
IW-Studie über US-Importe: Von China lernen

Während EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sich in Unterwürfigkeit gegenüber den USA ergeht, hat das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) damit befasst, die realen Daten über Exporte in die Vereinigten Staaten, sowohl für die EU als auch für Deutschland, auf der strategischen Ebene zu untersuchen.
Kurz zusammengefasst wird in der Studie nahegelegt, dass auf beiden Ebenen zwar kein den Seltenen Erden ähnlicher Joker zu finden ist, die Nachgiebigkeit, die seitens der Kommission gepflegt wurde, aber auch nicht der Wirklichkeit entspricht. Tatsächlich habe seit der ersten Amtszeit Donald Trumps eine Verlagerung der Importe in die USA stattgefunden, bei der vielfach Importe aus China durch Importe aus der EU ersetzt wurden, sodass inzwischen mehr Waren aus der EU (15.780 verschiedene Waren für 618 Milliarden US-Dollar) in die Vereinigten Staaten importiert werden als aus China (14.413 verschiedene Waren für 462 Milliarden US-Dollar).

Allerdings geben die Autoren der Studie zu, dass diese Daten noch nicht vollständig sind. Sie liefern zwar eine Übersicht über jene Produkte, bei denen die EU respektive Deutschland eine dominante Stellung bei den Importen haben; allerdings wäre es für eine komplette Bewertung noch erforderlich, aufzuschlüsseln, bei wie vielen dieser Produkte die Importe tatsächlich den Markt dominieren.
Die relativ kleine Gruppe der Waren, die zu hundert Prozent aus der EU importiert werden, umfasst einige erwartbare Produkte und einige Überraschungen. Dass sich Roquefort-Käse in ganzen Laiben oder tiefgefrorene Antipasti darunter finden, ist keine Überraschung. Italienische Pasta ebenfalls. Mehrmotorige Kleinflugzeuge mit einem Gewicht von weniger als 15 Tonnen sind schon eher überraschend; sie führen die Liste mit einem Wert der Importe in die USA von 83 Millionen US-Dollar an. Auch alle im Jahr 2024 importierten Frontschaufellander kamen aus der EU, im Gesamtwert von 27 Millionen US-Dollar, locker geschlagen von Gouda und Edamer im Wert von 48 Millionen. Wenig Potenzial, um wirtschaftlichen Druck auszuüben – am ehesten eignen sich da noch einige Spezialstähle.
Im Gegensatz zur EU hat sich die Menge der Importe aus Deutschland in den letzten Jahren kaum verändert. Dabei darf man allerdings nicht vergessen, dass viele große deutsche Konzerne schon lange in Mexiko, Kanada, teils auch in Lateinamerika produzieren, um den US-Markt zu beliefern, sofern sie nicht in den USA selbst sitzen (insbesondere Automobil- und Chemieindustrie). Besonders herausgehoben wurde ein Mineral: Kieserit, ein Magnesiumsulfat, das vor allem als Dünger dient. Weltweit sind 90 Fundorte dokumentiert; einige davon auch in den USA, dort gibt es aber keinen kommerziellen Abbau. Tatsächlich wird Kieserit vor allem von K+S abgebaut. Genutzt wird es in erster Linie im Gemüse- und Maisanbau sowie im Gartenbau.
Es sind Produkte der chemischen Industrie oder der Pharmazeutik sowie spezifische Stähle; aber der Gesamtwert der Importe, bei denen Deutschland dominiert, ist nicht sehr hoch – selbst beim Kieserit, das an Position 2 steht, betrug der Wert nur 2,2 Millionen US-Dollar; darüber lagen nur Schneidmaschinen für Zahnräder. Übrigens, auch gebrauchte Eisenbahnschienen finden sich auf der Liste der Exklusivprodukte, im Wert von 8.853 Dollar ...
Allerdings: Wie das Beispiel der seltenen Erden beweist, liegt der Schlüssel für strategisch relevante Warengruppen nicht notwendigerweise im Wert der exportierten Ware, sondern vielmehr in ihrer Nichtersetzbarkeit. An diesem Punkt kommen die Autoren der Studie dann zum Schluss, die Sanktionslisten, die die EU Russland für Russland erstellte, könnten auch in Bezug auf die Vereinigten Staaten nützlich sein (womöglich sind sie das sogar weit eher; in der Studie wird natürlich nicht erwähnt, dass die Russlandsanktionen fehlgeschlagen sind, aber die Kapazität der USA bei der Importsubstitution könnte niedriger liegen als die Russlands).
Genauer betrachtet wird auch noch die Gruppe der Waren mit 90 Prozent Importanteil, bezogen auf die EU wie auf Deutschland. Interessant ist, dass nach diesen strategischen Listen unter anderem eine Reihe medizinischer Geräte aus der EU in die USA geliefert wird – Röntgengeräte ebenso wie Magnetresonanzgeräte und Computertomografen. Auch bei künstlichen Gelenken ist der Anteil hoch. Beim Warenwert dominieren Hormonprodukte der pharmazeutischen Industrie – die überraschenderweise fast vollständig aus Irland stammen.
Bei diesen strategischen Waren, die aus Deutschland kommen, stehen an erster Stelle mobile Kräne mit einem Warenwert von 827 Millionen US-Dollar, gefolgt von Computertomografiegeräten für 644 Millionen. Stähle, optische Geräte und Maschinen sind die entscheidenden Waren. Allerdings – in der Studie wird nicht erwähnt, dass gerade die Erzeugung von Spezialstählen in Deutschland durch die Energiepreise gefährdet ist.
Das Fazit der Studie lautet, eine "regierungsnahe Taskforce für die Analyse internationaler Wertschöpfungsketten zu etablieren", also die Fragen, die die Studie aufgeworfen hat, noch einmal genauer zu beleuchten. Außerdem könne "die EU durchaus etwas stärker und selbstbewusster in den Verhandlungen auftreten".
Als Gründe für die Nachgiebigkeit wird vermutet, dass "neben Deutschland (...) weitere Mitgliedsstaaten (...) einen Handelskrieg unbedingt verhindern" wollten; die Widerstandsfähigkeit der eigenen Wirtschaft wegen der Rezession als zu schwach gesehen wurde, um die Last höherer US-Zölle zu verkraften, und zuletzt: "Überdies bestand die Sorge, dass die US-Administration im Laufe des Konflikts die Unterstützung der Ukraine und der NATO wieder in Frage stellen könnte."
Dabei hätten die deutschen Hersteller zu großen Teilen selbst bei höheren US-Zöllen eine stabile Position, da 62 Prozent von ihnen die Zölle vollständig über die Preise weitergeben können und nur 15 Prozent erwarten, dass sie die Gewinne verringern.
"Grundsätzlich hätte die EU die Möglichkeit, Exportbeschränkungen bei wichtigen industriellen oder strategischen Produkten gegen die USA zu verhängen, um der US-Wirtschaft zu schaden – oder zumindest damit zu drohen", heißt es weiter, aber es gibt Sorgen wegen der Abhängigkeit bei Software. Und ein zweites Mal erwähnen die Autoren, die USA könnten sich dann aus der NATO oder der Ukraine zurückziehen ...
Als Ausweg wird letztlich vorgeschlagen, die Handelsbeziehungen zu Schwellenländern zu stärken und auf diese Weise die eigene Abhängigkeit von den USA zu verringern. Dafür wäre allerdings erforderlich, pragmatischer zu handeln, auch bei "Nachhaltigkeitsaspekten wie Klima-, Umwelt- oder auch Menschenrechtsschutz". "Insbesondere müssen Verhandlungen mit den Handelspartnern auf Augenhöhe stattfinden, anstatt auf unilaterale Maßnahmen zu setzen".
Eine Maßnahme, die in etwa der Schlussfolgerung entspricht, die China bereits nach den Zöllen in der ersten Amtszeit von US-Präsident Trump gezogen hat: Es hat seine Handelsströme weg von den Vereinigten Staaten Richtung Asien gelenkt, weshalb der Anteil der Exporte, der in die USA geht, inzwischen von 18 auf 15 Prozent zurückgegangen ist.
Auch wenn es in der Studie nicht so benannt wird, bedeutete das eine Wende fort von den USA und hin zu den BRICS-Staaten, unter Verzicht auf die bisherigen kolonialen Werkzeuge wie das Lieferkettengesetz. Allerdings würde auch das eine massive Veränderung der EU-Politik voraussetzen.
Mehr zum Thema – EU: Griff nach der Staatsmacht über die Industriepolitik – Teil 1
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.