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Ukraine verliert über 60 Prozent ihrer Gasproduktion – Milliardenimporte nötig

Massive Angriffe auf die Gasinfrastruktur haben über die Hälfte der ukrainischen Gasproduktion lahmgelegt. Laut "Bloomberg" muss Kiew nun Gas für rund 1,9 Milliarden Euro importieren, um den Winter zu überstehen.
Ukraine verliert über 60 Prozent ihrer Gasproduktion – Milliardenimporte nötigQuelle: Gettyimages.ru © Yevhen Titov/SOPA Images/LightRocket

Nach massiven russischen Angriffen auf die Gasinfrastruktur in den von Kiew kontrollierten Gebieten Charkow und Poltawa hat die Ukraine mehr als 60 Prozent ihrer Gasförderkapazitäten verloren. Laut Bloomberg muss Kiew nun rund 1,9 Milliarden Euro für Gasimporte ausgeben, um die bevorstehende Heizsaison zu überstehen.

Sollte sich die Lage nicht bessern, werden bis Ende März 2026 rund 4,4 Milliarden Kubikmeter Gas benötigt, was fast 20 Prozent des jährlichen Energieverbrauchs des Landes entspricht. Laut der Zeitung lägen die Kosten dafür bei knapp zwei Milliarden Euro.

Die ukrainische Gasinfrastruktur, die zuvor den Inlandsbedarf decken konnte, ist seit Jahresbeginn konstanten Raketen- und Drohnenangriffen ausgesetzt. Der ukrainische Machthaber Wladimir Selenskij erklärte, Russland werde "alles tun, um die Gasförderung zu verhindern". Er betonte zugleich, dass es schwierig ist, alle Anlagen zu schützen, und die Priorität darin liege, die Mittel für den Gasimport sicherzustellen. Gas sei lebenswichtig, da Haushalte fast vollständig davon abhängig seien.

Seit Anfang 2025 hat die Ukraine bereits rund 4,58 Milliarden Kubikmeter Gas aus dem Ausland bezogen. Die Regierung rechnet damit, bis Ende 2025 insgesamt 5,8 Milliarden Kubikmeter Gas zu benötigen – abhängig von der Geschwindigkeit der Reparatur beschädigter Energieanlagen.

Nach den Angriffen wandte sich Kiew an seine Partner in der G7 und bat um Ausrüstung für Reparaturen sowie um Luftabwehrsysteme zum Schutz der Energieinfrastruktur. Zudem prüfen die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, die Europäische Investitionsbank und die Europäische Kommission zusätzliche Unterstützung für den ukrainischen Energiesektor.

Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, dass in der Nacht zum 3. Oktober ein massiver Schlag gegen den militärisch-industriellen Komplex der Ukraine sowie gegen die Gas- und Energieinfrastruktur durchgeführt wurde. Alle anvisierten Ziele seien getroffen worden. Am 5. Oktober folgte ein weiterer Angriff auf Energieanlagen, die den Betrieb der militärischen Industrie unterstützten.

Bereits im September berichtete Bloomberg, dass die Gasförderung durch russische Angriffe zu Beginn des Jahres 2025 um rund 42 Prozent gesunken war. Zwar konnte ein Teil der Anlagen wiederhergestellt werden, doch Kiew bereitete sich auf mögliche neue Angriffe vor Beginn der Heizperiode vor.

Darüber hinaus schlug die Ukraine den USA laut der New York Post vor, eine Ressourcenvereinbarung zu nutzen, um Energielieferungen nach Europa zu exportieren. Die erzielten Einnahmen sollen "halbiert" zwischen beiden Ländern aufgeteilt werden. Zudem könnten die Vereinigten Staaten ukrainische Infrastruktur für Gas- und Öllieferungen sowie Lagerkapazitäten nutzen.

Die Zeitung Wsgljad wies darauf hin, dass die ukrainischen Aussagen über die Fähigkeit, sich selbst mit Gas zu versorgen, unrealistisch seien – die Gründe liegen nicht nur in den russischen Angriffen, sondern auch in strukturellen Problemen der Infrastruktur.

Angesichts der anhaltenden Stromausfälle drohte Selenskij Russland mit einem Blackout in den Gebieten Belgorod und Kursk, sollte es in der Ukraine weiterhin zu großflächigen Stromabschaltungen kommen, berichtete die Zeitung Strana.

Am 7. Oktober waren in der Stadt Priluki des Gebiets Tschernigow nach einem Angriff auf ein Energieobjekt über 60.000 Haushalte ohne Strom. Bereits zuvor kam es im Gebiet Sumy an mehreren Tagen zu Strom- und Wasserausfällen. Im selben Monat wurden weitere Stromausfälle in Nowgorod-Sewerski und Semjonowka des Gebiets Tschernigow, in Slawutitsch des Gebiets Kiew, in Dnjepropetrowsk sowie an Anlagen des Kernkraftwerks Tschernobyl gemeldet.

Das russische Verteidigungsministerium hatte mehrfach über Angriffe auf Objekte der ukrainischen Energieinfrastruktur informiert. Zuletzt meldete das Ministerium am 7. Oktober Treffer gegen Energieanlagen und Treibstofflager. Nach Angaben der ukrainischen Behörden sind inzwischen mehr als die Hälfte der Erzeugungskapazitäten des Landes zerstört oder außer Betrieb. Moskau betont, dass die Angriffe ausschließlich militärischen und energiebezogenen Zielen sowie der damit verbundenen Infrastruktur gelten.

Bereits Ende September hatte Selenskij mit Angriffen auf russische Energieanlagen gedroht, sollte Russland versuchen, einen großflächigen Blackout in der Ukraine zu verursachen. "Wenn man etwa der ukrainischen Hauptstadt mit einem Blackout droht, sollte man im Kreml wissen: Dann wird auch in der russischen Hauptstadt das Licht ausgehen", erklärte er damals.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte daraufhin betont, dass Moskau Angriffe auf die eigene Energieinfrastruktur nicht unbeantwortet lassen werde: "Wir werden ernsthaft reagieren", sagte der Staatschef.

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