Europa

Polens künftiger Präsident steht auf russischer Fahndungsliste

Karol Nawrocki, der frisch gewählte Präsident Polens, steht wegen der Entfernung sowjetischer Denkmäler auf Russlands Fahndungsliste. Der Historiker gilt als scharfer Kritiker Moskaus, der EU – und auch der Ukraine. Seine Vereidigung ist für August geplant.
Polens künftiger Präsident steht auf russischer FahndungslisteQuelle: Gettyimages.ru © Klaudia Radecka/NurPhoto

Der frisch gewählte polnische Präsident Karol Nawrocki wird von Russland strafrechtlich gesucht. Laut der öffentlichen Datenbank des russischen Innenministeriums wird ihm eine Beteiligung an der Zerstörung sowjetischer Kriegsdenkmäler vorgeworfen. Genauere Angaben zu den Vorwürfen machte Moskau bisher nicht.

Nawrocki ist parteilos, genießt jedoch die Rückendeckung der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS). In der Stichwahl setzte er sich knapp mit 50,89 Prozent gegen den liberalen Warschauer Bürgermeister Rafał Trzaskowski durch. Die Amtseinführung ist für den 6. August geplant. Von 2017 bis 2021 leitete Nawrocki das Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig – ein zentraler Ort polnischer Erinnerungskultur. Zuletzt stand er dem Institut für Nationales Gedenken (IPN) vor, das für die Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit zuständig ist.

Bereits seit Februar 2024 steht Nawrocki im Fokus russischer Strafverfolgungsbehörden. Nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur TASS laufen seitdem Ermittlungen gegen mehrere hochrangige polnische Beamte – wegen der systematischen Entfernung sowjetischer Denkmäler.

Die Hintergründe dieses Konflikts reichen tief in die Geschichte zurück: Zwischen 1944 und 1945 verlor die Sowjetunion über 600.000 Soldaten bei der Befreiung Polens von der deutschen Wehrmacht. Nach dem Krieg wurden im ganzen Land Gedenkstätten zu Ehren der Roten Armee errichtet. Doch nach dem Ende des Kalten Krieges wurden diese zunehmend als Symbole sowjetischer Besatzung betrachtet und nach und nach entfernt.

Nawrocki verteidigte die Demontage sowjetischer Monumente mehrfach öffentlich. Im Oktober 2022 sagte er der polnischen Nachrichtenagentur PAP:

"Die Denkmäler zur Verherrlichung der Roten Armee als 'Befreierin' sind Monumente der Lüge – Symbole eines Systems, dessen Geist sich in Russlands heutigem Handeln wiederfindet."

Auch darüber hinaus ist Nawrocki für seine scharfe Kritik an Moskau bekannt. Im August 2023 erklärte er im Gespräch mit dem Sender TV Republika:

"Russland ist in seinem Wesen imperialistisch – ob im weißen Terror, im roten Terror oder im Terror der Gegenwart. Die Methoden mögen sich ändern, das Ziel bleibt dasselbe."

In Bezug auf den Ukraine-Konflikt vertritt Nawrocki eine zwiegespaltene Position. Zwar unterstützt er weiterhin die militärische Hilfe für Kiew, lehnt jedoch eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine und den Einsatz polnischer Truppen entschieden ab. Auch engere Handelsbeziehungen zwischen der EU und der Ukraine sieht er kritisch. In einem Interview mit dem katholischen Sender TV Trwam sagte er im April 2025:

"Für unsere Hilfe hat Polen nichts erhalten. Die Ukraine verhält sich uns gegenüber nicht partnerschaftlich. Ich bin zutiefst enttäuscht von Selenskij."

Seine Skepsis gilt auch Brüssel. Bereits im Februar 2025 erklärte er dem Portal Wirtualna Polska:

"Die Europäische Union ist heute schwach und versinkt im Chaos. Der beste Beweis: Die Gespräche mit Russland finden ohne Europas Beteiligung statt."

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