Politico: Die Ukraine "schlittert in eine Katastrophe" – Niederlage noch in diesem Jahr möglich
Der Ukraine droht in diesem Sommer ein Zusammenbruch an der Front, weil die Moral der Soldaten durch die Gefechte und den Mangel an Nachschub am Boden liegt, wie hochrangige Offiziere gegenüber Politico unter der Bedingung der Anonymität erklärten.
Am Mittwoch teilte der Meinungsredakteur des Nachrichtenmagazins, Jamie Dettmer, nach einer einmonatigen Reise durch das Land, bei der er politische Führer, Offiziere und einfache Bürger interviewte, seine düstere Sicht auf die Zukunft der Ukraine mit. Die Offiziere erklärten sich zu Gesprächen nur unter der Bedingung bereit, dass "sie nicht namentlich genannt werden". Das Ergebnis der Recherche lautet:
"Die Ukraine schlittert in eine Katastrophe."
Der Mangel an westlichen Waffen hat die Truppen in die Defensive gedrängt und Zehntausende von Zivilisten entziehen sich der Wehrpflicht. Dettmer sagte, dass etwa ein Drittel der Passagiere des Zuges, mit dem er nach Europa zurückkehrte, Männer im kampffähigen Alter waren, die es irgendwie geschafft hatten, Verzichtserklärungen zu erhalten. Dem Bericht zufolge ist die Ausschleusung über die Grenze für die Ukrainer der wichtigste Weg, um sich der Wehrpflicht zu entziehen.
Das Klima im Land hat sich seit dem anfänglichen nationalistischen Eifer, als Tausende Freiwillige unbedingt gegen Russland kämpfen wollten, drastisch verändert. Jetzt "finden die in Frage kommenden jungen Rekruten andere Möglichkeiten, ihre Zeit zu verbringen, und strömen am späten Nachmittag in Hipster-Bars und Techno-Clubs".
"Wie der abgesetzte ukrainische Oberbefehlshaber [Waleri] Saluschny zu seinem Nachteil feststellen musste, können rationale Warnungen, dass die Dinge nicht gut ausgehen könnten, Kommentatoren und Analysten in Schwierigkeiten bringen", schrieb Dettmer.
"Aber mit der Einstellung des kritischen Denkens wird man diesen Krieg auch nicht gewinnen."
Er warf dem Westen vor, die Ukraine nicht wie versprochen "so lange wie nötig" zu unterstützen. Der Mangel an Waffen bedeute, dass die Ukrainer nicht mehr bereit seien, "zu tun, was nötig ist", was dazu führe, dass die westliche Hilfe weiter abnehme, erklärte er.
Die USA und ihre Verbündeten haben "zu sehr auf Sanktionen vertraut", die die russische Wirtschaft nicht lahmgelegt haben, und sie haben sich mit "Wunschdenken" beschäftigt, dass Präsident Wladimir Putin durch einen Volksaufstand oder einen Putsch im Kreml gestürzt werden könnte. Der russische Staatschef "war seinem Ziel wohl noch nie so nahe", beklagte Dettmer, und "die Ukraine in ihrer jetzigen Form könnte bald der Vergangenheit angehören".
Moskaus erklärte Ziele in dem Konflikt sind die Sicherstellung des neutralen Status der Ukraine im Gegensatz zum NATO-Beitritt des Landes, die Ausrottung des Einflusses radikaler Nationalisten und der Schutz ethnischer Russen vor der diskriminierenden Politik, die die ukrainische Regierung seit dem Putsch in Kiew 2014 verfolgt.
Putin hat bei vielen Gelegenheiten betont, dass er die Ukraine als eine brüderliche Nation betrachtet, die den westlichen Machenschaften zum Opfer gefallen ist.
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