Sanktionsbumerang? Tschechische Ferienorte wegen ausbleibender russischer Touristen pleite
Die tschechischen Kurorte, die auf die Liste der UNESCO aufgenommen wurden, sind auf der Suche nach neuen Kunden, nachdem ihre russische Kundschaft dramatisch zurückgegangen ist, berichtet der französische Fernsehsender France24. Die westtschechischen Kurstädte Karlovy Vary (Karlsbad), Mariánské Lázně (Marienbad) und Františkovy Lázně (Franzensbad) hatten bereits während der Pandemie stark gelitten – und das Jahr 2022 versetzte ihnen einen weiteren Schlag: Die von der Europäischen Union gegen Russland verhängten Sanktionen haben die Zahl der zahlungskräftigen russischen Kunden "praktisch auf null" reduziert, so France24. Der Sender führt aus:
"'Unsere Kurbäder haben von einem Tag auf den anderen 80 Prozent ihrer Kunden verloren', sagt Andrea Pfeffer Ferklova, die Bürgermeisterin von Karlsbad, das nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991 zu einem Liebling der russischen Investoren und Touristen wurde. Im Jahr 2019 verzeichneten die tschechischen Heilbäder 880.000 Besucher. In den Jahren 2020 und 2021 sank die Zahl dann auf knapp über 500.000, bevor sie im letzten Jahr wieder auf 840.000 anstieg.
Die Zahl der ausländischen Gäste sank jedoch zwischen den Jahren 2019 und 2022 von fast 400.000 auf weniger als 300.000, und der Anteil der Russen sank von 61.000 auf nur wenige Tausend.
'Der durchschnittliche tschechische Tourist gibt etwa 700 Kronen (32 US-Dollar) pro Tag aus. Russischsprachige Kunden geben über 3.500 Kronen pro Tag aus', sagte Jan Herget, Direktor der staatlichen Tourismusagentur Czech Tourism. 'Die Gesamtzahlen unterscheiden sich also nicht so sehr, aber finanziell gesehen ist es ein Einbruch'."
Die russischen Kunden zahlten nicht nur mehr als die einheimischen – oder die deutschen –, sie blieben in der Regel auch mehrere Wochen, erklären die Vertreter der tschechischen Ferienorte. Die Tschechen selbst bevorzugen vor allem Wochenendaufenthalte – was natürlich zu finanziellen Einbußen führt.
Nun plane Czech Tourism, Kunden aus dem Nahen Osten und aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion wie Aserbaidschan oder Kasachstan zu gewinnen, meldet France24 – denn es sei klar, dass die Russen "nicht mehr zurückkommen". Ein ähnliches Problem – die Abwanderung der russischen Kunden – habe übrigens Deutschland, so die Bürgermeisterin von Karlovy Vary in dem Gespräch mit dem französischen Sender.
Während Ferienorte innerhalb der EU wie Karlovy Vary oder Baden-Baden mit dem Ausbleiben der Russen kämpfen, meldet die russische Nachrichtenagentur Interfax, dass der Verkauf von Reisen in russische Kurorte in diesem Jahr um 30 Prozent gestiegen ist. Allein im Gebiet Stawropol lag die Auslastung der Kurorte für den Sommer nach Angaben des Ministeriums für Tourismus und Kurorte Mitte Mai bereits bei 93,3 Prozent, so die Agentur. Am begehrtesten seien jedoch die Anlagen in den Kurorten der Kaukasusregion Mineralnyje Wody, wo fast alle Plätze für die Sommersaison verkauft seien, so der Pressedienst der Russischen Vereinigung der Reisebranche. Interfax meldet:
"'In der laufenden Saison ist die Zahl der Anfragen für Kurorte um 30 Prozent gestiegen. Den Top-Reisezielen in der Kaukasusregion Mineralnyje Wody gehen schnell die Plätze für den Sommer aus. Viele erstklassige Einrichtungen sind praktisch ausverkauft, andere kündigen einen Verkaufsstopp an', sagt Julia Wysokanowa, Leiterin des Reiseunternehmens Multitour, dem Pressedienst zufolge. Ihrer Meinung nach ist die Nachfrage in Russland nicht nur für Kuraufenthalte, sondern auch für Wellness im Allgemeinen gestiegen."
Wie Experten in Gesprächen mit den Medien auch immer öfter feststellen, haben sich zahlreiche russische Touristen im letzten Jahr von ausländischen Urlaubsorten nach Russland umorientiert – dies gilt sowohl für Badeorte als auch generell für Kureinrichtungen.
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