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Bürgermeister von Odessa fordert von Selenskij Verhandlungen mit Russland

Der Bürgermeister der südukrainischen Stadt Odessa, Gennadi Truchanow, hält den Konflikt mit Russland für politisch lösbar. Allerdings müssten Kompromisse gesucht und Konfrontationen vermieden werden.
Bürgermeister von Odessa fordert von Selenskij Verhandlungen mit RusslandQuelle: www.globallookpress.com © Dominika Zarzycka/Keystone Press Agency

Kiew und Moskau sollten die gegenseitigen Feindseligkeiten einstellen und an den Verhandlungstisch zurückkehren, sagte der Bürgermeister von Odessa gegenüber der italienischen Zeitung Corriere della Sera, in einem am Sonntag veröffentlichten Interview.

Obwohl er die Idee unterstützt, dass die Ukraine "zu ihren Grenzen von 1991 zurückkehrt", einschließlich des Donbass und der Krim, zeigte sich Truchanow überzeugt, dass diese Streitigkeiten am Verhandlungstisch und nicht auf dem Schlachtfeld gelöst werden sollten.

"Das Leben von Millionen Menschen steht auf dem Spiel. Weshalb es notwendig ist, Schritt für Schritt zu verhandeln, nach und nach Kompromisse zu suchen und Konfrontationen zu vermeiden", sagte der Bürgermeister weiter. Er argumentierte zudem, dass der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij während seiner Amtszeit "viele Fehler gemacht habe." Truchanow kritisierte die Regierung dafür, zu viel Macht in Kiew zu konzentrieren, und zwar auf Kosten der Regionen.

"Selenskij hätte den Regionen und Kommunen mehr Autonomie überlassen sollen", erklärte er und fügte hinzu: Wenn der Präsident auf seine Vorschläge und die Vorschläge anderer gehört hätte, "würde das Land besser funktionieren." Kiews Versäumnis, die Vereinbarungen von Minsk umzusetzen, die den Regionen Donezk und Lugansk einen Sonderstatus und eine weitgehende Autonomie innerhalb des ukrainischen Staates verleihen sollten, war einer der Gründe, die Moskau für die Einleitung seiner militärischen Sonderoperation in der Ukraine am 24. Februar anführte.

Der Bürgermeister von Odessa stellte fest, dass die Ukraine und Russland "durch Geschichte, Kultur, Sprache, Religion und Traditionen tief verbunden" seien. Trotzdem verurteilte Truchanow das Vorgehen Moskaus und nannte den russischen Präsidenten Wladimir Putin "ein Monster, das sogar so weit gehen könnte, eine Atombombe auf die Ukraine abzuwerfen." Er glaube jedoch nicht, dass Putin beabsichtige, Odessa zu bombardieren.

Der Bürgermeister kritisierte zudem die Bemühungen der ukrainischen Behörden, Statuen und Denkmäler russischer historischer Persönlichkeiten in der Ukraine niederzureißen. "Ich bin dagegen, diese Statuen abzureißen. Selbst wenn wir die Denkmäler zerstören, ändert sich die Geschichte nicht", sagte Truchanow.

Er fügte hinzu, dass die Entfernung von Statuen des russischen Dichters Alexander Puschkin aus dem 19. Jahrhundert und des ersten sowjetischen Kosmonauten, Juri Gagarin, einfach "keinen Sinn ergibt."

Anfang August signalisierte der Kreml seine Bereitschaft zu einem Friedensabkommen mit Kiew. Der Sprecher von Präsident Putin, Dmitri Peskow, sagte damals, dass die beiden Nationen kurz davor waren, ihre Differenzen auf eine für Russland akzeptable Weise beizulegen. Aber der während eines Treffens in Istanbul vorbereitete Abkommensentwurf sei von der Ukraine torpediert worden. Moskau warnte, wenn Kiew sich weiterhin weigere, den Konflikt auf diplomatischem Weg zu beenden, werde Russland die Ziele seiner Militäroperation dennoch erreichen.

Mitte August schloss die Ukraine dann jegliche Verhandlungen mit Russland mit dem Argument aus, dass Gespräche den Zielen Kiews nicht dienlich seien. "Die Chance, diesen Krieg zu gewinnen, ist viel wichtiger als jede situative Pause", sagte der Adjutant von Selenskij, Michail Podoljak, damals.

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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.