie sieht es in den Bereichen Medien und Religion aus?

Auch bei den Medien hat sich was verändert. Millet TV und Vatan Sedası Radyosu, die nach 2014 eröffnet wurden, sind als offizielle Presseorganisationen auf der Halbinsel tätig, die auf Krimtatarisch berichten. Insgesamt 58 verschiedene größere und kleinere Medien publizieren auf Krimtürkisch. Mehr als 80.000 Bücher wurden 2017 in unserer Sprache veröffentlicht.

Auf der Krim wurden das Ramadan- und Opferfest im Rahmen des religiösen Respekts für das muslimische Volk zu offiziellen Feiertagen erklärt. Die Feste Hıdırellez und Sabantoy, die auf die traditionellen Bräuche der Krimtataren zurückgehen, werden vom russischen Staat unterstützt. Auch finden jedes Jahr am 18. Mai, dem Tag des "Exils und der Trauer" für die Krimtataren, Gedenktage und Aktivitäten statt.

In den letzten vier Jahren gab es auf der Krim keine Konflikte zwischen den wichtigsten ethnischen oder sektiererischen Gruppen. Anfang 2017 sind nach den Ergebnissen einer Umfrage der Bundesagentur für internationale Angelegenheiten 75 Prozent der Vertreter der Krimtatarengemeinschaft mit ihrem Lebensstandard zufrieden; 65 Prozent halten die Situation auf der Halbinsel für positiv; 81 Prozent glauben nicht, dass es Spannungen zwischen verschiedenen sektiererischen Gruppen gibt.

Russland arbeitet derzeit bei der Lösung mehrerer regionaler und wirtschaftlicher Herausforderungen mit der Türkei zusammen. Welche Rolle spielen Ihrer Meinung nach die Krimtataren in den Beziehungen zwischen Russland und der Türkei?

Trotz regionaler und wirtschaftlicher Schwierigkeiten funktioniert die Vision von Wladimir Putin gut. Im politischen Aktionsraum Russlands spielt die Türkei eine der wichtigsten regionalen Rollen.

Russland und die Türkei durchlebten schwierige Zeiten vor allem nach dem Kampfjetabschuss im syrisch-türkischen Grenzraum und der Ermordung des russischen Botschafters zu Ankara, doch sie meisterten diese Periode. Um eine Annäherung zu erwirken, trugen krimtatarische Politiker und Meinungsführer auf der Krim und in der türkischen Diaspora ihren Teil bei. Auch ich brachte mich in der Zivilgesellschaft ein, um den Frieden und die Kooperation wieder in den Mittelpunkt zu stellen.

Die sogenannte "westliche Welt", die sich um die USA und Großbritannien orientiert, sieht in der sich entwickelnden Türkei-Russland-Iran-Allianz eine Bedrohung. Im Hintergrund positioniert sich auch noch China als Partner dieser Mächte.

Mit der Torpedierung des Dreierbündnisses versucht die westliche Welt, einen neuen "Kalten Krieg" gegen Russland zu schaffen. Dabei soll Moskau isoliert werden. Unter diesem Eindruck spielen die Krimtataren eine wichtige Rolle in den Spielchen des Westens, der die Minderheit instrumentalisieren will.

Die Krimtataren sind das Brudervolk der Türken und werden mit ihrer Konsolidierung auf der Krim eine bedeutende Rolle in den zukünftigen Beziehungen spielen. Historisch waren die Krimtürken immer eine wichtige Brücke zwischen dem zaristischen Russland und dem Osmanischen Reich. Die Krim und Krimtataren-Frage wird zwischen der Türkei und Russland vorrangig diskutiert. Andere Länder der Welt, insbesondere die Ukraine, spielen in dieser Frage eine zweitrangige Rolle. Die Krimtataren glauben, dass nur Ankara und Moskau gemeinsam die Situation bezüglich ihrer Zukunft lösen können.

Bis zu fünf Millionen Krimtataren leben in der Türkei. In welchem Verhältnis stehen die Krimtataren in der Türkei zu denen auf der Krim?

Die Krimtataren wanderten ab dem Jahr 1783 von der Krim in die Türkei. Ab diesem Zeitpunkt gehörte die Krim offiziell zu Russland. Die Beziehung zwischen der Diaspora und den Krimtataren auf der Halbinsel reduzierten sich während des zaristischen Russlands und der Sowjetunion allmählich, aber sie erloschen nie. Während des Zerfalls der Sowjetunion und der allmählichen Rückkehr der Krimtataren in ihre Heimat wurden die direkten Beziehungen zwischen beiden Seiten wieder beflügelt.

In jener Zeit, als die Ukrainekrise stattfand, gab es direkte Luft- und Seeverbindungen von der Krim in die Türkei. Doch die internationalen Sanktionen, die aggressiv von Kiew gefordert wurden, brachten viele Transportverbindungen zum Erliegen.

Trotz all dieser Hindernisse auf der Krim tun die Krimtataren in der Türkei vieles, um ihre Beziehung zum eigenen Volk auf der Krim zu verbessern. Voraussetzung dafür, dass diese Annäherung Bestand hat, ist, dass die Türkei und Russland enge und freundschaftliche Beziehungen pflegen.

Eine Minderheit unter den Krimtataren, die von zweifelhaften Persönlichkeiten gelenkt wird, unterstützt Sanktionen und Sabotage gegen die Krim. Doch diese verzweifelten Aktionen, die vom Westen gefördert werden, werden die Beziehungen zwischen Moskau und Ankara nicht verderben können.

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