"Verleugnung der Realität" – darum unterzeichnet Italien nicht die Pro-LGBTQ-Erklärung der EU
Italiens Ministerin für Familie, Geburten und Chancengleichheit Eugenia Roccella hat erklärt, warum ihr Land nicht die EU-Erklärung zur Förderung von LGBTQ-Gemeinschaften unterzeichnet hat, die unter dem belgischen Ratsvorsitz den EU-Mitgliedsstaaten vorgelegt worden war. Anlass für diese Ad-hoc-Erklärung war der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie, der seit 2005 alljährlich am 17. Mai, also in diesem Jahr am vergangenen Freitag begangen wurde.
In einem Interview in der Sonntagsausgabe von Il Messaggero legte Roccella die Position der italienischen Regierung dar und erklärte, das Dokument sei "sehr unausgewogen".
"Jeder kann wählen, wen er lieben oder mit wem er eine sexuelle Beziehung haben möchte. Aber die in dem Dokument befürwortete Freiheit, 'zu sein, wer man sein will', ist ein ideologischer Zwang und eine Verleugnung der Realität, weil die Realität des Körpers und der sexuellen Zugehörigkeit letztlich nicht verändert werden kann."
Laut Roccella, die derselben Partei Fratelli d'Italia wie die Ministerpräsidentin Giorgia Meloni angehört, sollte der "Gender-Binarismus", wonach es Frauen und Männer gebe, "weiterhin gelten". "Wir wollen die Anthropologie bewahren, auf der die Elternschaft und die Kontinuität der Menschheit beruhen, denn wenn man Männer und Frauen abschafft, ändert sich auch die Elternschaft, und man sollte sich nicht wundern, wenn keine Kinder mehr gezeugt werden", fügte sie hinzu.
Die Ministerin betonte, dass die italienische Regierung zwar die Eingliederung von Menschen unterstütze, die sich einer Geschlechtsumwandlung unterziehen, und sich gleichfalls auch gegen jede Transphobie wende, dass diese Regierung jedoch Bestrebungen ablehne, das grundlegende menschliche Paradigma verändern zu wollen.
Den Verfechtern der LGBTQ-Ideologie wirft sie vor, "nicht nur die Biologie zu leugnen, sondern auch den Körper, der auf dem Geschlechtsunterschied zwischen Mann und Frau beruht".
An dieser Haltung der in verschiedenen Medien als "postfaschistisch" klassifizierten Regierungspartei Fratelli d'Italia übte ausgerechnet die Enkelin des "Duce" Alessandra Mussolini öffentlich Kritik. Die 61-Jährige, die für die Forza Italia im EU-Parlament sitzt, monierte an dem Kabinett, dem auch ihre eigene Partei angehört:
"Die italienische Regierung schafft eine Atmosphäre der Feindseligkeit, die vielleicht nicht den Erwachsenen schadet, aber vielen jungen Menschen, die sich in einer schwierigen Situation befinden, auch in einer schwierigen Familiensituation. Ich hoffe sehr, dass sich die Regierung das noch einmal überlegt und die Erklärung unterzeichnet."
Neben Italien hatten sich auch acht osteuropäische Länder geweigert, diese EU-Erklärung zu unterzeichnen – nämlich Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Litauen, Lettland, Tschechien und die Slowakei.
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