Europa

Ukrainischer Neonazi veröffentlicht Schock-Video mit Massaker an Zivilisten im Gebiet Charkow

Ein hochrangiges Asow-Mitglied hat ein Video eines angeblich von Russen verübten Massakers veröffentlicht. Dieser Vorwurf ist falsch, die Mordszene dagegen wirkt realistisch. Aber wie können Menschen zu solchen Gräueltaten fähig sein?
Ukrainischer Neonazi veröffentlicht Schock-Video mit Massaker an Zivilisten im Gebiet Charkow© Interfax Ukraine

Von Wladislaw Sankin

Der Kommandeur einer ukrainischen Sabotage-Einheit und hochrangiges Asow-Mitglied veröffentlichte am Sonntag auf seinem Telegram-Kanal eine Horrorszene mit getöteten Zivilisten. Das Video dauert nur sechs Sekunden – doch das reicht aus, um das Grauen, das sich dort abgespielt hat, zu erfassen.

Zu sehen sind zunächst mindestens fünf menschliche Körper, Männer und Frauen, die – halb zugeschüttet mit Sand – in einem tiefen Graben liegen. Dann stürzt eine weitere leblose Person von von oben herab in den Graben. Deren Kopf steckt in einer Tüte, Hände und Beine sind mit Panzerband gefesselt. Sie wurde von zwei Soldaten in dunkelgrüner Tarnuniform hinuntergeworfen.

Von ihnen sind für ein Bruchteil von Sekunden lediglich die Beine zu sehen. Es besteht kein Zweifel, dass die Menschen im Graben tot sind. Der Verfasser, der ukrainische Neonazist Maxim Schorin, fügte zum Video nur einen kurzen Kommentar hinzu:

"Noch okkupiertes Kupjansk, Region Charkiw. Zivilbevölkerung. Es wird eine Abrechnung geben!"

Schorin war nicht der Erste, der das Video veröffentlicht hatte. Etwa eine Stunde zuvor wurde es von einem Kanal aus dem Umkreis der Charkower Neonazi-Szene mit einem ähnlichen Kommentar gepostet: "Wir haben ein Video aus Kupjansk vor seiner Deokkupation. So haben die Russenschweine ukrainische Zivilisten umgebracht."

Nach kurzer Zeit fügte Schorin zu seinem Text hinzu, dass das Video vom Mobiltelefon eines russischen Soldaten stamme.

Doch diese "Zusatzinfo" machte die Angaben kaum glaubwürdiger. Der investigative Journalist Anatolij Scharij wies darauf hin, dass sie notdürftig nachgeschoben wurde. Wäre aber wirklich ein Smartphone mit den Videos gefunden worden, das russische Massaker an der Zivilbevölkerung unwiderlegbar dokumentieren würde, wäre dieses schon lange in den Besitz der Kiewer Offiziellen und der westlichen Presse gelangt.

Das Smartphone hätte sicherlich auch weitere enthüllende Beweise beinhaltet, so Scharij weiter. Stattdessen gibt es nur ein sechssekündiges Video, aus dem alle Hinweise auf den Filmenden und weitere Beteiligte säuberlich rausgeschnitten sind.

Das Video wurde schnell auf Telegram in Umlauf gebracht, mit dem ungeheuren Verdacht, dass der Filmende selbst ein ukrainischer Militanter sein könnte und die Opfer ukrainische Bürger, die sich der Kooperation mit den Russen verdächtig gemacht haben. Dafür sprechen vor allem die herbstliche Kleidung der Getöteten und die gelben Blätter an den Bäumen. Die russischen Truppen haben die Gegend bei Kupjansk in der ersten Septemberhäfte verlassen, in der noch warmen Jahreszeit. Das Video müsste also erst vor Kurzem aufgenommen worden sein. Nach Angaben des russischen Militärkorrespondenten Jewgeni Poddubni tragen die Soldaten auf dem Video die Tarnuniform vom US-Typ ACU, was russische Soldaten schon einmal ausschließt. 

Doch die stärksten Beweise für begangene Verbrechen liefert das ungezügelte Protzverhalten der ukrainischer Neonazisten und mit ihnen eng verflochtenen Kiewer Behörden. Sie verplaudern sich ständig. So wie der Berater des Innenministers und bekannte Kiewer Propagandist Anton Geraschtschenko jüngst gegenüber der britischen Zeitung Daily Mail, als er sagte, dass angebliche Kollaborateure wie Schweine abgeschlachtet würden. 

Oder ein militanter Agrarunternehmer, der eine paramilitärische Einheit leitet, gegenüber der Sendung des Fernsehkanals 1+1, als er andeutete, dass seine Leute im frontnahen Gebiet Dnjepropetrowsk so viele mutmaßlichen Prorussen umgebracht hätten, dass die genaue Anzahl der Toten nur eine neue Bevölkerungszählung ermitteln könnte (s. Ausschnitt aus der Sendung von Anatolij Scharij). 

Der Ex-Asow-Kommandeur Maxim Schorin, der die Russen für die angebliche Missdeutung seines Videos nachträglich trollt, hat selbst im März Fotos von grausam zugerichteten Gesichtern dreier junger Oppositioneller aus der Stadt Sewerodonezk ins Netz gestellt, versehen mit einem zynischen Kommentar: "Sie sehen nicht gut aus. Es würde mich nicht wundern, wenn die Ermittlung herausfindet, dass sie selbst ihre dummen Köpfe durchschossen haben." Wenig später löschte er seinen Post. Nun wurde er daran im Netz erinnert.

Die vorläufige "Ermittlung" im Netz lässt wenig Raum für eine russische Schuld, zumal Schorin selbst sich keine Mühe gegeben hat, auch nach geäußerter Kritik Argumente für seine Vorwürfe darzulegen. Dafür sieht die These eines ukrainischen Massakers aus folgenden Gründen plausibel aus:

a. Wir haben mutmaßliche Täter unter den zahlreichen ukrainischen Militanten in all ihren Schattierungen, die die Massakrierung missliebiger Mitbürger spätestens seit dem Odessa-Pogrom für zulässig und sogar wünschenswert halten.

b. Wir haben das Motiv – Rache wegen "Kollaboration", sprich prorussische Einstellung.

c. Die Täter haben Mittel dazu – die Bewaffnung und Rückendeckung durch Staatsapparat und Medien.

d. Auch die Wirren des Krieges sind ein günstiger Umstand für solche Verbrechen. Schließlich könnten die Getöteten auch Opfer von Raub und Plünderungen sein.

e. Und wir haben eine Zweitverwertung: Man kann einerseits Verbrechen immer den Russen in die Schuhe schieben. Diejenigen aber, die nicht an die russische Schuld glauben und in den Ukrainern die Übeltäter sehen, werden eingeschüchtert.

Die russische Internet-Community, darunter die RT-Chefin Margarita Simonjan, appelliert an die russischen Behörden, den Fall bei der UNO zum Thema zu machen. Die Publizistin und Menschenrechtlerin Marina Achmedowa lieferte ihre Erklärung, warum dieses Video von den mutmaßlichen Tätern eigenhändig ins Netz gestellt wurde.

"Es ist nur so, dass die Nazis in ihrem eigenen Saft schmoren, jeder in ihrer Umgebung ist so. Ihr Medienumfeld ist ganz ähnlich. Was uns monströs erscheint, ist für sie normal, gewöhnlich, natürlich. Aus diesem Grund hat sich die Ukraine in der letzten Zeit so viele Patzer erlaubt. Sie wird jeden Tag immer starrer in ihrem Übel."

Mehr zum Thema - War das russische Militär für die Toten in Butscha verantwortlich? Das sagen die Fakten

RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.