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Plan B: Westen fordert von Kiew "realistische Ziele"

Kiew soll seine Kriegsziele realistischer einschätzen. Westliche Verbündete drängen auf die Entwicklung einer Strategie, die die Lage auf dem Schlachtfeld berücksichtigt. Während Russlands Armee vorrückt, nimmt die Bereitschaft zur Unterstützung der Ukraine ab.
Plan B: Westen fordert von Kiew "realistische Ziele"© Carl Court/Getty Images

Washington und die EU drängen Kiew dazu, für das kommende Jahr einen realistischen Plan für weitere Handlungen in dem militärischen Konflikt mit Moskau auszuarbeiten. Dies berichtet die Zeitung The Wall Street Journal am Mittwoch mit Bezugnahme auf namentlich nicht genannte Quellen.

Vor dem Hintergrund der nachlassenden Unterstützung für die Ukraine unter mehreren westlichen Verbündeten und angesichts der vorrückenden russischen Streitkräfte müsse die ukrainische Führung realitätsnahe Kriegsziele setzen, zitiert die Zeitung westliche Diplomaten. Dies würde es westlichen Politikern ermöglichen, die Wähler von der Fortsetzung der weiteren militärischen Hilfe an Kiew zu überzeugen.

US-Außenminister Antony Blinken und sein britischer Amtskollege David Lammy besuchen Kiew am Mittwoch, um mit Vertretern der ukrainischen Regierung weitere Schritte zu diskutieren. Man wolle erörtern, wie man einen Sieg der Ukraine am besten erreichen könne und welche Hilfe das Land dafür benötige, so die Zeitung.

Diese Gespräche und die Situation auf dem Schlachtfeld hätten bereits zu Spannungen zwischen Kiew und dem Westen geführt. Der Wunsch, die russischen Streitkräfte aus der Ukraine zu vertreiben, "kollidiert mit der Realität", meint die Zeitung. Hochrangige europäische Beamte hätten der ukrainischen Führung dargelegt, dass "ein totaler Sieg der Ukraine vom Westen die Bereitstellung von Hunderten Milliarden US-Dollar fordern würde". Dies könne sich weder Washington noch die EU leisten, schreibt das Blatt.

Blinken sagte, dass er während seiner Reise nach Kiew erfahren wolle, welche Bedürfnisse und Ziele in diesem Moment die Ukraine habe. Er betonte, dass er und Lammy an US-Präsident Biden und den britischen Premierminister Keir Starmer Bericht erstatten würden. Dies könnte den Auftakt zur Billigung von Washington und London bilden, den Einsatz von Langstreckenraketen gegen Ziele innerhalb Russlands durch die Ukraine zu erlauben. Allerdings weist die Zeitung darauf hin, dass noch keine endgültige Entscheidung getroffen wurde. Am Freitag wird Biden mit Starmer über die weitere Unterstützung für die Ukraine sprechen, einschließlich einer möglichen Aufhebung des Verbots von Angriffen mit Langstreckenwaffen auf russisches Territorium.

John Kirby, der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, wies darauf hin, dass es bei der Reise nach Kiew nicht darum gehe, die Ukraine zu Verhandlungen mit Russland zu drängen. Wie The Wall Street Journal schreibt, seien sowohl Kiew als auch Moskau von Gesprächen dieser Art entfernt, trotz beiderseitiger Behauptungen, sie seien für Waffenstillstands- oder Friedensverhandlungen offen.

Der Besuch der beiden Diplomaten findet im Vorfeld einer USA-Reise von Wladimir Selenskijs statt. Der Besuch könnte für den ukrainischen Präsidenten von entscheidender Bedeutung sein, so die Zeitung. Vor zwei Wochen erklärte Selenskij, er wolle Joe Biden einen "Plan für den Sieg der Ukraine" während der kommenden UN-Generalversammlung vorlegen. "Ich bereite mich auf unser Treffen im September vor. Vieles hängt heute von den Vereinigten Staaten ab. Und auch vieles, was in Europa geschieht. Entscheidungen in Europa über Genehmigungen hängen auch von einer positiven Entscheidung im Weißen Haus ab, also müssen wir härter arbeiten", sagte er. Er werde das Dokument auch den Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump vorlegen. "Denn wir wissen nicht, wer Präsident wird, und wir wollen diesen Plan tatsächlich umsetzen", so Selenskij.

Einige der engsten Verbündeten Kiews wie der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis hätten darauf hingewiesen, dass die Entschlossenheit des Westens, der Ukraine bei der Rückgewinnung der verlorenen Gebiete zu helfen, nachgelassen habe. Er schloss sich den Forderungen Kiews an, die Einschränkungen für den Einsatz westlicher Waffen gegen Ziele im Inneren Russlands zu lockern.

Im Westen wachse die Sorge, dass sich die Kursk-Offensive auf Kiews Verteidigungsfähigkeit negativ auswirken könnte, schreibt das Blatt. Kiew habe gehofft, dass der Angriff Moskau dazu zwingen würde, die für die Sonderoperation kritischen Truppen aus der Ukraine abzuziehen. Allerdings habe Russland "den Köder nicht geschluckt", wie die Zeitung schreibt. Die russischen Streitkräfte nähmen weiterhin strategisch wichtige Gebiete in der Ostukraine unter Kontrolle, resümiert das Blatt.

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