"Politico": EU könnte Ungarns Ratspräsidentschaft vorzeitig "beenden"
Die Europäische Union könnte Ungarn wegen der Reise des Ministerpräsidenten Viktor Orbán nach Moskau die am 1. Juli turnusmäßig übernommene EU-Ratspräsidentschaft vorzeitig entziehen, berichtet die EU-Ausgabe von Politico unter Berufung auf diplomatische Quellen.
Letzte Woche reiste Orbán umgehend in die Ukraine, nachdem er die Präsidentschaft des Europäischen Rates gerade erst übernommen und versprochen hatte, "Europa wieder groß zu machen" ("Make Europe Great Again"; MEGA – angelehnt an die Losung des vormaligen US-Präsidenten Donald Trump "Make America Great Again"). Anschließend reiste Orbán nach Russland und löste damit sofort einen Aufschrei der Empörung sowohl in Kiew als auch in Brüssel aus.
"Die Mitgliedstaaten waren bereits durch das 'MEGA'-Motto irritiert. Aber ein Treffen mit [dem russischen Präsidenten Wladimir] Putin wird die ungarische Präsidentschaft dauerhaft überschatten", berichtete Politico am Montagabend unter Berufung auf einen ungenannten EU-Diplomaten. "Mit einem solchen Treffen endet die Präsidentschaft, bevor sie richtig begonnen hat."
Doch es blieb nicht bei einem reinen Pressebericht: Politico selbst bezeichnete Orbán als "abtrünnig" und legte bereits nahe, dass die EU-Botschafter bei ihrem Treffen am Mittwoch "von öffentlichen Verurteilungen zu konkreten Maßnahmen übergehen könnten, um Budapest in die Schranken zu weisen".
In Brüssel gebe es eine "sehr klare politische Missbilligung" für Orbán, zitierte das Portal einen anderen anonym bleibenden Diplomaten und fügte hinzu, dass die Botschafter "jetzt darüber diskutieren, was genau am Mittwoch zu tun ist".
Die EU "kann die ungarische Präsidentschaft innerhalb weniger Wochen loswerden", argumentierte Daniel Hegedüs, ein Senior Fellow beim Thinktank German Marshall Fund. Hegedüs skizzierte eine Reihe von Schritten, mit denen die EU-Führung in Brüssel etwa den Beginn der polnischen Präsidentschaft auf den 1. September vorverlegen und Ungarns Amtszeit verkürzen könnte, um "negative Konsequenzen für Orbáns Verhalten" durchzusetzen.
Allerdings würde ein solches Verfahren eine mindestens 80-prozentige Zustimmung im Europäischen Rat erfordern.
Orbán erntete Kritik, er verfüge über kein Mandat, die EU nach außen zu vertreten, und hat dies mit der Begründung zurückgewiesen, seine Friedensmissionen seien keine klassischen Verhandlungen und benötigten daher kein Mandat. Der ungarische Ministerpräsident führte am letzten Freitag im ungarischen Rundfunk weiter aus, größere Mächte seien vielleicht in der Lage, den Konflikt zu beenden, aber Ungarn könne "ein gutes Werkzeug in den Händen Gottes" sein, um den Frieden zu fördern.
Ungarn gehört seit langem zu den wenigen EU-Mitgliedsländern, die eine uneingeschränkte Unterstützung der Ukraine durch die EU kritisieren und die EU-Kommission in Brüssel auffordern, sich stattdessen stärker für den Frieden einzusetzen. In Budapest wurden so auch Pläne zur Finanzierung von Waffenkäufen Kiews blockiert, wurde die Teilnahme Ungarns am Programm zur Ausbildung ukrainischer Truppen abgelehnt und der Transit von Waffen und Ausrüstung über ungarisches Territorium in die Ukraine verweigert.
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