Europa

Jubel in Deutschland: Trump senkt die Zölle ‒ oder doch nicht?

"Hurra, Trump hält ein Versprechen!" wurde eifrig getitelt, als die Zölle auf Kraftfahrzeuge auf 15 Prozent gesenkt wurden. Tatsächlich ist dieser Schritt wohl eher nur die Einleitung einer weit überlegteren zweiten Phase von Zöllen auf EU-Importe.
Jubel in Deutschland: Trump senkt die Zölle ‒ oder doch nicht?© Tomáš Vendiš, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons

Es sieht fast so aus, als hätte US-Präsident Donald Trump oder zumindest seine Verwaltung die kürzlich erschienene Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft sehr schnell und gründlich studiert, in der untersucht wurde, in welchen Branchen die europäische und die deutsche Industrie eine strategische Dominanz bei den Exporten in die USA aufweisen.

Die Importzölle für Autos, so der Auslöser des Jubels, wurden tatsächlich gesenkt, auf die pauschalen 15 Prozent, die aber immer noch bestehen bleiben. Für große Teile der deutschen Automobilindustrie war dieser Zoll jedoch nicht wirklich relevant, da die meisten deutschen Konzerne längst in den USA oder in deren unmittelbaren Nachbarländern produzieren.

Allerdings betrifft der nach wie vor hohe Zoll von 50 Prozent auf Stahl und Aluminium, der nicht gesenkt wurde, nicht nur die Einfuhren von Spezialstählen, die laut IW-Studie durchaus eine Rolle spielen, sondern auch die Einfuhren von Industriemaschinen und damit den zweiten Kernsektor der deutschen Exportindustrie, mit der Begründung, Maschinen seien schließlich aus Stahl.

Industriemaschinen sind aber noch nicht das Ende der Fahnenstange. Außerdem wurde bekannt, dass das US-Handelsministerium eine Überprüfung der "Importe persönlicher Schutzausrüstung, medizinischer Verbrauchsgüter und medizinischer Ausrüstung, darunter Geräte", begonnen hat, um festzustellen, ob Teile dieser Importe die nationale Sicherheit gefährden könnten, indem sie Abhängigkeiten erzeugen. Dabei heißt es auch:

"Medizinische Geräte umfassen Instrumente und Maschinen für Diagnose, Überwachung und Behandlung ‒ von Schrittmachern und Prothesen bis zu CT/MRT-Scannern, Beatmungsgeräten und Operationsgeräten."

Eines der überraschenden Ergebnisse der vor kurzem veröffentlichten Studie des IW war, dass gerade die großen Diagnosemaschinen wie CT, Röntgengeräte und MRT vielfach aus Europa stammen. In der Gruppe der Waren, bei denen die EU einen Importanteil von über 50 Prozent für mehr als fünf Jahre hält, die die IW-Studie "strategische Fokusgruppe" nennt, sind Röntgengeräte, Patientenüberwachungssysteme, Computertomografen weit oben gelistet. Die USA haben 2024 für 2,8 Milliarden US-Dollar künstliche Gelenke und Zubehör aus der EU importiert, und für 890 Millionen Dollar Röntgengeräte.

Neben Siemens und Philips steht dabei vor allem eine Firma im Fokus, die wohl aus Steuerspargründen 2016 nach Übernahme durch eine irische Firma ihren Sitz von Minnesota nach Dublin verlegte: Medtronic. Dieser umsatzstärkste Hersteller von Medizintechnik ‒ Weltmarktführer bei Herzschrittmachern ‒ gilt seitdem als EU-Unternehmen, wird also durch die Untersuchung des US-Handelsministeriums mit erfasst.

Während auf die USA noch 35 Prozent des globalen Absatzmarktes für derartige Produkte entfallen, verändert sich aber auch das gerade. Allerdings dürften auch diesem Bereich die asiatischen Märkte nur vorübergehend eine Ausweichmöglichkeit bieten, bis auch diese Technologien vor Ort beherrscht werden.

In Summe ist jedenfalls keine Erleichterung, sondern eher eine weitere Erschwerung von Importen aus der EU in die USA zu erwarten, gerade in technisch anspruchsvollen Bereichen.

Mehr zum Thema ‒ IW-Studie über US-Importe: Von China lernen

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