"Auf Wunsch der Pariser verlängert": Franzosen feiern berühmten russischen Ballettmeister
Ausstellungen mit Russland-Bezug sind aus dem EU-Kulturraum seit mehr als einem Jahr verbannt. Vielleicht ist das der Grund, warum eine Schau im Russischen Zentrum in Paris, die dem legendären Bolschoi-Ballettmeister Juri Grigorowitsch gewidmet ist, in zwei Monaten von Tausenden besucht wurde. Nun wird sie auf Wunsch der Pariser Bevölkerung in Frankreich verlängert, schreibt die Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Die Kulturministerin Russlands Olga Ljubimowa gab dies auf ihrem Telegram-Kanal bekannt, so die Nachrichtenagentur. Ljubimowa erklärte:
"Ich freue mich, dass das Projekt ein so großer Erfolg ist. Es zeigt, dass die französische Öffentlichkeit ein großes Interesse am russischen Ballett und an unserem reichen kulturellen Erbe hat."
Die Ausstellung unter dem Titel "Großes Ballett von Juri Grigorowitsch" kann nun bis zum 30. Juni im Russischen Geistlichen und Kulturellen Orthodoxen Zentrum besichtigt werden. Die Schau entstand im Rahmen der Feierlichkeiten zum 250-jährigen Bestehen der Moskauer Akademie für Choreografie, an der Grigorowitsch mehr als 30 Jahre lang Leiter der Choreografieabteilung war – und wurde von dem Team des Moskauer Bachruschin Theatermuseums vorbereitet. "Im Namen der Ausstellung haben wir zwei wichtige Komponenten vereint. Denn es geht um das Ballett des Bolschoi-Theaters, das unter Juri Grigorowitsch dank seiner Leistungen und fantastischen Künstlern zum 'Großen Ballett' wurde", teilte Dilorom Rudenko, Leiterin der Abteilung für internationale Aktivitäten des Bachruschin Theatermuseums in Moskau, den Journalisten mit. An der Ausstellung war ein Jahr lang gearbeitet worden, erzählte sie auch.
Auffällig ist, dass es sich um eine Fotoausstellung handelt. Wie die russischen Medien berichteten, umfasst die Schau einzigartige Fotografien aus dem Fundus des Moskauer Theatermuseums. Die Fotos zeigen Fragmente aus Inszenierungen der Ballettstücke "Spartacus", "Die steinerne Blume", "Der Nussknacker", "Romeo und Julia", "Das goldene Zeitalter", "Iwan der Schreckliche" und vielen anderen. Im Rahmen der Ausstellung werden auch einzigartige Aufnahmen von sowjetischen und russischen Ballettstars in Proberäumen gezeigt. Der Autor vieler Bilder ist der Fotograf des Bolschoi-Theaters Michail Logwinow. Der legendäre Bolschoi-Fotograf hat viele Ballettstars des 20. Jahrhunderts sowie berühmte Choreografen in Russland und auf der ganzen Welt fotografiert. "In der Ballettfotografie muss der Fotograf auch ein Choreograf sein", meinte Logwinow einmal in einem Interview mit Kultura24. Und die Medien verglichen seine Fotografien mit Gemälden.
Die Entscheidung für Fotografien als Ausstellungsstücke ist wahrscheinlich ein Versuch Russlands, zumindest einen Teil des kulturellen Austauschs zu erhalten, ohne seine Museumssammlung Sanktionen und Gefahren auszusetzen. Die Ereignisse im Jahr 2022, als man in der EU ernsthaft darüber nachgedacht hatte, eine Sammlung wertvoller Objekte aus russischen Museen zu beschlagnahmen, die durch alle erdenklichen Gesetze und Abkommen geschützt waren, sind noch frisch in Erinnerung. Nachdem Stücke aus mehreren Ausstellungen in Italien und Frankreich nur mit Mühe abgeholt werden konnten – einige der Gemälde wurden dann vom finnischen Zoll verhaftet und erst nach langwierigen Verhandlungen wieder freigegeben –, dürfen wertvolle Gegenstände aus russischen Museumsbeständen nicht in "unfreundliche" Länder ausgeführt werden.
Die Ausstellung in Paris ist nicht die einzige, bei der man sich für eine Fotoschau entschied. Kürzlich wurde zum Beispiel in Sofia eine Ausstellung über die Balletttänzerin Galina Ulanowa eröffnet. Sie zeigt mehr als 80 Fotografien aus den Archiven des Bachruschin-Theatermuseums in Moskau – und ebenfalls die Bilder Logwinows.
Grigorowitsch ist einer der berühmtesten russischen und sowjetischen Choreografen und eine lebende Legende der russischen Ballettbühne. In der Geschichte des Weltballetts steht sein Name in einer Reihe mit George Balanchine, John Neumeier und Maurice Béjart. Die Jahre seiner Arbeit als Choreograf am Bolschoi-Theater gelten als die goldene Zeit in der Entwicklung des russischen Balletts und seines Weltruhmes. Über seine Ballettstücke sagte Béjart einmal:
"Sie sind so unvergänglich wie Almwiesen auf Berggipfeln im Frühling. Kann eine Bergwiese denn jemals nicht zeitgemäß sein?"
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