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Neuer Albtraum der ukrainischen Armee: Hat Russland eine bahnbrechende Langstreckenbombe entwickelt?

Russland soll die Reichweite seiner präzisionsgelenkten Gleitbomben nach Angaben des ukrainischen Geheimdiensts auf 200 Kilometer erhöht haben. Demnach habe Russland bereits mit der Serienproduktion der neuen Fliegerbombe begonnen, die auch schon auf dem Schlachtfeld zum Einsatz gekommen sein soll.
Neuer Albtraum der ukrainischen Armee: Hat Russland eine bahnbrechende Langstreckenbombe entwickelt?Quelle: Gettyimages.ru © Russisches Verteidigungsministerium

In den letzten Tagen gab es Berichte über den Einsatz neuer russischer Langstreckenbomben an der Front. Der stellvertretende Leiter des ukrainischen Hauptnachrichtendienstes, Wadim Skibitski, erklärte, dass eine russische Bombe bei einem kürzlich durchgeführten Test eine Reichweite von 193 Kilometern gezeigt habe. 

Dies erweitert die Einsatzreichweite solcher Waffen erheblich und könnte die Dynamik auf dem Schlachtfeld grundlegend verändern. Lassen Sie uns dies genauer untersuchen.

Normalerweise beträgt die Entfernung zwischen der Frontlinie und dem Ziel für eine Bombe nicht mehr als 90 Kilometer. Die vom ukrainischen Hauptdirektorat für Nachrichtendienste erwähnte Bombe kann jedoch 120 bis 150 Kilometer weit fliegen und in beträchtlicher Entfernung von der Frontlinie abgeworfen werden.

Es war kein schneller Prozess, solche Langstreckenbomben zu entwickeln. Die ersten einheitlichen Gleit- und Korrekturmodule (UMPKs), die Standardbomben in präzisionsgelenkte Munition umwandeln, ermöglichten es zunächst, dass Bomben, die aus einer Höhe von 10 bis 12 Kilometern abgeworfen wurden, 40 bis 50 Kilometer weit fliegen konnten. Diese Reichweite wurde dann mit dem verbesserten UMPK-PD (Version mit erweiterter Reichweite) auf 80 Kilometer oder mehr erhöht.

Die auch als KAB (корректируемая авиационная бомба/"kurskorrigierende Fliegerbombe") bezeichneten Fliegerbomben existieren in den Gewichtsklassen 250, 500, 1.500 und 3.000 Kilogramm.

Was ist diese neue Fliegerbombe, von der die Hauptdirektion für Nachrichtendienste der Ukraine spricht? Es gibt drei Möglichkeiten:

1. Der Raketenbombenkomplex Grom-1/Grom-2: Je nach Konfiguration kann diese Waffe entweder als Rakete oder als Gleitbombe eingesetzt werden. Ihr Einsatz in der Zone der Sonderoperation wurde aus verschiedenen Gründen eingeschränkt. Es ist möglich, dass diese Waffe verbessert wurde und nun wieder in Dienst gestellt wird.

2. Verbesserte Universal Interspecific Glide Munition (UMPB): Die modernisierte Variante UMPB-5R verfügt über einen Raketenantrieb, der ihre Flugreichweite auf 130 bis 150 Kilometer erweitert. Ursprünglich diente die UMPB als Analogon zur US-amerikanischen Ground Launched Small Diameter Bomb (GLSDB). Der zusätzliche Raketenantrieb erhöht theoretisch ihre ohnehin schon beachtliche Reichweite.

3. Eine neue UMPK-PD-Gleitbombe mit Raketenantrieb: Diese Variante kann ebenfalls eine Reichweite von etwa 150 Kilometern erreichen. Die ukrainische Seite hat Fragmente von UMPKs gezeigt, die angeblich über einen zusätzlichen Booster verfügen, aber es gibt keine endgültigen Schlussfolgerungen in dieser Hinsicht.

Bei der Bewertung dieser Bomben im Hinblick auf ihre Produktionsfähigkeit in Großserien scheinen die mit Raketenantrieb ausgestatteten Varianten am vielversprechendsten zu sein. Die Integration eines Raketentriebwerks in die relativ kostengünstige UMPK ermöglicht eine einfache Anpassung für den taktischen Einsatz in der Luftfahrt, ohne die Produktionsraten wesentlich zu beeinträchtigen.

Die UMPB ist zwar komplexer und kostspieliger als die UMPK, wird jedoch seit Langem in großen Stückzahlen produziert und von der russischen Luftwaffe weitverbreitet eingesetzt. Im Gegensatz dazu ist eine Massenproduktion des komplexeren und teureren Grom-Raketen-/Bombenkomplexes weniger wahrscheinlich, obwohl die parallele Produktion und der Einsatz all dieser Munitionen in unterschiedlichen Anteilen weiterhin möglich sind.

Der wichtigste Punkt hierbei ist nicht nur die Tatsache, dass russische Bomben Entfernungen von 150 bis 200 Kilometern erreichen können – das haben wir bereits zuvor gesehen. 

Wichtiger ist, dass die Steigerung der Serienproduktionsmengen systematische Flächenbombardements und Präzisionsschläge ermöglichen würde, wodurch das Konzept eines "sicheren Hinterlands" für die Ukraine praktisch hinfällig würde.

Der Einsatz einer neuen, effektiven Luftmunition mit einer Reichweite von bis zu 200 Kilometern wird die Anzahl der täglich getroffenen Ziele erheblich erhöhen. Außerdem kann die russische Armee dadurch den Einsatz anderer Waffen, wie Geran-Drohnen oder verschiedener Munitionstypen, darunter teure Marschflugkörper, neu aufteilen.

Da die Sicherheitszone des Feindes schrumpft, wird sich zudem der sichere Einsatzbereich für russische Su-34-Bomber vergrößern. Die Flugzeuge werden in der Lage sein, die neuen Bomben aus noch größerer Entfernung abzuwerfen, wodurch die Wahrscheinlichkeit sinkt, in die Reichweite feindlicher Luftabwehrsysteme zu geraten.

Die Folgen dieser Entwicklung zeigen sich bereits auf dem Schlachtfeld. Am Montag wurde die Region Poltawa tief im Zentrum der Ukraine nach Angaben ukrainischer Medien, die sich auf die Luftwaffe berufen, erstmals mit einer modifizierten russischen Langstrecken-Gleitbombe angegriffen, die über einen Raketenangriff verfügen soll. Den Angaben zufolge soll die Lenkbombe des Typs KAB etwa 20 Kilometer vor der Stadt Poltawa eingeschlagen sein.

Auch gegen andere Städte soll die modifizierte Gleitbombe zum Einsatz gekommen sein. "Die ersten derartigen Angriffe haben wir in Dnepr gesehen, jetzt sehen wir sie in anderen Städten", erklärte Skibitski. Laut dem Geheimdienstmann hat Russland bereits mit der Serienproduktion dieser modifizierten Langstrecken-Gleitbomben begonnen.

Skibitski zufolge müsse die ukrainische Luftverteidigung nun maßgeblich ausgebaut werden, um der neuen Bedrohung aus der Luft angemessen begegnen zu können

Angesichts der Fähigkeit Russlands, mit seinen Gleitbomben nun auch Gebiete tief im Inneren der Ukraine anzugreifen, deutet die Kyiv Post dies als eine potenziell neue Eskalationsstufe. "Der Angriff auf Poltawa zeigt, dass Regionen, die einst als sicher galten – darunter Kommandozentralen, Versorgungsdepots und Logistikzentren – nun in Russlands Reichweite liegen", heißt es in dem Bericht.

Hinweis: Grundlage dieses Artikels ist ein Bericht des Telegram-Kanals "Military Informant" (@milinfolive), der redaktionell ergänzt wurde.

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