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Kiew könnte eine "schmutzige Bombe" im Dnjepr zünden

Das russische Verteidigungsministerium hat die Pläne Kiews zur Zündung einer "schmutzigen Bombe" enthüllt. Die eigentliche Explosion kann als Fehlzündung eines russischen Atomsprengkopfes geringer Sprengkraft getarnt werden. Wo könnte Kiew diese Provokation inszenieren und wer im Westen kann dabei helfen?
Kiew könnte eine "schmutzige Bombe" im Dnjepr zündenQuelle: AFP © VIKTOR DRACHEV / AFP

Von Rafael Fachrutdinow und Michail Moschkin

Zwei ukrainische Organisationen haben den Auftrag, eine sogenannte schmutzige Bombe zu bauen – eine radiologische Waffe, bei der radioaktive Füllung mit konventionellem Sprengstoff kombiniert wird. Die Arbeiten an der Bombe befinden sich in der Endphase. Darüber berichtete Generalleutnant Igor Kirillow, Leiter der russischen Truppen für Nuklear-, chemischen und biologischen Schutz, am Montag bei einem Briefing.

Er präsentierte detaillierte Angaben zu dieser Bedrohung, von der Verteidigungsminister Sergei Schoigu zuvor mit seinen Amtskollegen aus der Türkei, Frankreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten gesprochen hatte. Die Zeitung Wsgljad hatte ausführlich berichtet, welche Ziele Moskau verfolgte, als es die westlichen Gönner Kiews über die Pläne ihrer Schützlinge informierte. Nun wurden die vom Verteidigungsministerium gesammelten Informationen offengelegt.

Kirillow teilte mit, dass Moskau im Besitz von Informationen über Kontakte zwischen dem Büro von Wladimir Selenskij und Großbritannien ist, die die Frage des möglichen Erhalts von Technologie zur Herstellung von Kernwaffen betreffen. Zum heutigen Zeitpunkt verfügt die Ukraine über die gesamte Produktionsbasis und das wissenschaftliche Potenzial zur Herstellung einer "schmutzigen Bombe", so der Kommandeur der CBRN-Truppen.

Kirillow erinnerte an die relativ einfache Herstellung eines solchen Geräts – verglichen mit der Konstruktion einer Atombombe: Eine "schmutzige Bombe" ist, wie bereits erwähnt, ein Behälter mit radioaktiven Isotopen und einer Sprengladung. "Die Detonation eines radiologischen Sprengkörpers würde unweigerlich zu einer radioaktiven Verseuchung eines Gebietes von bis zu mehreren tausend Quadratmetern führen", sagte Kirillow.

"Radioaktive Strahlung tötet Menschen und vergiftet die Umwelt. Allerdings bedarf die Herstellung einer solchen Bombe auch entsprechender Kompetenzen. Meines Wissens gibt es in der Ukraine nur zwei Orte, an denen dies möglich ist: im Institut für Kernforschung in Kiew und im Östlichen Bergbau- und Aufbereitungswerk in Scholtyje Wody", erklärte Alexander Borowoi, Berater des Präsidenten des Kurtschatow-Instituts, der Zeitung Wsgljad.

"In der Ukraine gibt es gibt Unternehmen in der Atomindustrie, die über Bestände radioaktiver Substanzen verfügen, die zur Herstellung einer 'schmutzigen Bombe' verwendet werden können", schreibt Kirillow im Telegram-Kanal des Verteidigungsministeriums. "Es handelt sich um drei in Betrieb befindliche Kernkraftwerke: Südukraine, Chmelnizki und Rowno." Zur Herstellung der Bombe kann Uranoxid aus abgebrannten Brennelementen von Kernkraftwerken verwendet werden. "Außerdem können radioaktive Stoffe aus den Lagern für abgebrannte Brennelemente des KKW Tschernobyl verwendet werden", bemerkte Kirillow.

Der Kommandeur des CBRN verwies außerdem auf den Zweck der ukrainischen Nuklearprovokation. Die Detonation einer "schmutzigen Bombe" könnte als Fehlzündung einer russischen Nuklearladung mit geringer Sprengkraft getarnt werden. "Ziel der Provokation ist es, Russland des Einsatzes von Massenvernichtungswaffen auf dem ukrainischen Kriegsschauplatz zu beschuldigen und damit eine starke antirussische Kampagne in der Welt zu starten, um das Vertrauen in Moskau zu untergraben", sagte Kirillow im Telegramkanal des Verteidigungsministeriums.

Der Kernenergie-Experte Alexei Anpilogow ist der Ansicht, dass der Einsatz einer "schmutzigen Bombe" durch Kiew mehr als nur Propaganda- und Provokationszwecke verfolgt. Der Gesprächspartner schließt nicht aus, dass die Ukraine die Sprengung des Kachowka-Staudamms mithilfe einer "schmutzigen Bombe" plant.

"Der Punkt ist, dass eine 'schmutzige Bombe' durch das Fehlen eines Aufleuchtens und elektromagnetischer Strahlung (EMP) sehr leicht zu entdecken ist, denn sie besitzt keinen nuklearen Sprengkopf. Bei einer Unterwasserdetonation stellen sich diese Fragen nicht, weil das Wasser sowohl das Aufleuchten, als auch einen Teil der EMP absorbiert. Dies wiederum könnte als eine Explosion einer russischen taktischen Nuklearladung ausgegeben werden", sagte Anpilogow.

Dem Experten zufolge wird geplant, dies mithilfe von Unterwasserdrohnen zu tun, die Großbritannien vor kurzem an die Ukraine übergeben hat, um angeblich von der russischen Seite verminte Gewässer zu reinigen. "Wir wissen nur zu gut, dass Russland nichts vermint hat, sodass die Drohnen gezielt für eine 'schmutzige Bombe'-Provokation überlassen wurden. Diese Drohnen operieren in einer Tiefe von bis zu 100 Metern, und leider gibt es im Dnjepr keine Detektionssysteme", so der Gesprächspartner.

In einem solchen Fall, so Anpilogow, würde die Tiefebene am linken Dnjepr-Ufer überflutet und flussabwärts radioaktiv verseucht werden, außerdem würde die Logistik mit dem rechten Ufer unterbrochen werden.

Mit der Lieferung der Drohnen ist die Unterstützung Londons für Kiew bei dieser Provokation jedoch noch nicht beendet, betonte der Experte. "Großbritannien ist auch in der Lage, spaltbares Material und sogar eine kleine taktische Nuklearladung an die Ukraine zu übergeben", resümierte Anpilogow.

Der Hinweis des Generals auf die britische Beteiligung an einer möglichen Provokation durch Kiew erinnert daran, dass gerade London in den letzten Jahren Russland mindestens zweimal beschuldigt hat, radiologische Waffen (und Massenvernichtungsmittel im Allgemeinen) einzusetzen. Der Tod von Alexander Litwinenko, ehemaliger KGB- und FSB-Agent, der als Emigrant in Großbritannien lebte, führte im Jahr 2006 zu Anschuldigungen, die russischen Behörden hätten den Abtrünnigen mit Polonium-210 vergiftet. Der Fall Litwinenko erreichte seinen Höhepunkt in den Jahren 2014/2015.

Im Jahr 2018 wurden der ehemalige GRU-Oberst Sergei Skripal und seine Tochter Julia im britischen Salisbury mit einer unbekannten Substanz vergiftet. Die britischen Behörden behaupten, die Skripals seien mit dem in der UdSSR entwickelten chemischen Kampfstoff "Nowitschok" in Kontakt gekommen. Doch weder im Fall Skripal noch beim Tod von Litwinenko hat London stichhaltige Beweise für eine "russische Spur" vorgelegt.

Generalleutnant Kirillow erwartet, dass Kiew und seine britischen Partner bei der aktuellen Anschuldigung des Einsatzes von Massenvernichtungswaffen durch Russland einem Muster folgen werden, das im April 2017 in Syrien entwickelt wurde. Die Rede ist von der Chemiewaffen-Provokation in der Stadt Chan Schaichun, bei der prowestliche "Aktivisten" der Organisation "White Helmets" mithilfe von "Propagandavideos über den Einsatz von Chemiewaffen durch die Regierungstruppen" die Regierung von Bashar al-Assad der Verbrechen gegen die Menschlichkeit beschuldigten.

Wichtig zu wissen ist, dass gerade Großbritannien einer der Förderer und ein Hauptsponsor der Weißhelme war. "Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (Syrian Observatory for Human Rights, SOHR), die Russland regelmäßig angeblicher Kriegsverbrechen beschuldigt, hat ihren Sitz im englischen Coventry. Die Provokation der Weißhelme in Chan Schaichun wurde von den Vereinigten Staaten dazu genutzt, ohne eine Untersuchung oder gar einen Beschluss des UN-Sicherheitsrats abzuwarten, einen Raketenangriff auf den syrischen Militärflugplatz asch-Schaʿirat zu starten, was einen eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht darstellt, erinnerte Kirillow. Seiner Meinung nach "ist es sehr wahrscheinlich, dass ein vergleichbares Szenario auch in diesem Fall zur Anwendung kommt".

An und für sich wird eine "schmutzige Bombe" nur schwer als Atombombe zu tarnen sein, stellt Borowoi fest. "Erstens ist bei einer nuklearen Explosion der Wirkungsradius wesentlich größer. Zweitens werden bei einer nuklearen Explosion radioaktive Isotope freigesetzt, die einige Sekunden bis mehrere Stunden überdauern. Bei der "schmutzigen Bombe" fehlt dies, weil sie Abfälle verwendet, die schon seit mehreren Jahren herumliegen", erläuterte der Spezialist.

Doch der Westen ist dazu fähig, so Borowoi, "die Augen vor allen Argumenten zu verschließen, sich nicht an der Untersuchung zu beteiligen und zu behaupten, es handele sich um eine russische Atombombe". Nach der Explosion, sagte er, werden Kiew und der Westen in allen internationalen Organisationen zu beweisen versuchen, dass "Russland ein terroristisches Land" sei, dass es aus dem UN-Sicherheitsrat ausgeschlossen, seines Vetorechts beraubt und generell von allem ausgeschlossen werden müsse.

"Das Hauptziel des Westens und der Ukraine bei dieser Provokation besteht darin, neutrale Länder gegen Russland zu mobilisieren. Übrigens, es wird sich um kleinere Länder handeln, denn China und Indien verfügen über genügend erfahrene Nuklearexperten, die sofort herausfinden werden, was Sache ist. Außerdem ist es völlig sinnlos, ein paar Quadratkilometer zu infizieren, und das ist jedem verständlich. Wozu denn?", erklärte Borowoi.

Was die Frage des Standortes betrifft, an dem die Provokation stattfinden könnte, so sagte der Wissenschaftler, es hänge nur davon ab, wie gleichgültig sich die ukrainischen Behörden gegenüber dem Leben ihrer eigenen Bevölkerung verhalten. "Im Prinzip könnten sie eine Detonation in Kiew arrangieren, nachdem sie zuvor selbst nach Lemberg umgezogen sind.

Natürlich werden Hunderttausende von Menschen sterben, aber in Hiroshima und Nagasaki sind mehr als zweihunderttausend Menschen getötet worden. Und für die US-Behörden waren jene genau so fremd, wie es die Ukrainer jetzt sind. Das Weiße Haus kann also durchaus mit solchen Opfern der Kiewer Bevölkerung einverstanden sein", resümierte der Gesprächspartner.

"Welchen Medieneffekt wird die Provokation haben? Ich denke, die Frage ist hier nicht, wem Kiew das 'verkaufen' kann, denn es besitzt keine Souveränität, sondern wie intensiv sich die amerikanischen und britischen Geheimdienste und Medien damit befassen werden. Wenn es ihnen gelungen ist, der Terrorangriff auf Nord Stream der Zensur zu unterwerfen und alle davon zu überzeugen, dass 'Russland sich selbst in die Luft gesprengt hat', dann werden sie wohl auch mit der Provokation der 'schmutzigen Bombe' Erfolg haben. Zu den früheren Beispielen gehört der chemische Angriff in der syrischen Stadt Douma in der Nähe von Damaskus im April 2018, an dem die Weißhelme beteiligt waren", erinnerte Maxim Grigorjew, Mitglied des Koordinierungsrats für internationale Zusammenarbeit der russischen Gesellschaftskammer.

Es sei darauf hingewiesen, dass die Stiftung für Demokratieforschung, die von dem Gesprächspartner angeführt wird, die Ereignisse in Syrien fünf Jahre lang, von 2016 bis 2021, eingehend beobachtet hat, einschließlich der provokativen Aktivitäten der Weißhelme. In allen Fällen werden gleichzeitig "illegale bewaffnete und terroristische Gruppierungen, Nichtregierungsorganisationen wie die Weißhelme, die diese Gruppierungen unterstützen, sowie die westlichen Medien, die deren Informationen verbreiten, und die Staaten, die dahinter stehen, benutzt", bemerkte Grigorjew in einem TASS-Kommentar im Jahr 2019. Die gegenwärtige Stellungnahme von General Kirillow ist eine Warnung an den Westen, von dieser Art von Provokation abzulassen, ein Versuch, der ganzen Welt zu signalisieren, dass Moskau alles weiß und an der Tragödie, die sich ereignen könnte, nicht beteiligt ist, resümierte Grigorjew.

Und noch etwas: Moskau hat beschlossen, im Zusammenhang mit der Vorbereitung der Provokation der "schmutzigen Bombe" durch Kiew einen Brief an UN-Generalsekretär António Guterres zu schicken. Dies teilte der erste stellvertretende Ständige Vertreter Russlands bei der UNO, Dmitri Poljanski, am Montagabend mit.

Übersetzt aus dem Russischen. Dieser Artikel erschien zuerst bei vz.ru.

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