Angebliche Kabel-Sabotage: NATO will ihre Präsenz in Ostsee verstärken
Die NATO will nach einer Reihe von Unterbrechungen von Unterseekabeln ihre militärischen Aktivitäten in der Ostsee verstärken, sagte NATO-Generalsekretär Mark Rutte.
Er machte diese Erklärung nach einem Telefonat mit dem finnischen Präsidenten Alexander Stubb am Freitag. Helsinki hat eine Untersuchung eingeleitet, nachdem das Stromkabel EstLink 2 Anfang der Woche beschädigt worden war.
"Ich habe meine volle Solidarität und Unterstützung ausgedrückt. Die NATO wird ihre militärische Präsenz in der Ostsee erhöhen", schrieb Rutte auf X. Davor sagte der bereits, das US-geführte Bündnis "verurteilt alle Angriffe auf kritische Infrastruktur".
Die Mitglieder der NATO veranstalten in der Region regelmäßige Marinemanöver und nehmen an sogenannten Luft-Polizeimissionen teil, bei denen Kampfflugzeugen nahe an Russlands Grenzen fliegen. Seit 2014 hat die NATO ihre Kräfte, die an ihrer östlichen Flanke stationiert sind, stetig verstärkt, unter Berufung auf den Konflikt in der Ukraine.
Das Kabel EstLink 2, das Finnland und Estland verbindet, wurde am Weihnachtstag beschädigt. Mittwochabend übernahm die finnische Küstenwache einen vermeintlich russischen Tanker (Eigner: eine Firma in Dubai, Flagge von den Cookinseln, Management in Indien), die Eagle S, unter dem Verdacht, er habe mit seinem Anker das Kabel unterbrochen.
Laut finnischen Medien vollzog das in Richtung Ägypten fahrende Schiff unerklärliche Manöver über der EstLink 2.
Kaja Kallas, die Spitzendiplomatin der EU, ehemalige Premierministerin Estlands, erklärte, das festgesetzte Schiff sei Teil einer "Schattenflotte", die Moskau nutzen würde, um die Sanktionen gegen seinen Ölhandel zu umgehen.
Russland kommentierte diesen Vorfall nicht, hat aber zuvor die Sanktionen als ungerechtfertigt und illegal verurteilt.
Im vergangenen Monat wurden kurz hintereinander zwei Ostseekabel durchtrennt – eine Kommunikationsverbindung zwischen Finnland und Deutschland, und eine weitere zwischen Litauen und Schweden. Der Verdacht fiel auf ein chinesisches Schiff, den Frachter Yi Peng 3, der während der Zeit des Zwischenfalls nahe den Kabeln gefahren war. China hat Schwedens Vorwürfe zurückgewiesen, es kooperiere nicht bezüglich der Ermittlungen.
Der weitaus schwerwiegendste Sabotagefall in der Ostsee bisher ist jedoch nach wie vor die Sprengung der Nord-Stream-Pipeline. Hier ist der Schuldige noch immer nicht benannt; die Recherchen der Journalismus-Ikone Seymour Hersh deuteten auf die Vereinigten Staaten. Da wäre eine erhöhte NATO-Präsenz vermutlich nutzlos gewesen.
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