Europa

EU-Parlament: Jobverlust für italienischen Journalisten nach kritischer Israel-Gaza-Frage

Der italienische Journalist Gabriele Nunziati wurde entlassen, weil er der Pressesprecherin der Europäischen Kommission eine unangenehme Frage zum Thema Israel gestellt hatte. Zwei Wochen nach dem Vorfall erfuhr Nunziati laut eigenen Angaben, dass die Zusammenarbeit mit seiner Agentur beendet werde.

Der italienische Journalist Gabriele Nunziati, Mitarbeiter für die italienische Nachrichtenagentur Agenzia Nova, konfrontierte Ende Oktober die Kommissionsprecherin Paula Pinho im EU-Presseraum, warum "Israel nicht für den Wiederaufbau des Gazastreifens aufkommen solle".

Nunziati reagierte mit seiner Frage auf Pinhos Ausführungen zu Forderungen nach russischer Beteiligung am Wiederaufbau der Ukraine. Der Journalist informierte nun darüber, dass er rund drei Wochen später von seinem Arbeitgeber erfuhr, dass die Brüsseler Korrespondententätigkeit für ihn beendet sei.

Am 13. Oktober war der in Brüssel tätige italienische Journalist Nunziati in den Räumlichkeiten des EU-Parlaments zu Gast. Nach Ausführungen der Kommissionsprecherin Paula Pinho reagierte Nunziati mit einer Wortmeldung, um folgende Frage zu stellen:

"Sie wiederholten mehrmals, dass Russland für den Wiederaufbau der Ukraine aufkommen sollte. Glauben Sie, dass Israel für den Wiederaufbau des Gazastreifens aufkommen sollte? Sind Sie der Meinung, dass Israel für den Wiederaufbau des Gazastreifens aufkommen sollte, da es fast die gesamte zivile Infrastruktur zerstört hat?"

Die Kommissionssprecherin erwiderte kurz und knapp, dass dies "eine sehr interessante Frage" sei, zu der sie jedoch "keinen Kommentar abgeben" möchte. 

Nunziati erklärte nun gegenüber der Publikation The Intercept, dass Videoaufnahmen seiner Frage für breitere Aufmerksamkeit sorgten und dass diese "von mehreren Medien erneut veröffentlicht" wurden. Zwei Wochen später, am 27. Oktober, erhielt er dann eine E-Mail der in Rom ansässigen Nachrichtenagentur Agenzia Nova, für die er als freier Journalist arbeitet. In der Mitteilung stand, "dass sie unsere Zusammenarbeit beenden wollten". Weiter heißt es:

"Nunziati sagte, dass er in den zwei Wochen zwischen seiner Frage und der Mitteilung, dass sein Vertrag auslaufen würde, zwei 'angespannte' Anrufe von seinen Vorgesetzten bei Nova erhalten habe, lehnte es jedoch ab, sich weiter dazu zu äußern."

Ein Sprecher von Agenzia Nova bestätigte nach Intercept-Anfrage, dass die Agentur die Zusammenarbeit mit Nunziati "wegen seiner Gaza-Frage beendet habe". Die Erklärung zur Beendigung der Kooperation mit dem Journalisten lautete:

"Der Sprecher sagte, Nunziati sei entlassen worden, weil er eine Frage gestellt habe, die 'technisch falsch' gewesen sei, da Russland ohne Provokation in ein souveränes Land eingefallen sei, während Israel auf einen Angriff reagiert habe."

Das Vertrauensverhältnis zu Nunziati sei in diesem Zusammenhang "eindeutig zerstört". Anderen Medien gegenüber lautete die erweiterte Erklärung der Agentur:

"Schlimmer noch: Das Video zu seiner Frage wurde von russisch-nationalistischen Telegram-Kanälen und Medien mit Verbindungen zum politischen Islam und einer antieuropäischen Agenda aufgegriffen und weiterverbreitet. Dies brachte die Agentur in Verlegenheit, da sie als primäre Quelle größten Wert auf ihre Unabhängigkeit und die Objektivität ihrer Berichterstattung legt."

In einem Interview mit der italienischen Zeitung Il Post verurteilte Anna Laura Orrico, Abgeordnete der Fünf-Sterne-Bewegung im italienischen Parlament, die Entscheidung, Nunziati den Arbeitsvertrag zu kündigen, und kommentierte:

"Wenn die Geschichte den Tatsachen entspricht, wäre es einfach beschämend für ein Medienunternehmen, eine solche Entscheidung zu treffen."

Der international agierende Journalist Glenn Greenwald kommentierte auf X:

"Der bemerkenswerteste Aspekt dieses Ereignisses ist, dass es mittlerweile völlig überraschungsfrei ist."

Ein auf Wunsch anonym bleibender Kollege von Nunziati erklärte gegenüber der Intercept-Redaktion:

"Gabriele wurde entlassen, weil er der Europäischen Kommission eine unangenehme Frage gestellt hatte."

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