Wutbürger in Österreich verurteilt: Ex-Polizist beschimpfte Politiker als Nazi-Drecksau

Jahrelang hat ein Österreicher E-Mails mit beleidigendem Inhalt an Politiker von FPÖ und ÖVP geschrieben. Nun wurde der Ex-Polizist von einem Gericht zur Zahlung eines Bußgeldes verurteilt. Zukünftig wolle er nur noch Konstruktives schreiben, versicherte der Rentner.

Von einem besonderen Sendungsbewusstsein wurde ein ehemaliger Wiener Polizist in seinem Ruhestand erfasst. Über Jahre verfasste der gebürtige Grazer tausende E-Mails, die er an Politiker sandte. Wie der Österreichische Rundfunk (ORF) berichtet, musste er sich dafür nun vor einem Gericht verantworten - wegen „beharrlicher Verfolgung“. Denn seine elektronisch verbreiteten Briefe hatten laut Anklage durchweg einen beleidigenden Inhalt. Über 5000 Mails verfasste der Rentner zwischen April 2014 und Mai 2017. 

Zunächst schrieb er Vertreter der rechten Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) an. Darunter auch Parteichef Heinz Christian Strache, nunmehr Vizekanzler der Alpenrepublik. Der jetzige Grazer Vizebürgermeister Mario Eustacchio erhielt ein Jahr lang täglich zwischen zwei und fünf Botschaften des Wutbürgers. Im Fall von Strache war der Geduldsfaden kürzer gestrickt: Nach Empfang der hundertsten E-Mail sperrte ein FPÖ-Mitarbeiter den Absender.

Dann nahm der ehemalige Polizist auch die konservative Österreichische Volkspartei (ÖVP) ins Visier. An die E-Mail-Adresse der Partei von Kanzler Sebastian Kurz sandte er fast 2.000 Pamphlete. 

Der Rentner soll 2.250 Euro zahlen

„Sie müssen einsehen, so geht das nicht. Sie legen ja die Postfächer lahm“, zitiert der ORF den Richter, der die Verhandlung vor dem Grazer Straflandesgericht führte. „Die Inhalte sind mehr als grenzwertig, da stehen Dinge wie ‚Nazi-Drecksau‘“, so der Richter. Der ohne Anwalt im Gerichtsaal erschienene Angeklagte erklärte dazu, er habe nun mal einen provokanten Stil. Für die ehrenbeleidigende E-Mails entschuldige er sich jedoch.

Der Rentner wurde zu einem Bußgeld in Höhe von 2.250 Euro verurteilt, das er in sechs Raten zu zahlen hat. Er erklärte sich damit einverstanden und wolle nun prüfen, ob seine Finanzen es zulassen, die Summe auch in nur zwei Raten zu berappen Zudem kündigte der 71-Jährige an, fortan nur noch konstruktive Beiträge zu verfassen - aber nicht mehr an Politiker. Offenbar brennt es ihm bereits wieder unter den Nägeln, denn zum Schluss der Verhandlung fragte er, wann er seine beschlagnahmten Laptops zurückbekomme. Es sei schließlich dringend.

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