Nach Notlandung in Minsk: Gericht verurteilt Freundin von Protassewitsch zu sechs Jahren Haft
Ein Ryanair-Flug von Griechenland nach Litauen hatte am 23. Mai 2021 aufgrund einer angeblichen Bombendrohung in Minsk notlanden müssen. Die örtlichen Behörden hatten Roman Protassewitsch, den Gründer des oppositionellen Telegram-Kanals Nexta, und seine 24-jährige Freundin Sofia Sapega festgenommen, die sich an Bord befunden hatten. Beide waren verdächtigt worden, Unruhen organisiert zu haben.
Am heutigen Freitag, knapp ein Jahr später, verurteilte ein Gericht in Grodno Sapega zu sechs Jahren Haft. Die weißrussischen Behörden werfen ihr Hetze, Gewalt- und Mordaufrufe sowie Verleumdung gegen Vertreter der Obrigkeit, Polizei und Justiz vor. Insbesondere wurde sie der illegalen Sammlung und Verbreitung von Informationen über das Privatleben Dritter ohne deren Zustimmung für schuldig befunden. Die Ermittlungen bringen diese Anschuldigung mit ihrer Beteiligung an einem Telegram-Kanal in Verbindung, der persönliche Daten von Strafverfolgern veröffentlicht hatte. Zudem muss Sapega den Opfern eine Entschädigung in Höhe von 167.500 weißrussischen Rubeln (rund 47.000 Euro) zahlen. Die Eltern der jungen Frau hatten Präsident Alexander Lukaschenko um Gnade gebeten und gaben zu, dass Sapega "zur falschen Zeit am falschen Ort" gewesen war. In einem Interview mit RT hatte ihr Vater gesagt, dass Sofias Freund Protassewitsch für die Verhaftung seiner Tochter verantwortlich ist.
Was Protassewitsch betrifft, so war er nach der Festnahme mehrmals im Staatsfernsehen aufgetreten, in dem der 27-Jährige seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den Behörden gezeigt und sich unter anderem von seiner oppositionellen Tätigkeit distanziert hatte. Ob dies freiwillig oder unter Druck geschehen war, ist unklar. Seine Freundin hatte er damals jedenfalls nicht erwähnt. Lukaschenko hatte im August vergangenen Jahres gesagt, der oppositionelle Blogger sei praktisch frei. Seit Januar ist er tatsächlich wieder auf freiem Fuß. In welchem Stadium sich die Ermittlungen in seinem Fall befinden, ist unklar.
Da Sapega russische Staatsbürgerin ist, könnte sie nach Russland ausgeliefert werden. Kremlsprecher Dmitri Peskow wollte das Urteil am Freitag nicht kommentieren und sagte lediglich, dass Russland "ihre legitimen Interessen" weiterhin durch Diplomaten und "durch andere Kanäle" verteidigen werde.
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