Ukraine beschießt russische Stadt Klinzy im Gebiet Brjansk mit Gefechtsfeldrakete

Die Stadt Klinzy im russischen Gebiet Brjansk an der ukrainischen Grenze wurde allem Anschein nach aus der Ukraine mit einer Gefechtsfeldrakete Totschka-U beschossen. Gemeldet wurden bisher vier Verwundete – darunter eine Frau, die ein Bein verlor – und getroffene Wohnhäuser.

Einwohner der russischen Stadt Klinzy im Gebiet Brjansk an der Grenze zur Ukraine haben von Explosionen gegen 8 Uhr morgens Moskauer Zeit berichtet. Im Internet teilten sie Aufnahmen der Explosion, in denen eine Rauchsäule zu sehen ist. 

Augenzeugen berichten, dass in einigen Bezirken der Stadt Strom und Wasser ausgefallen seien.

Das Online-Nachrichtenportal Readovka schreibt mit Verweis auf Augenzeugen, ein Geschoss soll in ein Wohnhaus eingeschlagen sein – eine Bewohnerin des Hauses wurde verwundet und verlor ein Bein. In den Nachbarhäusern gingen Fensterscheiben zu Bruch.

Wenn die Information über ein Geschoss zutrifft, dann heißt das: Das ukrainische Militär führte einen Angriff auf russisches Staatsgebiet mit einer Waffe, deren Reichweite mehr als 50 Kilometer betragen muss – denn die Entfernung von der Grenze zur ukrainischen Region Tschernigow nach Klinzy beträgt etwa 50 Kilometer.

Ein russischer Kampfhubschrauber des Typs Mil Mi-28N Nachtjäger wurde nach den Explosionen am Himmel gesehen. Doch es scheint unwahrscheinlich, dass die Besatzung nach irgendetwas in der Gegend Ausschau hielt, das mit dem Angriff zu tun hat: Augenzeugen veröffentlichten ein Video, das den Einschlagskrater eines ukrainischen Munitionstreffers in der Nähe der Stadt Klinzy zeigt – und nach vorläufiger Schätzung deuten Munitionsüberreste am Einschlagsort darauf hin, dass es sich um eine ukrainische ballistische Gefechtsfeldrakete Totschka oder Totschka-U handeln muss. Im Einschlagskrater ist ein Gegenstand zu sehen, der an Streumunitionsbehälter dieses Systems erinnert, wie einer zum Beispiel in der zehnten Sekunde eines Videos vom Beschuss der Kleinstadt Swatowo in der Volksrepublik Lugansk vom Ende Mai zu erkennen ist.

Die nicht-modernisierte Totschka fliegt bis zu 70 Kilometer weit, die noch zu Sowjetzeiten modernisierte Version Totschka-U hat eine Reichweite von bis zu 120 Kilometern. Eine ebenfalls unbestätigte alternative Version impliziert den Gebrauch von Mehrfachraketenwerfern mit größerer Reichweite: Die Ukraine verfügt mit "Smertsch" im Kaliber 300 Millimeter und mit einer Schussdistanz von 70 (unmodernisierte Raketengeschosse aus der Sowjetzeit) bis 130 Kilometern (bei Einsatz von moderneren ukrainischen Raketen R624 "Olcha") über ein solches Waffensystem sowie neuerdings über ein weiteres mit dem Werfer HIMARS aus US-Herstellung mit bis zu 80 Kilometern Reichweite bei Einsatz von satellitengelenkten Raketengeschossen.

Als Ziel des Angriffs wird ein Militärstützpunkt in Klinzy spekuliert – doch dies kann nicht die einzige Annahme sein, zumal das ukrainische Militär in der letzten Zeit erwiesenermaßen in den Volksrepubliken Donezk und Lugansk verstärkt Gegenden beschießt, in denen sich keinerlei Militär, dafür aber ausschließlich zivile Objekte wie Wohnhäuser und zivile Infrastruktur befinden.

Der Gouverneur des Gebiets Brjansk Alexander Bogomás bestätigt den Beschuss der Siedlung Saimischtsche des Stadtbezirks von Klinzy. Es ist bereits von mehreren getroffenen Wohnhäusern und mehreren Verwundeten die Rede. Die Verwundeten werden medizinisch versorgt, an den Einschlagsorten arbeitet der russische Katastrophenschutz. Einzelheiten werden weiterhin geklärt.

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