Die russische Militäroperation in der Ukraine trete in eine neue Phase ein, sagte der russische Außenminister Sergei Lawrow gegenüber indischen Medien. In einem am Dienstag ausgestrahlten Interview sagte Lawrow, die Ziele der Militäraktion in der Ukraine seien von Moskau von Anfang an erklärt worden, und eines dieser Ziele sei die Einnahme des gesamten Gebiets, das die Volksrepubliken Donezk und Lugansk als ihr souveränes Territorium beanspruchen.
"Diese Operation wird fortgesetzt. Es beginnt eine weitere Phase dieser Operation", bestätigte er und fügte hinzu, dass diese Phase seiner Meinung nach für die gesamte russische Kampagne entscheidend sei.
Am späten Montag gab es Berichte über verstärkte Feindseligkeiten in der Ukraine. Das russische Verteidigungsministerium teilte am Dienstagmorgen mit, dass seine Truppen in der Nacht 1.260 ukrainische Militärziele angegriffen hätten, darunter 1.214 Orte, an denen ukrainische Truppen ihre Kräfte versammelt hatten.
Seit mehreren Wochen zieht Russland Truppen im Südosten der Ukraine und in den Donbass-Republiken zusammen. Die Ukraine hat noch vor Beginn der russischen Militäroperation Ende Februar ihre kampfstärksten Einheiten in die Region verlegt. Viele Militärexperten gehen davon aus, dass diese Schlacht kriegsentscheidend sein wird.
Am Montag erklärten mehrere hochrangige ukrainische Beamte, die erwartete russische Offensive in der Ostukraine habe bereits begonnen, während einige ihrer Kollegen und ausländische Militäranalysten die Aktion lediglich als Vorstufe zu einem viel größeren Angriff bezeichneten.
"Heute Morgen haben die Besatzer fast entlang der gesamten Frontlinie in den Regionen Donezk, Lugansk und Charkow versucht, unsere Verteidigung zu durchbrechen", sagte Alexei Danilow, der Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine, bereits am Montag. Er sagte, dass die russischen Streitkräfte die Front nur an zwei Stellen durchbrechen konnten.
Wenige Stunden später erklärte der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij in einer Videoansprache: "Jetzt können wir feststellen, dass die russischen Streitkräfte die Schlacht um den Donbass begonnen haben, auf die sie sich seit langem vorbereitet hatten. Ein sehr großer Teil der russischen Armee ist jetzt für diese Offensive konzentriert. Egal, wie viele Soldaten dorthin geworfen werden, wir werden kämpfen, wir werden uns verteidigen."
Laut der US-Zeitung New York Times (NYT) wiesen andere ukrainische Militärvertreter jedoch darauf hin, dass Russland nach wie vor Truppen und Ausrüstung in die Donbass-Region verlege und dass die am Montag beobachteten Bodenbewegungen weit von der erwarteten Großoffensive entfernt seien.
"Dies geht nun schon seit vier Tagen so", sagte ein im NYT-Artikel zitierter ukrainischer Militärbeamter. "Sie nimmt einfach an Intensität zu. Alles in allem bestätigt das Gesamtbild, dass die Offensive begonnen hat und in den kommenden Tagen aktiviert wird."
Laut Pentagon braucht Russland für eine Großoffensive noch größere Kapazitäten. Dem Sprecher des Verteidigungsministeriums John F. Kirby zufolge müsste Russlands Militär für kommende Operationen mehr taktische Truppen sowie Kommando- und Kontrollkapazitäten einsetzen. "Wir betrachten das, was wir sehen, immer noch als einen Teil der Gestaltung von Operationen", sagte er während eines Briefings. Er lobte die Ukrainer für ihre Verteidigungsfähigkeit und ihren Kampfmut und stellte US-Artilleriesysteme für die ukrainische Armee in Aussicht.
Russische Kriegsreporter berichten über verstärke Kämpfe in der Region. "Am zweiten Tag kommt es zu heftigen Artillerieduellen in unserer Richtung. Es rumpelt so stark, dass es in den seltenen Momenten der Ruhe unangenehm wird", schrieb Korrespondent Alexander Kots auf seinem Telegram-Kanal. Er beobachtet das Kampfgeschehen im Süden des Charkower Gebiets nahe der strategisch wichtigen Stadt Isjum, die vor mehreren Wochen von den russischen Streitkräften eingenommen wurde:
"Ich weiß nicht, was an anderen Teilen der Front passiert, unsere Offensive hat schon vor langer Zeit begonnen und kommt langsam voran. Irgendwo werden Wohnorte kurzerhand eingenommen, anderswo dauern die Kämpfe mehrere Tage. Wir nähern uns langsam den Grenzen des besetzten Teils der Donezker Volksrepublik an."
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