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Russland bereitet Reaktion auf westliche Aggression gegen Kaliningrad vor

Militärexperten bewerten die gerade beendeten großangelegten russisch-weißrussischen Manöver "Sapad-2025" als Demonstration der Bereitschaft, Kaliningrad gegenüber dem Westen zu verteidigen. Welchen Einfluss hatte die Sonderoperation auf den Übungsablauf der Manöver und auf den Schutz Kaliningrads.
Russland bereitet Reaktion auf westliche Aggression gegen Kaliningrad vorQuelle: Sputnik © Alexei Danitschew

Von Wiktor Sokirko

Die gemeinsamen Militärübungen im Rahmen des Russisch-Weißrussischen Unionsstaates "Sapad-2025", die fünf Tage lang stattfanden, sind beendet. Das russische Verteidigungsministerium hat mitgeteilt:

"Die Einheiten der Streitkräfte der Russischen Föderation und der Koalitionsstreitkräfte, die an dem gemeinsamen strategischen Manöver 'Sapad-2025' teilgenommen haben, haben mit der Rückkehr zu ihren Stützpunkten begonnen."

An den Manövern waren über 100.000 Menschen und mehr als 10.000 Stück militärischer Technik und Waffen auf 41 Übungsplätzen in Russland und Weißrussland beteiligt. Die große Anzahl von Übungsplätzen ist kein Zufall: Sie zeigt, dass sich die Führung der Streitkräfte Russlands und Weißrusslands bewusst ist, dass im Falle einer Aggression eines potenziellen Gegners multidomänenbezogene Angriffe (an Land, auf See und in der Luft) aus verschiedenen Richtungen erfolgen würden. Daher wurden neben den Landübungsplätzen auch Übungen in der Ostsee durchgeführt, wo die NATO-Staaten bereits mehrfach provokative Aktionen durchgeführt haben, sowie in der Arktis, die in naher Zukunft zum Schauplatz einer Konfrontation werden könnte.

Veränderungen sind auch im Vergleich zu Übungen dieser Größenordnung festzustellen, die vor der Sonderoperation in der Ukraine durchgeführt wurden. Zu den spektakulärsten gehören, wie im Bericht des Verteidigungsministeriums angegeben, "die Einübung von Sturmangriffen mit Motorrädern, Buggys und Quads". Natürlich war auch der massive Einsatz von Drohnen durch die unterschiedlichsten Einheiten und Verbände und für verschiedene Zwecke – sowohl zur Aufklärung als auch für Angriffe – sehr eindrucksvoll.

Unter den bei den Übungen vorgestellten Fahrzeugen ist eines der aktuellsten Modelle der russischen Armee der Geländewagen "Ulan". Tatsächlich handelt es sich dabei um eine stark vereinfachte, kostengünstigere und für den Einsatz in Kampfgebieten angepasste Version der allseits bekannten "Niwa". Ein Teilnehmer des Manövers und Kommandant einer Angriffsgruppe erklärt:

"Das Fahrzeug eignet sich für alle Aufgaben – sowohl für Angriffe als auch für Evakuierungen und Transport."

Im Grunde genommen handelt es sich hierbei um das lang erwartete Serienproduktionsergebnis ausgiebiger Bemühungen, die Einheiten an der Front mit leichten Transportmitteln auszustatten.

Grundsätzlich ging "Sapad-2025" jedoch weit über die Aufgaben hinaus, mit denen die russische Armee im Rahmen der laufenden Sonderoperation konfrontiert ist. So gehörten die Truppen und Übungsplätze in der Region Kaliningrad während der Übungen zu den am stärksten ausgelasteten. Der Militärexperte Alexander Simowski erklärt gegenüber der Zeitung Wsgljad:

"Die regelmäßigen Übungen 'Sapad' konzentrieren sich traditionell auf Szenarien zur Verteidigung des Unionsstaats gegen eine Aggression des Westens, aber im Jahr 2025 lag der Schwerpunkt besonders auf dem Gebiet Kaliningrad als Region, die unter ständigem Druck steht.

Das war nicht bloß eine Übung – es war eine Demonstration gegenüber dem Westen, dass man bereit ist, Kaliningrad zu verteidigen."

Tatsächlich heißt es in der Mitteilung des Verteidigungsministeriums zu den Ergebnissen der Übungen ausdrücklich, dass unter anderem Operationen "mit dem Ziel der Neutralisierung bewaffneter Konflikte in den Grenzgebieten des Unionsstaates und der Zerschlagung des Aggressors" durchgeführt wurden. Ein ganz klarer Hinweis auf die Region Kaliningrad. Die Zeitung Wsgljad hat wiederholt berichtet, dass gerade diese westlichste Region Russlands unmittelbar von einer plötzlichen Aggression der NATO-Staaten bedroht ist. Simowski fügt hinzu:

"Die Übungen legten den Schwerpunkt auf Qualität: Drohnen, Laser, nukleare Szenarien. Ja, sie waren defensiv, aber die Analyse zeigt einen starken konteroffensiven Unterton, insbesondere in Bezug auf Kaliningrad. In militärpolitischer Hinsicht war 'Sapad-2025' für den baltischen und weißrussischen Kriegsschauplatz kein isoliertes Ereignis, sondern Teil der russisch-weißrussischen Strategie der 'aktiven Verteidigung', bei der Kaliningrad als Vorposten für die Machtprojektion und Warnung an die NATO dient: 'Spielt nicht mit euren Schwellen-Szenarien herum'."

An der Kaliningrader Übungsetappe nahmen Kräfte der Baltischen Flotte und der Landstreitkräfte der Russischen Föderation teil, wobei weißrussische Einheiten und Verbände integriert wurden. Besonders hervorzuheben ist das Szenario mit dem Übergang von der Verteidigung zum Gegenangriff. Das Ziel der Übungen bestand darin, die Reaktion der russischen Truppen auf eine Aggression der NATO zur Isolierung Kaliningrads mit Panzer- und Amphibienstreitkräften sowie Luftangriffen auf die Exklave darzustellen.

Die Manöver bestätigten vorangegangene Erklärungen russischer Beamter, dass Russland auf jegliche militärischen Angriffe gegen das Gebiet Kaliningrad mit allen verfügbaren Mitteln reagieren werde, die in der Militärdoktrin und der Politik der nuklearen Abschreckung Russlands vorgesehen sind. Simowski meint:

"Besonders bezeichnend ist die Einbeziehung der nuklearen Komponente der Streitkräfte der Russischen Föderation und der Streitkräfte der Republik Belarus in den Verteidigungsplan der Region Kaliningrad. Als Träger diente das operativ-taktische Raketensystem 'Iskander-M' mit Modellen von Nuklearsprengköpfen mit einer Sprengkraft von bis zu 50 Kilotonnen, die zur Simulation der Zielauswahl und anschließender Schläge gegen 'NATO-Truppenkonzentrationen' in der allgemeinen Richtung Warschau – Vilnius verwendet wurden. Tatsächlich handelte es sich um 'elektronische Schläge' – Berechnung der Flugbahnen, Autorisierung durch das Nationale Verteidigungszentrum der Russischen Föderation. Es wurde auch eine Integration von Tu-22M3-Bombern aus Kaliningrad für den Einsatz von Marschflugkörpern mit nuklearen Sprengköpfen durchgeführt. Die Stäbe der an den Manövern beteiligten Verbände der Streitkräfte der Republik Belarus und weißrussische Raketenoffiziere nahmen an der Simulation einer nuklearen Reaktion (auf die NATO-Aggression) teil."

Der Militärexperte Boris Dscherelijewski bestätigt:

"Die Ernsthaftigkeit der Absichten des Unionsstaates in Fragen der Verteidigung ihrer nationalen Interessen und ihrer Sicherheit wurde während den Manövern durch die Planung des Einsatzes des Mittelstreckenraketenkomplexes 'Oreschnik' und nichtstrategischer Atomwaffen bestätigt. Das heißt, das Verfahren zur Vorbereitung des Einsatzes dieser Waffen und die Umsetzung der getroffenen Entscheidung wurden detailliert ausgearbeitet."

Aber nicht nur dieser Punkt weckte großes Interesse an den strategischen Manövern im Ausland. Neben den neuesten Waffen – wie beispielsweise der Rakete "Zirkon" – wurden bei "Sapad-2025" auch im Kampf erprobte taktische Schemata und Methoden umgesetzt.

Das russische Militär verfügt heute über die fortschrittlichsten und einzigartigsten Kampferfahrungen, die für ausländische Kollegen von großem Wert sind. So entsandte Indien eine Gruppe seiner Militärs zur Teilnahme an der Übung, da es die vorhersehbare negative Reaktion des Westens als einen durchaus gerechtfertigten Preis für die für sie interessanten Fähigkeiten und Technologien sowie für die Stärkung der militärischen Zusammenarbeit mit Russland ansah.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist zuerst am 19. September 2025 auf der Website der Zeitung "Wsgljad" erschienen.

Wiktor Sokirko ist Analyst bei der Zeitung "Wsgljad".

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