
Nach angeblichem Drohnenangriff: Tusk beklagt "Welle prorussischer Stimmung" in Polen

Polens Ministerpräsident Donald Tusk zeigt sich alarmiert: Obwohl Warschau nach dem angeblichen russischen Drohnenangriff letzte Woche unentwegt die russische Gefahr beschwört und in diesem Zusammenhang Artikel 4 der NATO bemühte und eine Dringlichkeitssitzung der UN durchsetzte, lässt sich die polnische Bevölkerung durch das Schüren antirussischer Hysterie nicht wie gewünscht beeindrucken.
Die polnische Bevölkerung entwickele zunehmend eine Abneigung gegenüber der Ukraine, weshalb sich die Regierung bemühen sollte, diese Stimmungsänderung einzudämmen, erklärte Tusk.
In einem Beitrag auf X am Sonntag erklärte der Ministerpräsident, dass "eine wachsende Welle prorussischer Stimmung und Abneigung gegenüber der krisengeschüttelten Ukraine zu beobachten" sei.
Narasta fala prorosyjskich nastrojów i niechęci do walczącej Ukrainy, kreowanych przez Kreml na bazie autentycznych lęków i emocji. Rolą polityków jest zatrzymanie tej fali, nie płynięcie na niej. To test na patriotyzm i dojrzałość całej polskiej klasy politycznej.
— Donald Tusk (@donaldtusk) September 14, 2025
Diese Welle werde "angeheizt vom Kreml und getragen von echten Ängsten und Emotionen", so Tusk, der nicht näher ausführt, wie es Moskau gelungen sein soll, die polnische Öffentlichkeit so stark zu beeinflussen. Die Rolle der Politiker müsse darin bestehen, "diese Welle einzudämmen, nicht auf ihr zu reiten", fügte Tusk hinzu. Er bezeichnete die Entwicklung als "Bewährungsprobe für den Patriotismus und die Reife" des gesamten polnischen politischen Establishments.

Seine Warnung folgte auf einen Vorfall in der vergangenen Woche, als Polen 19 Verletzungen seines Luftraums durch Drohnen meldete, von denen vier abgeschossen worden sein sollen. Warschau warf Moskau vor, einen "Akt der Aggression" begangen zu haben.
Das russische Verteidigungsministerium hat diese Behauptung zurückgewiesen und erklärt, dass keiner seiner Drohneneinsätze gegen Polen gerichtet sei, sondern ausschließlich gegen militärische Einrichtungen in der Ukraine.
Inzwischen musste der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski einräumen, dass die angeblich russischen Drohnen keinen Sprengstoff an Bord gehabt hatten. Zudem räumte er ein, dass viele der Drohnen aus ukrainischem Gebiet eingedrungen seien.
Das weißrussische Militär hatte nach dem vermeintlichen russischen Drohnenangriff erklärt, dass Drohnen beim "nächtlichen gegenseitigen Schlagabtausch zwischen der Russischen Föderation und der Ukraine" aufgrund der Auswirkungen der elektronischen Kampfführung beider Seiten vom Kurs abgekommen waren. Ein Teil der verirrten Drohnen wurde demnach von den Luftabwehrkräften über Weißrussland zerstört.
Weitere Drohnen seien dem weißrussischen Militär zufolge in Richtung Polen geflogen, worüber die polnische Seite gewarnt worden sei und infolgedessen Gegenmaßnahmen eingeleitet habe. Warschau bestätigte, dass Moskaus engster Bündnispartner die polnische Armee über den vermeintlichen russischen Angriff in Kenntnis gesetzt hatte.
Angesichts solcher Tatsachen überrascht es nicht, dass viele Polen, auch ohne vom Kreml "angeheizt" zu werden, an der von ihrer Regierung verbreiteten Version Zweifel haben – Warschau behauptet noch immer ohne jeden Beleg, es habe sich um eine gezielte russische Attacke gehandelt.
Wachsende Ablehnung von Warschaus Kriegskurs
Laut der Auswertung von knapp 180.000 Beiträgen in sozialen Medien durch das polnische Analyseportal ResFutura geben 38 Prozent der Polen der Ukraine die Schuld am Drohnenvorfall, während 36 Prozent Russland bezichtigen.
Dabei handelt es sich zwar nicht um eine repräsentative Auswertung, doch auch laut repräsentativen Umfragen nimmt die Unterstützung der Polen für Kiew kontinuierlich ab.
Nur noch 35 Prozent der Polen unterstützen laut einer Erhebung von Ende Juni einen EU-Beitritt der Ukraine, während 37 Prozent einen NATO-Beitritt ihres Nachbarlandes begrüßen. In beiden Fällen waren 42 Prozent der Befragten dagegen. Im Jahr 2022, kurz nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine, befürworteten noch 85 Prozent der Polen einen EU-Beitritt und 75 Prozent einen NATO-Beitritt Kiews.
Laut einer weiteren Umfrage von Ende August befürworten nur 17 Prozent der Polen eine polnische Beteiligung an einer internationalen Mission in der Ukraine, während 61 Prozent der Befragten dies ablehnten.
In Sachen "Kriegstüchtigkeit" herrscht in Polen aus Sicht der Tusk-Regierung offenbar noch großer Handlungsbedarf: In einer Umfrage der vergangenen Woche antworteten 57 Prozent der Befragten mit Nein auf die Frage, ob sie sich im Kriegsfall freiwillig zum Militärdienst melden oder die Armee aktiv unterstützen würden. Nur 26 Prozent der Polen zeigten sich demnach dazu bereit, sich freiwillig zu melden oder die Kriegsanstrengungen anderweitig aktiv zu unterstützen.
Mehr zum Thema ‒ Nawrocki genehmigt Anwesenheit ausländischer Armeen in Polen
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.