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Haushaltsdefizit: Vatikan legt Hoffnungen auf neue Spendenkommission und Jubiläumsjahr

Der Vatikan steht vor einem großen Budgetdefizit. Hochrangige Kardinäle widersetzen sich den Forderungen von Papst Franziskus nach Haushaltskürzungen. Der Pontifex schuf eine Kommission zur Beschaffung von Spenden. Vatikan-Beamte hoffen auf hohe Einnahmen aus dem Jubiläumsjahr.
Haushaltsdefizit: Vatikan legt Hoffnungen auf neue Spendenkommission und Jubiläumsjahr© Stefano Costantino/SOPA Images/LightRocket via Getty Images

Seit Jahren leidet der Vatikan unter schwindenden Finanzen. Bevor Papst Franziskus am 14. Februar wegen einer doppelten Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert wurde, kämpfte er gegen den Widerstand einiger seiner Kardinäle in der Frage, wie die wachsende finanzielle Lücke des Vatikans geschlossen werden könnte. Dies teilte die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag mit.

Am 11. Februar, drei Tage vor seiner Hospitalisierung, ordnete der Pontifex die Einrichtung einer neuen Kommission an, um Spenden an die Katholische Kirche zu fördern. Nach offiziellen Angaben gibt es aktuell weltweit etwa 1,4 Milliarden Katholiken.

Die neue Kommission für Spenden an den Heiligen Stuhl wurde geschaffen, nachdem der Papst innerhalb der römischen Kurie auf Widerstand gegen seine Vorschläge für Haushaltskürzungen gestoßen war.

Bei einem Treffen hinter verschlossenen Türen Ende des vergangenen Jahres hätten sich einige Kardinäle, darunter auch hochrangige, gegen Kürzungen und gegen den Wunsch des Papstes ausgesprochen, Mittel von außen zu suchen, um das Haushaltsdefizit zu decken, schrieb Reuters unter Berufung auf zwei Vatikan-Beamten.

Seit mehreren Jahren versucht Franziskus, das Budgetdefizit des Vatikans zu verringern. Seit 2021 hat er die Gehälter der Kardinäle dreimal gekürzt und im September ein Nulldefizit in der Kirche gefordert. Im vergangenen Jahr belief sich das Haushaltsdefizit auf 83 Millionen Euro, so Reuters.

Neben dem Budgetdefizit sieht sich der Pontifex mit den wachsenden Verbindlichkeiten des Pensionsfonds konfrontiert. Nach Schätzungen des Vatikans wurden sie im Jahr 2022 auf rund 631 Millionen Euro geschätzt. Die Agentur weist darauf hin, dass es keine offizielle Aktualisierung dieser Summe gab. Aber mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten gegenüber Reuters, sie glaubten, dass sie in die Höhe getrieben wurde.

Der Vatikan müsse möglicherweise seine Wohltätigkeitsarbeit einschränken oder seine diplomatische Präsenz in den Botschaften weltweit verringern, sagte Pfarrer Tom Reese, ein Jesuitenpater, der über die Finanzen des Vatikans geschrieben hat, in einem Gespräch mit der Agentur.

Auf dem jüngsten Treffen, wo die Haushaltsprobleme besprochen wurden, habe Franziskus vorgeschlagen, dass die vatikanischen Ämter sich um externe finanzielle Mittel bemühen könnten, um ihre Ausgaben auszugleichen, wie die beiden Vatikan-Beamten, gegenüber Reuters. Mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen meinten, dass wohlhabende katholische Stiftungen in den USA und Europa, die normalerweise unabhängig geleitet werden, eine gute Einnahmequelle darstellen könnten.

Die neu gegründete Kommission soll "gezielt durch Kampagnen unter Gläubigen, Bischofskonferenzen und weiteren möglichen Geldgebern das Spenden fördern, da diese wichtig für die Mission und das karitative Wirken des Apostolischen Stuhls sind"zitierte das Portal Vatican News das Papstdokument zur neuen hochrangigen Kommission.

Der Vatikan hat drei Haupteinnahmequellen. Der Hauptsitz der katholischen Kirche erhält Spenden über den offiziellen Fonds des Papstes. Zudem verfügt der Vatikan über ein Investitionsportfolio, das Aktienanlagen und mehr als 5.000 Immobilien umfasst, die meisten davon in Italien. Die dritte Quelle sind die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern für die Vatikanischen Museen.

Dieses Jahr feiern die Katholiken das Heilige Jahr, auch "Jubiläum" genannt, das alle 25 Jahre stattfindet. Der Vatikan rechnet mit einer Rekordzahl von Touristen – es werden etwa 32 Millionen Touristen erwartet.

Viele von ihnen werden mindestens 20 Euro für den Eintritt in die Museen bezahlen. "Das wird zweifellos eine Menge Geld in die Kassen des Vatikans spülen", erklärt John Pollard, ein britischer Historiker, der über die Finanzen des Vatikans geschrieben hat, in einem Interview mit Reuters.

Aber nur ein Teil dieser Einnahmen werde dazu beitragen, das Haushaltsdefizit auszugleichen, denn die Museen müssen auch ihr eigenes Personal bezahlen und die Kosten für die Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten decken, so die Agentur.

Der 88-jährige Franziskus könnte sich dazu entschließen, einen Teil des Anlageportfolios des Vatikans zu verkaufen, um das Defizit zu decken, sagte Jesuitenpater Tom Reese. Ein solcher Verkauf würde sofortige Einnahmen bringen, aber zukünftige Investitionsgewinne verringern. "Das verschiebt das Problem auf einen zukünftigen Papst", so Reese.

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