Europa

Agent Stierlitz kehrt zurück: Nachkriegsjahre und die Allianz von CIA und Ex-Nazis gegen die UdSSR

In Russland wird eine Neuverfilmung der Bücher über den Sowjetagenten Max Otto von Stierlitz vorbereitet. Die Handlung wird aber nicht mehr im Dritten Reich spielen, sondern in den ersten Nachkriegsjahren. Der Protagonist soll den gemeinsamen Aktivitäten von US-Geheimdiensten und ehemaligen Nazis nachgehen.
Agent Stierlitz kehrt zurück: Nachkriegsjahre und die Allianz von CIA und Ex-Nazis gegen die UdSSRQuelle: Sputnik

Stierlitz kehrt zurück! Die Tochter des Schriftstellers Julian Semjonow und Leiterin seiner Kulturstiftung, Olga Semjonowa, kündigte vergangene Woche die Pläne zur Verfilmung weiterer Stierlitz-Romane an. Diesmal geht es um die Trilogie "Expansion", die Semjonow in der ersten Hälfte der 1980er Jahre schrieb. Die Dreharbeiten sollen im Sommer 2025 beginnen. 

1973 erschien der zwölfteilige Fernsehfilm "Siebzehn Augenblicke des Frühlings" von Tatjana Liosnowa über den sowjetischen Geheimagenten Maxim Issajew, der als SS-Standartenführer Max Otto von Stierlitz im Berliner Hauptquartier nicht nur die Führung des Dritten Reiches aus nächster Nähe beobachtete, sondern auch den Verlauf des Krieges in den letzten Monaten mit seinen geschickt gestrickten Intrigen unmittelbar beeinflusste. 

So gelang es ihm, eine geheime Übereinkunft von Teilen der Nazi-Führung um SS-Chef Heinrich Himmler mit den US-Amerikanern zu verhindern. Julian Semjonow, der für sein Buch in den 1960er Jahren auch in den Archiven in Deutschland und der Schweiz recherchierte und mit Zeitzeugen sprach, ließ seine Protagonisten in einer Geschichte spielen, die in der Realität stattgefunden hat. 

Die Verhandlungen zwischen dem US-Gesandten und späteren CIA-Chef Allen Dulles und SS-General Karl Wolff fanden in Bern statt und führten zum vorzeitigen Waffenstillstand in Italien am 2. Mai 1945, also sechs Tage vor der deutschen Gesamtkapitulation am 8. Mai 1945. Mit dieser "Operation Sunrise" bereitete Dulles schon früh eine Nachkriegskooperation mit den Nationalsozialisten vor, mit deren Hilfe er den Einfluss des Kommunismus eindämmen wollte.

Genau dieser Kooperation geht Stierlitz im Dreiteiler "Expansion" nach, der nun verfilmt werden soll. Wie einer Rezension zu entnehmen ist, begegnet der Leser dem zweiten Mann im Dritten Reich, Hermann Göring, in seiner Zelle und bei den Nürnberger Prozessen, und dem Nazi Nikolaus Barbie, dem "Henker von Lyon", der der Strafe entging, weil er von den Amerikanern für ihren Geheimdienst rekrutiert wurde. Außerdem nimmt der Leser an den Verhören eines alten Bekannten von Stierlitz' ehemaligem Chef Walter Schellenberg teil und erfährt, wie mithilfe der Amerikaner der westdeutsche Geheimdienst von General Gehlen aufgebaut wurde, der später den antikommunistischen Aufstand in Ungarn im Jahr 1956 mitorganisierte.

Auch viele weitere Themen werden angesprochen. Die Verschmelzung von deutschem und amerikanischem Industrie- und Finanzkapital, die Mitarbeit des ehemaligen Nazis Ronald Richter an einem Atomprojekt in Argentinien, die Schaffung der Vereinten Nationen durch die Augen des sowjetischen Diplomaten Gromyko, die Umwandlung des Office of Strategic Services (OSS), das während des Krieges gegen Hitler-Deutschland kämpfte, in die CIA, ein Instrument des Kampfes gegen die Sowjetunion. Weitere Themen sind die in den Vereinigten Staaten einsetzende antikommunistische "Hexenjagd" und die Ursprünge der heutigen Russophobie. 

Welche Handlungsstränge in die neue Verfilmung aufgenommen werden, wurde noch nicht verlautbart. Bekannt ist nur, dass sich das neue Drehbuch sehr stark an Semjonows Originaltext orientiert. Dafür hat die Tochter des Schriftstellers extra einen Semjonow-Forscher, den Historiker Alexei Repin, als Berater für das Projekt engagiert. Dies teilte Olga Semjonowa auf einer TASS-Pressekonferenz am Freitag mit. Sie lobte die bisherige Arbeit des Produzenten und Drehbuchautors Artjom Tschaschtschichin-Toidse, der eine sorgfältige Vorgehensweise und Liebe zum Text von Julian Semjonow an den Tag lege und über einen ausgezeichneten literarischen Geschmack verfüge. "Ohne Liebe kann man kein Drehbuch über die Werke von Julian Semjonow schreiben", betonte sie.

Die stilistisch perfekt inszenierte Romanverfilmung von Liosnowa gilt für Generationen von Zuschauern als Kanon. Nicht umsonst genießt die oft als "langsamster Agententhriller der Welt" bezeichnete Serie seit mehr als 50 Jahren Kultstatus im russischsprachigen Raum. Da der Film im DDR-Fernsehen gezeigt wurde, ist die Figur Stierlitz auch vielen Deutschen geläufig. Die in Semjonow-Romanen und darauf basierenden Filmen angerissenen Themen "Instrumentalisierung des Nazismus", "Schicksal des verschollenen Nazi-Kapitals" und "NS-Raubkunst" haben ihre Aktualität auch bald 80 Jahre nach dem Sieg über den deutschen Faschismus immer noch nicht eingebüßt.

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