Nach Absage von Auftritten: Anna Netrebko distanziert sich von russischer Regierung
Die Opernsängerin Anna Netrebko, die neben der russischen auch die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, schrieb am Mittwoch auf Facebook, sie verurteile den Krieg in der Ukraine "kategorisch", ihre Gedanken seien bei den Opfern und ihren Familien. Sie fügte hinzu, dass sie kein Mitglied einer politischen Partei sei und den russischen Präsidenten Wladimir Putin nur wenige Male im Rahmen von Preisverleihungen gesehen habe.
Finanzielle Unterstützung von der russischen Regierung habe sie nie erhalten. Sie liebe ihr Heimatland Russland und strebe durch ihre Kunst "ausschließlich Frieden und Einigkeit an". Nach einer Pause wolle sie ihre Auftritte in Europa ab Ende Mai wieder aufnehmen.
In den Kommentaren gab es sowohl lobende Worte als auch Kritik. Viele Nutzer meinten, Netrebko wolle wieder auf internationalen Bühnen singen und habe sich deswegen "distanziert". Der Schritt sei aber unaufrichtig und komme viel zu spät.
Am 26. Februar hatte die 50-Jährige auf Facebook geschrieben, dass sie gegen den Krieg sei. Sie sei aber auch dagegen, Künstler oder öffentliche Personen zu zwingen, ihre politischen Ansichten öffentlich zu machen. Sie sei keine Expertin für Politik, sondern Künstlerin.
Wie die New Yorker Metropolitan Opera nun mitteilte, werde die Zusammenarbeit mit der Star-Sopranistin zumindest vorerst nicht wieder aufgenommen. "Nach dem Lesen von Annas Mitteilung sind wir nicht darauf vorbereitet, unsere Position zu ändern", sagte Peter Gelb, der Direktor der Metropolitan Opera, der Nachrichtenagentur dpa.
"Wenn Anna zeigt, dass sie sich ernsthaft, komplett und langfristig von Putin distanziert hat, dann wäre ich für eine Unterhaltung bereit." Mehrere Einrichtungen hatten zuletzt Auftritte Netrebkos abgesagt, darunter die Bayerische Staatsoper und das Opernhaus Zürich.
Netrebko, die auch in Wien lebt, war eine von zahlreichen Vertrauenspersonen Wladimir Putins bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2012. Sie sang bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in Sotschi. Im vergangenen Jahr feierte sie mit einer großen Gala im Kreml ihren 50. Geburtstag.
Der russische Stardirigent Waleri Gergijew war vor kurzem wegen seiner angeblichen Nähe zum russischen Präsidenten von seinem Posten als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker entbunden worden. Auch die Philharmonie de Paris sagte die für April geplanten Konzerte des Mariinski-Orchesters unter Gergijew ab, während die Carnegie Hall in New York beschloss, dass Gergijew drei Konzerte mit den Wiener Philharmonikern nicht dirigieren wird.
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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.