Französischer Militärgeheimdienst: Russische Armee ist modern, motiviert und kampfstark
Wenn man die Reden westlicher Politiker anhört, die über die Zukunft der Ukraine immer noch so reden, als ob sie den Krieg gegen Russland fast schon gewonnen hätten, stellt sich die berechtigte Frage, ob die Situation in den westlichen Entscheidungszentren überhaupt noch realistisch eingeschätzt werden kann. Ein Bericht der französischen Militäraufklärung beweist, wie voreilig die Freude über die anfänglichen Schwächen der russischen Kampfführung eigentlich war.
Laut dem russischen Militäranalysten Wladislaw Schurygin, der in Russland Auszüge daraus in Umlauf gebracht hat, wurde die Analyse von einer Abteilung der Direktion für militärische Aufklärung (Direction générale de la Sécurité extérieure, kurz DGSE) für den Generalstab der französischen Armee (L'état-major de l'Armée de terre, kurz EMAT) erstellt. Zu Beginn der Lektüre weist Schurygin darauf hin, dass das Dokument nicht komplett veröffentlicht werden darf, "da es eine Reihe von Besonderheiten und Dienstkennzeichnungen aufweist, die es ermöglichen zu verstehen, woher es stammt".
Damit hat er eigentlich auf die russische Gegenaufklärung verwiesen, die das Dokument aller Wahrscheinlichkeit nach "erbeutet" hat. Zwar darf die Echtheit der Publikation grundsätzlich angezweifelt werden. Aber an seiner Glaubwürdigkeit zu zweifeln, gibt es derzeit wenige Gründe, weil es in fast allen seinen Aussagen auch mit aktuellen Berichten westlicher Medien übereinstimmt, in dieser Einschätzung beispielsweise:
"Im Moment scheint es äußerst unwahrscheinlich, dass die ukrainische Armee in der Lage sein wird, Russland in der Ostukraine in der bevorstehenden Frühjahrs- und Sommeroffensive eine ernsthafte militärische Niederlage zuzufügen."
Die Zeitangabe über die "bevorstehende" Frühjahresoffensive weist klar auf das Datum des Dokumentes hin – verfasst wurde es spätestens Anfang Mai. Daher wurden darin bittere Erfahrungen nach der Rückeroberung von Artjomowsk und schweren Verlusten der Ukraine bei ihrer Sommeroffensive noch nicht berücksichtigt. An anderer Stelle heißt es, dass seit dem Rückzug im Gebiet Charkow (Anfang September) acht Monate vergangen seien. Umso gravierender ist deswegen auch sein Inhalt, denn schon zum damaligen Zeitpunkt hieß es grundsätzlich zum Zustand der russischen Armee:
"Die Qualität der russischen Truppen kann als den Anforderungen einer modernen Kriegsführung entsprechend eingeschätzt werden."
Im Bericht wird betont, dass die russische Armee nach der anfänglichen Phase des Durcheinanders bei Kompetenzen und Zuständigkeiten wegen der Vielzahl verschiedener Einheiten, die Rekruten, Spezialeinheiten, Privatarmeen, Volkswehr und Freiwilligenbataillone umfasste, nun einheitlicher und professioneller auftritt.
"Das russische Kommando begann, energisch gegen Desorganisation und Anarchie anzukämpfen. ...
Heute haben die Russen die Motivationskrise ihrer Truppen überwunden. Die von der Front kommenden Daten zeigen, dass die russische Infanterie an allen Fronten hart um jeden Kilometer kämpft."
Viel Aufmerksamkeit wird im Dokument auch dem Zustand der russischen Rüstungsindustrie gewidmet, die für die Herstellung modernerer Waffensysteme und Nachschub an Munition sorgt. Demnach habe sich die Rüstungsproduktion im Durchschnitt um das Fünf- bis Siebenfache in verschiedenen Nomenklaturen erhöht, jene von Panzerausrüstung um das Dreifache, und dieser Wert "könnte bis Juni auf das Fünffache ansteigen". Daraus folgte die Warnung:
"Wenn die russische Munitionsindustrie in der Lage ist, sie mit ausreichend Munition zu versorgen, wird sie zu einem der bedrohlichsten Faktoren für die militärischen Pläne der Ukraine."
Die Verluste beim russischen Offizierkorps werden als gering eingeschätzt – weniger als zwei Prozent der an den Kampfhandlungen beteiligten Truppen. Kampferfahrene Offiziere werden in höhere Positionen befördert. Als Problem wird ein grundsätzlicher Mangel an gut ausgebildeten Offizieren genannt, der seit Beginn des Krieges noch nicht behoben wurde.
Die russische Überlegenheit in der Luft ist ein weiteres wichtiges Thema. Lange habe Russland sie aber nur unzureichend ausgenutzt – aus Angst vor der ukrainischen Luftabwehr. "Da die Russen jedoch neue Langstreckenwaffen – Raketen, Gleitbomben sowie eine zunehmende Zahl von Drohnen aller Art – einführen, kann der Faktor der russischen Luftüberlegenheit für die ukrainischen Offensivpläne destruktiv werden."
"All dies macht die militärischen Pläne der Ukrainer unbegründet, den Russen eine entscheidende militärische Niederlage zuzufügen", schlussfolgern die französischen NATO-Partner der Ukraine.
Die ukrainische Offensive hat nach monatelangem Zögern Anfang Juni begonnen. Die ukrainischen Streitkräfte erlitten schwere Verluste und kamen in der für sie wichtigsten südlichen Richtung kaum voran. Russland verfolgt derzeit die Strategie der "aktiven Verteidigung" und schlägt bis auf wenige Ausnahmen die ukrainischen vorstoßenden Truppen zurück. Welche Probleme die Ukrainer nun an der Front haben, kann man aus den wenigen Frontberichten deutscher Medien unmittelbar erfahren.
Ein besonders großes Problem für die Ukrainer sei die Luftüberlegenheit der Russen, schreibt etwa die Bild. "Weil etwa deutsche Gepard-Flugabwehrsysteme in den großen Städten gebraucht werden, fehlt den Soldaten in Frontnähe oft die Luftabwehr. Gerade die Massen-Produktion von russischen Drohnen macht ihnen schwer zu schaffen." Ein ukrainischer Soldat berichtet: "Die Gefahr durch Drohnen ist immens, sie sehen alles und meist wird dann sofort das Feuer eröffnet."
"Der Feind jagt uns mit Hubschraubern, Flugzeugen, Panzerabwehrwaffen."
Wenn es um die Fortschritte bei der Gegenoffensive geht, sind die ukrainischen Soldaten vorsichtig. Sowohl im Süden als auch hier im Osten ist die Verteidigung der Russen stark. Drei Verteidigungslinien, massenhaft verminte Felder. Wer in diesen Tagen ukrainische Krankenhäuser… pic.twitter.com/hOOZVHYqoz
— Paul Ronzheimer (@ronzheimer) July 7, 2023
Die Zeitung, die den Kampf der Ukrainer gegen Russen tagtäglich glorifiziert, nennt die Russen nun "starke Verteidiger" und stellt fest, dass seit Kriegsbeginn bereits Zehntausende der ukrainischen Soldaten Arme, Beine und Füße verloren haben. "Die russische Armee ist nicht degeneriert und kämpft primitiv, einige Einheiten kämpfen sehr effektiv und verbessern sich, sie benutzen Drohnen. Ihre Armee selbst scheint schwach zu sein, aber sie verbessern sich und versuchen, mit der Technologie Schritt zu halten", berichtet eine weitere Soldatin.
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