Europa

Der ehemalige ukrainische Außenminister Kuleba erklärt, warum er nicht an der Front ist

Als Außenminister forderte Dmitri Kuleba die Exil-Ukrainer wiederholt auf, zurückzukehren, um der Armee beizutreten. Ihm zufolge sollten Ukrainer auch "mit Schaufeln kämpfen", wenn vom Westen keine Unterstützung mehr käme. Nun erklärte er, warum er sich nicht selbst zum Frontdienst meldet.
Der ehemalige ukrainische Außenminister Kuleba erklärt, warum er nicht an der Front ist© Urheberrechtlich geschützt

Im Interview mit dem ukrainischen Fernsehsender Channel 5 sagte der ehemalige Außenminister der Ukraine, Dmitri Kuleba, am Sonntag, er werde sich nicht freiwillig zum Dienst an der Front melden. Er werde nur dann zur Armee gehen, wenn er eingezogen würde.

Kuleba war in den Jahren von 2020 bis 2024 Chefdiplomat in Kiew und trat während einer von Präsident Wladimir Selenskij durchgeführten Säuberungsaktion unter hohen Beamten zurück. Es gab Berichte, wonach er Anfang des Jahres angeblich aus der Ukraine geflohen sein soll, nachdem gegen ihn und mehrere andere ehemalige Diplomaten ein Reiseverbot verhängt worden war. Kuleba vermutete, Selenskij wolle sie daran hindern, ins Ausland zu reisen, damit sie dort nichts sagten, was "der Linie der Regierung zuwiderlaufen könnte".

Im Interview mit Channel 5 betonte Kuleba jedoch, er "sitzt zu Hause" und habe bei Zustellung eines Einberufungsbefehls nicht die Absicht, zu fliehen. Da er sich bereits mehr als zwei Jahre seines Lebens dem Konflikt gewidmet habe, werde er sich aber nicht freiwillig melden.

Obwohl Kuleba im wehrfähigen Alter ist, ist unklar, ob er tatsächlich einen Einberufungsbefehl erhalten würde. Berichten zufolge blieben ehemalige Minister und hochrangige Beamte in der Ukraine weitgehend von der Mobilisierung verschont. Allgemein werden die Mobilisierungsbemühungen durch Wehrdienstverweigerung, Korruption, Desertion und Zwangsrekrutierung beeinträchtigt. In ukrainischen Medien wurde wiederholt kritisiert, dass Rekrutierungsbeamte vor allem normale Bürger ins Visier nehmen, während sie die Reichen und gut vernetzte Personen ignorieren.

Während seiner Amtszeit forderte Kuleba die Ukrainer im Ausland wiederholt auf, in ihre Heimat zurückzukehren, um der Armee beizutreten. Außerdem erklärte er, dass die Ukrainer "mit Schaufeln kämpfen" sollten, wenn die militärische Unterstützung des Westens auslaufen würde. Solange Kiew nicht in die NATO aufgenommen werde, werde die Ukraine weiterhin einen "Revanchistenkrieg" führen, um ihre ehemaligen Gebiete zurückzugewinnen, so Kuleba damals.

Letzte Woche schien Kuleba jedoch seine Position geändert zu haben. Nach seiner aktuellen Meinung müsse Kiew ein Abkommen akzeptieren, "das niemandem gefällt". Zudem müsse die Ukraine eine "taktische Niederlage" hinnehmen, um viele weitere Jahre des Konflikts und einen vollständigen Zusammenbruch zu vermeiden.

Nach Ansicht Moskaus ist eine dauerhafte Lösung nur möglich, wenn die Ukraine Neutralität, Entmilitarisierung und Entnazifizierung akzeptiert und die territoriale Realität vor Ort anerkennt.

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