Frankreich, USA und Ukraine: Russischer Geheimdienst veröffentlicht Berichte seiner Spione
Der russische Auslandsgeheimdienst SWR (Sluschba Wneschnej Raswedki) hat neben anderen zuvor geheimen Agenturberichten zum Ukraine-Konflikt den Bericht eines seiner Mitarbeiter über die Entsendung eines Kontingents der französischen Streitkräfte in die Ukraine veröffentlicht. "Wie das französische Streitkräfteministerium inoffiziell einräumt, hat das Land solche Verluste im Ausland seit dem Algerienkrieg in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts nicht mehr erlebt", berichtete der Resident des SWR am 18. März des laufenden Jahres aus Brüssel.
So würden Behörden inoffiziell einräumen, dass bei einem russischen Luftangriff am 17. Januar 2024 auf eine Kaserne in Charkow "dutzende Franzosen" ums Leben kamen. Solche Angriffe seien "zur Norm" geworden.
Der vollständige Text des Berichts des Residenten mit dem Tarnnamen "Felix" zu diesem Thema wurde in der Zeitschrift Raswedtschik veröffentlicht (Seite 20). In dem Dokument heißt es, die französische Militärführung sei besorgt über die steigende Zahl französischer Todesopfer in der Ukraine.
Das offizielle Paris halte Informationen über die Zahl der Verluste geheim, heißt es in dem Bericht weiter, da sie "bereits eine psychologisch bedeutende Schwelle überschritten" hätten. Die Bekanntgabe solch "sensibler" Informationen könne Massenproteste provozieren und die Unzufriedenheit der Offiziere hervorrufen, meldet der Autor des Berichts. Er merkt an, dass die Zahl der Offiziere unter den Toten "überproportional hoch" sei, was die Anwerbung neuer Kräfte für Rotation und Ersatz extrem schwierig mache. Auch werde befürchtet, dass Angehörige der gefallenen Militärs Entschädigungsansprüche gerichtlich geltend machen könnten.
Nach den "Felix" vorliegenden operativen Erkenntnissen soll zum Zeitpunkt der Abfassung des Berichts ein französisches Kontingent in einer Stärke von 2.000 Mann für die Entsendung in die Ukraine vorbereitet worden sein. So ein Truppenkontingent konnte jedoch kaum unbemerkt bleiben und leicht zum Ziel russischer Angriffe werden, befürchteten die Franzosen.
Auch andere Agentenberichte hat die Fachzeitschrift in ihrer Juni-Ausgabe veröffentlicht. So hat ein Resident des SWR in den USA im April 2024 über Anwerbungsversuche von verurteilten Schwerverbrechern lateinamerikanischer Herkunft in US-Gefängnissen für Söldner-Einsätze in der Ukraine berichtet. Im Mai berichtete ein Agent aus Kiew über wachsende Unzufriedenheit der US-Führung mit Selenskij.
Die Echtheit der Berichte kann an dieser Stelle nicht beurteilt werden. Wie der russische Journalist und Militärexperte Jewgenij Krutikow schreibt, sei der Beschluss der russischen Sonderdienste, aktuelle Agentenmeldungen samt Tarnnamen der Verfasser derlei publik zu machen, beispiellos. "Aus politischer Sicht ist dies jedoch eine vielversprechende Lösung, die zur Argumentation und zum Selbstbewusstsein der russischen Position beiträgt", urteilt er.
Die Informationen seien allerdings nicht reine Agenturmeldungen, sondern zum größten Teil analytische Zusammenfassungen, die zudem teilweise durch spätere Medienberichte bestätigt wurden.
Der französische Präsident Emmanuel Macron deutete zum ersten Mal Ende April die Entsendung französischer Truppen in die Ukraine an. Seitdem ist ein französisches oder gar NATO-Truppenkontingent Dauerthema in den Medien, auch wenn es in den letzten Wochen etwas abebbte.
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Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.