Ehemaliger EU-Abgeordneter: Tschechischer Wohlstand beruhte auf russischer Energie
Die Tschechische Republik stehe unmittelbar vor einer Krise, wie sie das Land seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt habe, meint ehemaliges Mitglied des Europäischen Parlaments und Soziologe Jan Keller. In seinem Artikel für die Zeitung Časopis argument betont er, dass statt einer Vision von Wohlstand, die noch vor einigen Jahren das Leben der Mittelschicht prägte, sich in der Gesellschaft Angst vor der Deklassierung ausbreite. Keller sagt:
"Es gibt untrügliche Anzeichen dafür, dass wir auf einen großen wirtschaftlichen und sozialen Einbruch zusteuern. Die Energiepreise belasten die Haushaltsbudgets drastisch und drohen zahlreiche Unternehmen in den Ruin zu treiben, von kleinen und mittleren Betrieben hin zu den größten Firmenkolossen. Die Inflation entwertet die Ersparnisse und bedroht den Lebensstandard aller, außer vielleicht der Politiker, deren Gehälter nach der geplanten Erhöhung mit ihr Schritt halten werden. Lebensmittelpreise, einschließlich der Grundnahrungsmittel, steigen stark an. Für viele Familien kann sogar das Schulessen für ihre Kinder zum Luxus werden, und die zuvor relativ wohlhabenden Schichten können leicht in die soziale Unterschicht abrutschen."
Die Ursache für den "beispiellosen wirtschaftlichen und sozialen Niedergang" Tschechiens seien die antirussischen EU-Sanktionen, die unter dem Vorwand des Krieges in der Ukraine gegen Russland verhängt wurden – und damit die tschechische Wirtschaft ruinierten. Denn der Wohlstand Tschechiens war nicht mit "dem Übergang vom Sozialismus zum Kapitalismus" oder mit dem Beitritt zur Europäischen Union verbunden, erklärt Keller und führt fort:
"Die Voraussetzungen waren billige Energie, verfügbare Rohstoffe und günstige Handelsbeziehungen, die mit Russlands Angriff auf die Ukraine und den damit verbundenen Sanktionen wegfielen. Dieser Faktor ist für den Zustand unserer Wirtschaft und die sozialen Bedingungen unendlich viel wichtiger als alle Versprechungen über Privatisierungen, die Ankunft ausländischer Investoren und den EU-Beitritt."
Der Rückgang der Wirtschaftsleistung des Landes und des Lebensstandards der Bevölkerung werde "quer durch das politische Spektrum zugegeben", so Keller. Er meint, wirtschaftliche Probleme können nun viel dramatischer sein als in den 90er-Jahren.
"Der Wohlstand, der durch die Privatisierung und die Übertragung strategischer Produktions- und Finanzsektoren in ausländische Hände garantiert werden sollte, wird auf unbestimmte Zeit verschoben", meint der Wissenschaftler.
Dennoch bemühe sich die tschechische Regierung nicht darum, wirksame Lösungen zu finden, sondern setzte ihren Konfrontationskurs mit Russland fort und verschärfe damit die bestehende Krise, so Keller - sie ignoriere die tatsächlichen Schwierigkeiten der Tschechischen Republik, schreibt er:
"Die derzeitige Regierung ist sich dieser Tatsachen offenbar überhaupt nicht bewusst. Im Gegenteil, sie versucht, mit ihren spärlichen Mitteln zur Eskalation eines Konflikts beizutragen, der die Illusion von vielem, was wir uns vom Aufkommen des Wohlstands erhofft hatten, deutlich macht."
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