"Goebbels wäre neidisch" – Sacharowa wirft estnischem Außenministerium Sympathie für Hitleristen vor
Am Sonntag postete das estnische Außenministerium auf der Plattform X mehrere historische Fotos, welche die angebliche Verwüstung Tallinns nach dem sowjetischen Luftangriff am 10. März 1944 zeigen sollen. "Heute vor 80 Jahren wurde Tallinn durch die März-Bombardements verwüstet, die über Nacht ein Viertel der Stadt zerstörten. Bis zu 300 russische Flugzeuge bombardierten uns und ihre Hauptziele waren Wohnviertel und kulturelle Sehenswürdigkeiten. Das russische Vorgehen in der Ukraine ist heute dasselbe", schrieb die Behörde dazu.
Der Propaganda-Coup der Esten war erfolgreich: Auf X sorgte das Posting mit knapp 4 Millionen Zugriffen für Aufsehen. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, sah sich veranlasst, auf die Veröffentlichung mit einer Gegendarstellung auf Telegram im Umfang eines Artikels zu antworten. Sie warf Estland vor, in die Fußstapfen der Nazi-Propaganda zu treten: Es sei kein Geheimnis, dass sich die modernen estnischen Behörden mit Hitleristen verbünden würden, und selbst Goebbels würde sie um den Grad ihrer manischen Russophobie beneiden.
Today, 80 years ago #Tallinn 🇪🇪 was devastated by the March bombings, which destroyed a quarter of the city overnight.Up to 300 Russian aircrafts were bombing us & their primary targets were residential districts & cultural landmarks.Russian playbook is the same today in 🇺🇦🧵 pic.twitter.com/kWNB5Pd2td
— Estonian MFA 🇪🇪 | 🌻 #StandWithUkraine (@MFAestonia) March 9, 2024
Sacharowa wies darauf hin, dass die Bombardierung Teil der sowjetischen Militäraktion zur Befreiung der baltischen Staaten von den Nazis gewesen sei. Die "verfälschende" Darstellung habe sie aus dem historischen Kontext gerissen. Sie betonte, dass die Luftangriffe der sowjetischen Luftwaffe sich in erster Linie gegen die Hauptquartiere der Gestapo und der Abwehr, gegen Flugabwehranlagen, das Marinearsenal, Pulverdepots und Kommunikationsknotenpunkte gerichtet hätten.
"Für den Kallas-Clan und die Nachkommen der estnischen Kollaborateure sind dies möglicherweise heilige oder kulturelle Stätten, aber für alle anderen normalen Menschen sind es legitime militärische Ziele."
Die estnische Präsidentin Kaja Kallas gehört im westlichen Lager zu den hartnäckigsten Gegnern Russlands. Als eine der bislang wenigen Staats- und Regierungschefs hält sie beispielsweise die Entsendung von NATO-Truppen in die Ukraine für wünschenswert.
Das russische Ermittlungskomitee hat Kallas wegen "Verbrechen gegen das Gedenken an die Befreier der Welt von Nazismus und Faschismus" zur Fahnung ausgeschrieben – RT DE berichtete. Die estnische Regierung setzt sich für systematische Erinnerungsverbote und den Abriss sowjetischer Denkmäler ein.
Die Löschung des historischen Gedächtnisses und die Leugnung von Naziverbrechen kommen aus russischer Sicht einer Rehabilitierung des Nazismus gleich. Sacharowa wies in diesem Zusammenhang auf ein in dem estnischen Posting verwendetes, falsches Foto als angeblichen Beweis für "russische" Verbrechen hin.
"Das Foto wurde im August 1941 während des Rückzugs der Baltischen Flotte aufgenommen, wobei die Zerstörung nicht von den sowjetischen Truppen, sondern von den vorrückenden Nazis verursacht wurde."
Dabei hätten die Nazi-Truppen laut Sacharowa 62 Schiffe mit 4.500 Zivilisten versenkt. Insgesamt seien über 15.000 Zivilisten ums Leben gekommen. Trotz "drei Jahren faschistischer Propaganda" während der Besatzung hätten die Esten die sowjetischen Truppen mehrheitlich als Befreier begrüßt.
"Einige Anwohner riskierten ihr Leben, um den sowjetischen Soldaten zu helfen."
Sacharowa wies zudem auf die große Anzahl der Esten in den Reihen der Roten Armee hin und nannte sie "echte Patrioten". Mit der Veröffentlichung auf X habe die nationalistische Führung Estlands ihre "ideologische Verwandtschaft" mit dem banderistischen Kiewer Regime gezeigt.
Das Posting des estnischen Außenministeriums stieß bei den X-Nutzern mehrheitlich auf Kritik. "Moment mal, das estnische Außenministerium verurteilt jetzt offen und offiziell die Sowjets für ihren Kampf gegen die Nazis?", schrieb etwa Brecht Jonkers. Viele Kommentare fielen dabei ganz kurz aus, so wie im Falle des Nutzers Zatti71, der nur schrieb:
"Hitler's friends = Russia’s enemies"
Wie auch in anderen Staaten des Baltikums werden in Estland die Angehörigen der Waffen-SS und die profaschistische Guerilla, die sogenannten "Wald-Brüder", offiziell als Freiheitskämpfer gewürdigt. Diese Sichtweise stößt in deutschen Fachkreisen im Rahmen der sogenannten "Multiperspektivität" auf immer mehr Verständnis. Damit hatten die Vertreter Estlands und Lettlands bei einer Podiums-Diskussion in Museum Karlshorst die restlose Entfernung der sowjetisch und russisch geprägten Erinnerungssymbole aus dem öffentlichen Raum in ihren Ländern begründet – RT DE berichtete. Die Botschaft wurde von ihren deutschen Gastgebern widerspruchslos angenommen.
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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.