Europa

"Nicht auf die Goldwaage legen": Nach Melnyks Beleidigung beschwichtigt Scholz

In einem Krieg müsse man nicht "jedes Wort auf die Goldwaage legen", sagte Olaf Scholz in einem Interview und reagierte damit auf die Äußerungen des ukrainischen Botschafters Melnyk. Dieser hatte den Bundeskanzler zuvor mit einer "beleidigten Leberwurst" verglichen.

Der ukrainische Botschafter Andrei Melnyk hatte Anfang Mai das vorläufige Nein von Scholz zu einer Kiew-Reise mit den Worten kritisiert: "Eine beleidigte Leberwurst zu spielen klingt nicht sehr staatsmännisch." Daraufhin hatte Scholz parteiübergreifend Rückendeckung bekommen. Dieser Ton sei für einen Diplomaten unangemessen und indiskutabel, hieß es damals.

Der Bundeskanzler selbst reagierte jedoch gelassen. In einem Interview mit dem zum Werbekonzern Ströer gehörenden Medium t-online sagte er am Sonntag, es sei nicht notwendig, auf jedes Wort ukrainischer Beamter übermäßig empfindlich zu reagieren. "Die Ukraine befindet sich seit Wochen im Krieg. Da muss man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen." Gleichzeitig bestätigte Scholz, dass er noch immer keine konkreten Pläne habe, Kiew zu besuchen. Wichtiger sei es, sich "auf das Wesentliche zu konzentrieren".

"Ein politisch Verantwortlicher sollte vor allem nach Kiew fahren, wenn es konkrete Dinge gibt, die unbedingt vor Ort besprochen werden müssen".

Deutschland und seine Partner versuchten nach wie vor, Kiew zu helfen und Moskau dazu zu bringen, seine Truppen aus der Ukraine abzuziehen, so der SPD-Politiker. Die gegen Russland eingeführten Sanktionen hätten erhebliche Folgen für die russische Wirtschaft, die darunter massiv leide. Eine Beendigung der Maßnahmen komme nur in Frage, falls eine Verständigung zwischen Moskau und Kiew erzielt werde, so Scholz. Es könne sich dabei keinesfalls um einen "Diktatfrieden" handeln.

Der Bundeskanzler erwähnte zudem sein Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vergangenen Freitag. Beide hätten Klartext geredet, so Scholz. Details zu dem Telefonat nannte er aber nicht.

Am Montag teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit mit, dass Scholz seine Vermittlungsversuche im Ukraine-Krieg mit Russlands Präsident Wladimir Putin fortsetzen wolle. 

Russland habe keines seiner Ziele in der Ukraine erreicht, resümierte Scholz in dem Interview. Ein Beispiel dafür sei, dass die NATO keine Truppen von der Ostflanke abgezogen habe, sondern dort ihre Kräfte weiter aufbaue. Sobald Finnland und Schweden dem Bündnis beigetreten seien, werde es noch stärker. Gleichzeitig betonte Scholz, dass Deutschland und seine Partner niemals eine "Entscheidung treffen, die zu einer direkten Konfrontation zwischen der NATO und Russland führen könnte".

Moskau hatte seinerseits vor entsprechenden Reaktionen gewarnt, falls Finnland und Schweden dem Bündnis beitreten. Der stellvertretende russische Außenminister Alexander Gruschko sagte, dass Russland keine feindlichen Absichten gegenüber Finnland oder Schweden habe. Gleichzeitig stellte er fest, dass jene Länder, die der NATO in der Vergangenheit beigetreten seien, einen aggressivsten Kurs gegenüber Moskau verfolgten. 

Mehr zum Thema - Hat das ukrainische Establishment die Entscheidungshoheit über deutsche Sanktionen?

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.