Inflation in Eurozone erreicht Höchststand seit Beginn der Aufzeichnungen
Ein Schock war es im letzten Quartal des vergangenen Jahres, als die Inflation die 5-Prozent-Marke knackte und den höchsten Stand seit 30 Jahren erreichte. Doch zuletzt hat die Inflation in Europa noch einmal einen neuen Rekordwert erreicht. Aus am Freitag veröffentlichten offiziellen EU-Zahlen geht hervor, dass die Verbraucherpreise in den 19 Ländern, die den Euro verwenden, im März mit einer Jahresrate von 7,5 Prozent gestiegen sind. Das teilte das Statistikamt Eurostat am Freitag in Luxemburg nach einer ersten Schätzung mit. Analysten wurden von der Stärke des Preissprungs überrascht. Sie hatten im Schnitt nur einen Anstieg von 5,9 Prozent im Februar auf 6,7 Prozent erwartet.
Es ist der fünfte Monat in Folge, in dem die Inflation in der Eurozone einen Rekord aufstellt und damit den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen für den Euro im Jahr 1997 erreicht. Stärkster Treiber der Teuerung bleiben hohe Kosten für Energie. Laut Eurostat stiegen diese Preise im vergangenen Monat um 44,7 Prozent, gegenüber 32 Prozent im Februar.
Im März stiegen die Verbraucherpreise im Jahresvergleich um 7,5 Prozent, im Monatsvergleich um 2,5 Prozent. Auch hier fiel der Preissprung deutlich stärker als erwartet aus. Getrieben wurde die Teuerung insbesondere durch einen extrem starken Anstieg der Preise für Energie, die sich zum Vorjahresmonat um 44,7 Prozent verteuerte. Lebens- und Genussmittel waren im März 5,0 Prozent teurer als vor einem Jahr und 4,2 Prozent teurer als im Vormonat, während die Preise für Waren wie Kleidung, Haushaltsgeräte, Autos, Computer und Bücher um 3,4 Prozent gegenüber 3,1 Prozent zum Vormonat und die Preise für Dienstleistungen um 2,7 Prozent zum Vormonat gegenüber 2,5 Prozent stiegen. Ohne Energie, Lebens- und Genussmittel stieg die Kernrate der Verbraucherpreise im März auf 3,0 Prozent, nach 2,7 Prozent im Vormonat. Die Kerninflation ist weniger schwankungsanfällig und wird daher von vielen Ökonomen als verlässlicheres Maß für den Inflationstrend angesehen.
Das mittelfristige Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent wird deutlich überschritten. An den Märkten wird mittlerweile mit mindestens einer Leitzinserhöhung in diesem Jahr gerechnet. Mit höheren Leitzinsen könne eine steigende Inflation in der Eurozone bekämpft und Preisstabilität gewährleistet werden, lautet ein oft wiederholtes Mantra, unter anderem bei der dpa.
Der italienische Ministerpräsident Mario Draghi, ehemaliger EZB-Präsident, skizzierte, wie das Problem die Haushalte trifft. "Die Inflation steigt, weil die Rohstoffpreise steigen, insbesondere die Preise für Lebensmittel. Diese treffen die Kaufkraft einer Familie am stärksten", sagte Draghi am Donnerstag vor der Presse. "Die Verknappung einiger Rohstoffe führt zu Engpässen in der Produktion und zwingt zu weiteren Preissteigerungen."
Draghi erklärte, solange die Inflation nur vorübergehend sei, könnten die Regierungen mit haushaltspolitischen Maßnahmen reagieren, z. B. mit Zahlungen zur Unterstützung einkommensschwacher Familien bei höheren Heiz- und Stromkosten. Wenn die Inflation jedoch zu einem längerfristigen Problem wird, müssten strukturelle Maßnahmen ergriffen werden.
Doch haben andere Zentralbanken bereits damit begonnen, die Zinssätze zu erhöhen, so auch in den USA, wo die Inflation auf ein 40-Jahres-Hoch von 7,9 Prozent gestiegen ist. Europäische Länder, die nicht den Euro verwenden, wie Großbritannien, Norwegen und die Tschechische Republik, haben dies ebenfalls getan. "Wir glauben, dass die EZB bald zu dem Schluss kommen wird, dass sie nicht länger warten kann, bevor sie die Zinssätze anhebt", zitiert Associated Press den Senior Europe Economist bei Capital Economics, Jack Allen-Reynolds.
Allerdings haben andere Wirtschaftsexperten die Effektivität mit Verweis auf Energiepreise als Treiber – ein Faktor, den beispielsweise die dpa und AP ebenfalls erwähnen – zuvor entkräftet. "Die Europäische Zentralbank (EZB), unter normalen Umständen erste Instanz bei der Kontrolle der Preisentwicklung, sei in der aktuellen Situation machtlos. Gegen Preisschocks, insbesondere solche, die aus dem Ausland kommen, habe die EZB keine geeigneten Instrumente", heißt es in einer Analyse des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Denn Zinserhöhungen der EZB können den Energiepreisanstieg nicht stoppen. Stattdessen, so Sebastian Dullien und Silke Tober vom IMK, würde eine solche Maßnahme die Konjunktur weiter schwächen, was wiederum Arbeitsplätze kosten würde.
Erneut Anstieg von Lebensmittelpreisen bei Discountern
In Deutschland werden auch die Lebensmittelpreise nach Einschätzung der Handelsbranche weiter deutlich zulegen. Schon vor Ausbruch des Ukraine-Krieges seien im Handel die Preise "über die Produktpalette hinweg" um gut fünf Prozent gestiegen, sagte Josef Sanktjohanser, Präsident des Handelsverbands Deutschland (HDE), der Neuen Osnabrücker Zeitung am Freitag. Dies sei Folge der gestiegenen Energiekosten gewesen. "Die zweite Welle an Preissteigerungen kommt, und die wird sicherlich zweistellig", sagte Sanktjohanser.
Erste Handelsketten hätten schon damit begonnen, Preise anzuheben. "Wir werden das zeitnah überall in den Supermärkten an den Preisschildern sehen können." Es werde "erst einmal keine anhaltende Abwärtsbewegung mehr bei den Preisen geben", so Sanktjohanser. Kürzlich hatten bereits Handelsketten wie Aldi, Edeka und Globus Preiserhöhungen angekündigt.
Der Discounter Aldi legt am Montag abermals nach: Fleisch, Wurst und Butter werden dann "deutlich teurer", wie Aldi-Nord-Kommunikationschef Florian Scholbeck der dpa in Essen sagte. Grund hierfür seien höhere Preise, die Aldi seinen Lieferanten zahlen müsse. "Seit Beginn des Ukraine-Krieges gibt es Sprünge bei den Einkaufspreisen, die wir so noch nicht erlebt haben." Dies liege auch daran, dass sich Futter- und Düngemittel sowie Energie verteuert hätten. Das wiederum bekämen die Landwirte bei ihrer Viehhaltung und die fleischverarbeitende Industrie zu spüren. Zuvor hatte die Westdeutsche Allgemeine Zeitung über die Preiserhöhungen berichtet.
Der Zeitung zufolge sieht sich auch Aldi Süd veranlasst, die Preise anzuheben. Die Erhöhungen fallen je nach Produkt unterschiedlich aus.
Aldi hatte bereits vor zwei Wochen die Preise für etwa 160 Artikel erhöht, eine Woche später verteuerten sich 20 weitere Artikel. Wettbewerber zogen nach. Aufgrund der Situation auf den Weltmärkten ließen "sich steigende Verkaufspreise in der gesamten Branche [...] nicht immer vermeiden", teilte zum Beispiel Edeka vergangene Woche mit. Laut einer unlängst publizierten Befragung des Ifo-Instituts planen fast alle Firmen aus Deutschlands Lebensmittel-Einzelhandel Preiserhöhungen.
Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte, die Versorgung mit Lebensmitteln sei absehbar für ein Jahr gesichert. "Aber über diesen Zeithorizont hinaus ist es schwierig mit einer Prognose." Die Spitzenverbände von Handel und Agrarbranche tauschen sich auf Ebene der Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft (ZKHL) über Folgen des Ukraine-Krieges aus. ZKHL-Geschäftsführer Hermann-Josef Nienhoff sagte, die aktuelle Welle der Preissteigerungen sei bei den Verbrauchern noch nicht angekommen. Die ZKHL war nach anhaltenden Protesten aus der Landwirtschaft gegen die Preispolitik der Handelskonzerne ins Leben gerufen worden.
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