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Erster massiver Angriff auf ukrainische Infrastruktur seit Monaten – Vergeltungsschlag für Kursk?

Die russischen Streitkräfte haben am Montag einen massiven Raketen- und Drohnenangriff auf die ukrainische Infrastruktur durchgeführt. Dabei schlugen bis zu fünf Marschflugkörper vom Typ X-101 auf ein Objekt in Kiew ein. Die ukrainische Luftabwehr war mit den Angriffen überfordert.
Erster massiver Angriff auf ukrainische Infrastruktur seit Monaten – Vergeltungsschlag für Kursk?Quelle: www.globallookpress.com

In den vergangenen acht Wochen wurden keine massiven russischen Gruppenschläge mehr auf die kritische Infrastruktur in der Ukraine durchgeführt. Unterdessen drangen die ukrainischen Streitkräfte in das Gebiet Kursk ein. Auf diesem Teil des international anerkannten russischen Territoriums finden derzeit heftige Kämpfe statt. Viele russische Militärbeobachter fragten sich zunehmend, warum vor dem Hintergrund dieser Ereignisse entschiedene russische Schläge auf militärisch relevante Infrastrukturobjekte der Ukraine ausbleiben.

Am Montag wurden nun massive Angriffe in der gesamten Ukraine durchgeführt. Zerstört oder stark beschädigt wurden unter anderem wichtige Objekte der Energieinfrastruktur. Der Telegram-Kanal für Militäranalysen Rybar hat auf Grundlage von im Internet veröffentlichten Bildern die vorläufigen Ergebnisse der Angriffe zusammengefasst

In Kiew wurden Industrieanlagen getroffen, die auf die Herstellung und Modernisierung von Flugzeugmunition spezialisiert sind, darunter das Forschungsinstitut für Luftfahrttechnik, das zum ukrainischen militärisch-industriellen Komplex gehört. Auch in der Nähe des Flughafens Schuljany wurde eine Reihe von Explosionen gemeldet. Die Angriffe sollen in einem von Kiewer Einwohnern veröffentlichten Video festgehalten worden sein: 

Zu sehen waren auf dem Video mehrere hohe Rauchsäulen, die fast gleichzeitig aufsteigen. Damit scheint die russische Luftwaffe die gleiche Taktik angewandt zu haben wie bei den Angriffen auf das Artjom-Werk Anfang Juli. Damals wurde das Gelände des Werks gleich mit fünf Kh-101 Marschflugkörpern angegriffen. In Kiew und im Umland der ukrainischen Hauptstadt befinden sich noch Dutzende weitere wichtige Militärobjekte und Kommandozentralen der Armee, die angegriffen werden können. 

In Wyschgorod, einem nördlichen Vorort von Kiew, schlug eine der Raketen in einem Maschinenraum des Kiewer Wasserkraftwerks am Damm des Kiewer Stausees ein. In der Anlage brach ein Feuer aus. Das Ausmaß des Schadens lässt sich anhand des verfügbaren Videomaterials jedoch noch nicht abschätzen. Gleichzeitig haben die ukrainischen Behörden bereits erklärt, dass der Staudamm nicht wesentlich beschädigt wurde und der Verkehr in den nächsten Stunden wieder aufgenommen werden kann.

In der Region Odessa haben die russischen Streitkräfte ein Lagerhaus südlich des Dorfes Usatowo und ein gleichnamiges Umspannwerk getroffen. Nach dem Angriff kam es in ganz Odessa zu einer Welle von Notstromausfällen. Im Westen des Landes traf einer der Schläge das Umspannwerk Chmelnizki 330, was zumindest in einem Teil des Gebiets Chmelnizki zu einem Notstromausfall führte. Im Verwaltungszentrum führten Stromausfälle dazu, dass der Oberleitungsbusverkehr eingestellt wurde.

Nach Angaben der ukrainischen Behörden und Medien ist es in der gesamten Ukraine zu Stromausfällen gekommen. Gleichzeitig sind in sieben Gebieten Probleme mit der Wasserversorgung zu verzeichnen: Dnjepropetrowsk, Kiew, Winniza, Schitomir, Rowno, Wolhynien und Lwow.

Die Militäranalytiker merken an, dass es für die ukrainischen Behörden von Vorteil sei, den Grad der Probleme zu übertreiben, sodass die beschädigten Objekte der für heute geplanten Zielen in die Liste der zerstörten Objekte aufgenommen werden. Dies kann auch geschehen, um den Nachschub an dringend benötigten Luftabwehrsystemen zu erhalten. 

Insgesamt ist die Trefferquote bei den russischen Schlägen gegen das ukrainische Hinterland merklich gestiegen. Grund dafür ist die Verlegung der ukrainischen Luftabwehrsysteme an die Front, wobei viele von ihnen dort bereits zerstört sind oder sich noch in Deckung befinden. 

Viele Experten fragen sich, ob der massive russische Angriff vom Montag ein Vergeltungsschlag wegen der ukrainischen Invasion gewesen sein könnte. Der Telegram-Kanal Militärchronik ist jedoch der Meinung, dass dies nicht der Fall sei. "Die Wahl der Ziele deutet indirekt darauf hin, dass es sich bei dem Angriff eher um einen systematischen und geplanten Schlag als um einen reaktiven Schlag als Antwort auf die Ereignisse im Gebiet Kursk handelt. Der ukrainische Energiesektor wurde bereits im Laufe des Sommers angegriffen, und der Einsatz von Raketen am 26. August sieht nach einer Fortsetzung dieses Vorgangs aus."

Die Experten merken allerdings an, dass derartige Schläge nicht in der Lage seien, die ukrainische Energieinfrastruktur komplett lahmzulegen – nicht alle Maschinenräume von Wasserkraftwerken wurden vollständig zerstört, nicht alle Wärmekraftwerke sind zu 100 Prozent betroffen. Um dauerhaften Schaden anzurichten, müssten die Umspannwerke in der Umgebung von Kernkraftwerken angegriffen werden. Doch es gebe bislang keine politische Entscheidung dazu, ob diese sensiblen Objekte künftig von den russischen Streitkräften angegriffen werden dürfen.

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