Europa

Füllstand deutscher Gasspeicher sinkt – EU bereitet sich auf Lieferausfall aus Russland vor

Eigentlich wäre genug Erdgas vorhanden. Zuletzt wurde sogar eine zweite Leitung aus Russland gebaut, um zusätzliche Kapazitäten zu schaffen – Nord Stream 2. Doch die westliche Reaktion auf den Ukraine-Konflikt führt zu einer akuten Bedrohung für die Bevölkerung Europas. In Deutschland werden die Gasspeicher sogar gerade wieder angezapft.
Füllstand deutscher Gasspeicher sinkt – EU bereitet sich auf Lieferausfall aus Russland vorQuelle: www.globallookpress.com © IMAGO/Christian Ohde

Die Europäische Union bereitet eine Reihe von Notfallmaßnahmen vor, um die Auswirkungen eines möglichen Wegbrechens der Versorgung mit russischem Gas abzumildern. Das berichtete die Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg. Zu den Maßnahmen, die in Betracht gezogen werden, gehören die Aufstockung der Vorräte, die Umleitung der Lieferungen an Schlüsselindustrien und die Einschränkung der öffentlichen Nutzung.

Die Schritte seien in einem von Bloomberg eingesehenen Entwurfsdokument abgedruckt, in dem ein "frühzeitiges gemeinsames Vorgehen auf EU-Ebene" gefordert wird, um den Befürchtungen der Union zu begegnen, dass Russland die Gasversorgung des europäischen Kontinents abrupt unterbrechen könnte. Die EU-Kommission schreibt in dem Dokument:

"Wenn wir jetzt handeln, könnten wir die Auswirkungen einer plötzlichen Unterbrechung der Gasversorgung um ein Drittel reduzieren."

Es handle sich dabei laut Bloomberg allerdings nur um einen Entwurf, der noch geändert werden könne, bevor er nächste Woche als offizielle Strategie des europäischen Staatenblocks verabschiedet wird.

Dem Dokument zufolge betragen die Gaslieferungen aus Russland derzeit weniger als 30 Prozent des Durchschnittswerts für 2016–2021. Für den Fall, dass Russland die Gaslieferungen komplett einstellt, zielt die EU auf Gasreserven von 80 Prozent ab, um "die Auswirkungen einer plötzlichen Versorgungsunterbrechung um ein Drittel zu reduzieren."

Die EU will ihren Mitgliedsstaaten empfehlen, im Falle einer Unterbrechung der Versorgung Lieferketten und Schlüsselindustrien Vorrang einzuräumen, und gleichzeitig Anreize für einen geringeren Verbrauch durch "marktbasierte Maßnahmen" wie Auktionen oder Ausschreibungssysteme zu schaffen. Das allerdings würde die Preise in die Höhe treiben.

Die Verbraucher in den Haushalten sollen mit Informationskampagnen dazu angehalten werden, ihre Heizkosten zu senken, wie dies bereits in mehreren Ländern geschehen ist. Zudem seien "während einer (Erdgas-)Krisenstufe" verbindliche Obergrenzen für den privaten Gasverbrauch vorgesehen, wie Bloomberg schreibt.

Nachdem die Europäische Union Sanktionen gegen Russland verhängt hatte, waren die Gaslieferungen mehrerer EU-Mitgliedsstaaten aus unterschiedlichen Gründen beeinträchtigt. Bulgarien, Polen und Finnland weigerten sich im April, das auf dem russischen Rubel basierende Zahlungssystem einzuhalten, und wurden daraufhin von Gazprom von den Lieferungen abgeschnitten. In Deutschland wurden die Gaslieferungen Anfang des Monats vorübergehend eingeschränkt, als der russische Energieriese aufgrund von Sanktionen eine reparierte Turbine nicht aus Kanada zurückerhalten konnte. Am Ende hat Berlin aber eine Ausnahmegenehmigung für die Rückgabe dieser Gasturbine ausgehandelt.

Deutschland, dessen Position als Europas industrielles Kraftzentrum von russischem Gas abhängt, brachte seine Versorgung auch selbst in Gefahr, als es die Nord-Stream-2-Pipeline wenige Tage nach Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine im Februar aufgab. Die deutschen Gasprobleme werden sich indes fortsetzen, da Gazprom am Montag die Nord-Stream-1-Pipeline für zehn Tage im Rahmen einer planmäßigen jährlichen Wartung abgeschaltet hat.

Da die Erdgaspipeline Nord Stream 1 aufgrund regulärer Wartungen derzeit nicht in Betrieb sei, zapfe Deutschland momentan die bestehenden Speicher an, wie die Welt schrieb. Dies habe bereits zu einem geringfügigen Rückgang der Speicherstände am Mittwoch um 0,06 Prozent geführt, wie die Bundesnetzagentur meldete. Gesetzlich müssen die Speicherstände bis zum 1. November auf mindestens 90 Prozent steigen. Doch dieses Ziel scheint noch in weiter Ferne: Derzeit belaufen sich die Gasvorräte gerade einmal auf 64,5 Prozent.

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