Europa

Polen will Bandera-Fans nach Randale abschieben – und beschuldigt Russland

Auch wenn Polen meist die Ukraine unterstützt, das Wolhynien-Massaker bleibt der wunde Punkt in der Beziehung. Der Auftritt einiger Ukrainer bei einem Konzert in Warschau und die polnische Reaktion darauf belegen, wie kritisch die Frage immer noch ist.
Polen will Bandera-Fans nach Randale abschieben – und beschuldigt RusslandQuelle: www.globallookpress.com © IMAGO/DAMIAN BURZYKOWSKI

Am Samstag kam es in Warschau bei einem Konzert des weißrussischen Rappers Max Korzh zu einem Vorfall, der in Polen viele verstörte. Der Rapper, der bei Weißrussen und Ukrainern in Polen beliebt und politisch sehr prowestlich orientiert ist – gegen Lukaschenko und für die Ukraine –, trat im Nationalstadium auf, das 60.000 Plätze bietet.

Während des Konzerts stürmten Ukrainer die Fläche vor der Bühne und zeigten die schwarz-rote Fahne der Ukrainischen Aufstandsarmee (UPA). Im Verlauf der Auseinandersetzungen mit dem Sicherheitspersonal im Stadion wurden etwa 100 Personen festgenommen.

Die UPA war während des Zweiten Weltkriegs nicht nur an der Ermordung von Juden beteiligt, sondern auch am Wolhynien-Massaker, bei dem1943 bis 1944 bis zu 100.000 Polen getötet wurden. Die historische Erinnerung an dieses Massaker und die Bergung der Opfer aus Massengräbern ist seit Jahren Streitpunkt zwischen der polnischen und der ukrainischen Regierung.

Wie sehr der Auftritt dieser Ukrainer die Polen verstört hat, lässt sich aus einem Tweet des ehemaligen polnischen Botschafters in den USA, Marek Magierowski, ersehen:

"Hunderte sportlicher Ukrainer im wehrfähigen Alter, bei einem Konzert in Warschau letzte Nacht. Zeigen stolz eine rot-schwarze Flagge der Nationalisten, eine schamlose Beleidigung für die meisten Polen. Als polnischer Botschafter in den Vereinigten Staaten habe ich die ukrainische Sache in D.C. eisern verteidigt. Jetzt bin ich wirklich wütend."

Inzwischen ist der Vorfall sogar Thema für den polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk, der jedoch der Geschichte eine eigenartige Wendung verleiht:

"Während sich der Ukraine-Krieg dem Ende zuneigt, tut Russland alles, um Kiew und Warschau zu verunsichern. Antipolnische Gesten der Ukrainer und das Schüren antiukrainischer Stimmung in Polen sind ein von Putin inszeniertes Szenario, das von ausländischen Agenten und einheimischen Idioten inszeniert wird. Immer dieselben."

Im polnischen Fernsehen hat Tusk dennoch verkündet, 63 der Samstagnacht Festgenommenen abzuschieben – 57 Ukrainer und sechs Weißrussen. "Absolut unnötige Ereignisse sind dort passiert und erforderten eine schnelle Antwort", erklärte er.

Der Mann, der die Fahne der Bandera-Truppen gezeigt haben soll, soll inzwischen auf sozialen Medien bekundet haben, er habe "keine negativen Gefühle provozieren" wollen und die Fahne nur "als Symbol der Unterstützung für Ukrainer" gehalten. Er habe sich zudem für den Auftritt entschuldigt. Die 57 festgenommenen und abgeschobenen Ukrainer jedenfalls dürften sich bereits in den Händen der Mobilisierungsbüros befinden.

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