Europa

EU will "Quelle des Lebens" bis 2030 um zehn Prozent kürzen

Der Wille Brüssels, die eigenen Subjekte zur Rettung des Klimas zu bewegen, ist lobenswert. Nun soll der Wasserverbrauch in der EU um mindestens ein Zehntel gestrichen werden. Ebenfalls auf der To-do-Liste: Energieunabhängigkeit von und Aufrüstung gegen Russland.
EU will "Quelle des Lebens" bis 2030 um zehn Prozent kürzenQuelle: Gettyimages.ru © Tim Graham

Von Elem Chintsky

Der europäische Staatenverbund übertrifft sich nahezu wöchentlich in seiner planwirtschaftlichen Fürsorge. So berichtete gestern die britische Financial Times von dem Vorhaben der EU-Kommission, ihren Mitgliedsstaaten eine Minderung der Wassernutzung um zehn Prozent bis 2030 aufzutragen.

Der Hauptgrund für die zentral aus Brüssel orchestrierte Senkung des Wasserverbrauchs sind längere und sich ausweitende Dürreperioden auf dem europäischen Kontinent, welche somit auch in die Agenda des Klimawandels bürokratisch integriert werden. Kurzum: stetig steigender Wassermangel. Im Juni soll schon der offizielle, detaillierte Plan dazu veröffentlicht werden und die nationalen Parlamente der EU-Nationen behelligen.

Dieser EU-Plan sollte als eine Fortsetzung der Warnungen Brüssels aus dem letzten Jahr gesehen werden, in denen von einem zunehmenden Wettbewerb um die Wasserressourcen die Rede war – einschließlich der potenziellen Gefahr von Konflikten innerhalb und zwischen den EU-Mitgliedsstaaten. Die größte Nachfrage für Wasser sei in der EU den Branchen Energie und Landwirtschaft zuzuordnen – also besonders Kühlung und Bewässerung.

Parallel zu dem wachsenden Dürreproblem kommt ironischer- sowie bedauerlicherweise auch das steigende Hochwasser für viele EU-Mitglieder als Belastung hinzu. Auch weltweit sind bilaterale Konflikte aufgrund des Zugangs zu gemeinsamen, lebenswichtigen Wasserquellen – wie der Zwischenfall aus dem Jahr 2023 zwischen Kabul und Teheran klar zeigt – keine Seltenheit.

Die Raten des Niederschlags in der EU sind extrem unterschiedlich. Wo Länder im Norden genügend Regenfälle verzeichnen, sind südeuropäische Länder wie Griechenland, Spanien und Zypern mit einem Mangel an Niederschlag – und somit einer schlechteren Wasserversorgung – konfrontiert. Viele dieser Unzulänglichkeiten sind auch auf eine lange vernachlässigte Infrastruktur zurückzuführen – um diese finanziell anzugehen, seien laut der EU-Kommission jährlich 23 Milliarden Euro vonnöten. Wenn die EU-Bürokraten es schaffen, eine plausible Kausalkette zwischen der Sicherung elementarer Wasserversorgung und der Aufrüstung gegen Russland zu bilden, dann könnte man sogar aus dem Sondervermögen von 800 Milliarden Euro schöpfen.

Wird Berlin mit Brüssel einhergehen? Schon Anfang des Jahres hat der von manchen als staatsnah empfundene, öffentlich-rechtliche Rundfunk unter Berufung auf eine Experten-Studie geschrieben, dass "Deutschland zu viel Wasser verbraucht". Dabei wurde das Thema bereits zu Anbeginn der Corona-Krise mit strategisch-stiefväterlicher Voraussicht gestreut. Das zu vermittelnde Gefühl der Dringlichkeit hat eine steigende Tendenz. Demnach kann davon ausgegangen werden, dass das Berlin unter Bundeskanzler Merz Brüssels Vorhaben bis 2030 dahingehend unterstützen wird.

Zusammen mit dem Nachhaltigkeitsziel vom koalitionsübergreifenden SPD-Verteidigungsminister Boris Pistorius, bis 2030 gegen Russland kriegstüchtig zu werden, gilt die Devise: "Wasserknappheit bewältigen für neuen Drang nach Osten". Oder sollte es eher heißen: "Neuer Drang nach Osten, mehr als nötig und möglich – trotz Wasserknappheit"? Zu guter Letzt: "EU-Wasserknappheit als forensisch belegte, hybride russische Kriegsführung – Drang nach Osten deshalb richtig, wichtig und gut".

In Zeiten, in denen bereits aus den EU-Einrichtungen selbst sanfter Widerstand gegenüber der Übergriffigkeit der EU-Kommission und Ursula von der Leyen wächst, scheint Brüssel trotzdem seine zentralistische Narrenfreiheit noch ungehindert und in vollen Zügen zu nutzen. Und das, obwohl aufgrund dieser jahrelangen Politik die allgemeine Energiesicherheit, Wirtschaftsleistung und soziale Harmonie innerhalb der EU weiter rasant fällt.

Auch die kulturell-ideologische Gleichschaltung ufert in ihrer EU-weiten Anwendung schrittweise aus – wie Ungarns gesetzlich durchgesetztes Verbot von LGBT-Märschen klar zeigt. 17 EU-Mitglieder – angeführt von Schweden, der BRD und Frankreich – riefen von der Leyens Kommission auf, "das ihr zur Verfügung stehende Instrumentarium der Rechtsstaatlichkeit unverzüglich in vollem Umfang zu nutzen", um Budapest zu disziplinieren. Neun weitere EU-Mitglieder weigerten sich, dem Aufruf zu folgen – darunter auch Rumänien, das nach einem kurzlebigen Abenteuer direkter Demokratie erst kürzlich der fremdbestimmten, liberalen Scheindemokratie mit EU-Siegel zugeführt wurde.

Womöglich könnten einige EU-Agenden der bürokratischen Effizienz halber auch fusioniert werden, um das ambitionierte Sondervermögen weniger zu belasten? LGBTH2O-Märsche für eine genderneutrale Bekämpfung der gesichert rechtsextremistischen Wasserknappheit.

Elem Chintsky ist ein deutsch-polnischer Journalist, der zu geopolitischen, historischen, finanziellen und kulturellen Themen schreibt. Die fruchtbare Zusammenarbeit mit RT DE besteht seit 2017. Seit Anfang 2020 lebt und arbeitet der freischaffende Autor im russischen Sankt Petersburg. Der ursprünglich als Filmregisseur und Drehbuchautor ausgebildete Chintsky betreibt außerdem einen eigenen Kanal auf Telegram, auf dem man noch mehr von ihm lesen kann.

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