Griechen in Mariupol: "Asow hält uns als Geiseln"

Bürger anderer Länder werden zunehmend Opfer ukrainischer Nationalisten. Besonders gefährdet sind derzeit die in und um die umkämpfte Stadt Mariupol lebenden Griechen. Einer von ihnen berichtete am Montag im griechischen Fernsehen Erschreckendes.

In der Region um Mariupol leben traditionell viele ethnische Griechen. Seit dem Sieg des "Euromaidan" gab es wiederholt Angriffe ukrainischer Rechtsextremer auf sie. Nur wenige Tage vor Beginn der russischen Intervention wurden erneut zwei ethnische Griechen nach einer verbalen Auseinandersetzung mit ukrainischen Nationalisten von diesen erschossen. 

Nun schlägt die griechische Presse angesichts der Kämpfe um die Stadt Mariupol Alarm. So sprach der Sender SKAI News mit einem in Mariupol lebenden Griechen, Kiouranas. Kiouranas schilderte dem Sender, ukrainische "Faschisten" würden Menschen töten, die versuchen, die Stadt zu verlassen.

Auf die Frage von SKAI News, ob er denn vorhabe, die Stadt zu verlassen, antwortete Kiouranas:

"Wie soll ich es schaffen? Wenn man versucht, die Stadt zu verlassen, läuft man Gefahr, auf eine Patrouille der ukrainischen Faschisten, des Asow-Bataillons, zu stoßen".

"Sie würden mich töten und sind für die Zustände hier verantwortlich", fügte er hinzu.

Das Asow-Spezialkommando (ukrainisch: Окремий загін спеціального призначення "Азов"), auch Asow-Bataillon genannt, ist eine rechtsextreme und neonazistische Einheit der Nationalgarde der Ukraine mit Sitz in Mariupol in der Küstenregion des Asowschen Meeres. Im Jahr 2014 erlangte das Regiment größere Bekanntheit, nachdem Vorwürfe über Folter und Kriegsverbrechen sowie über Neonazi-Sympathien und die Verwendung entsprechender Symbole erhoben worden waren. Das Logo des Regiments zeigt die Wolfsangel.

Mitte Februar, weit vor Beginn der russischen Intervention in der Ukraine, haben ukrainische Militärs zwei ethnische Griechen in dem Ort Granitnoe in der Region Donezk nach einem verbalen Streit in einer Gaststätte erschossen und mehrere weitere Personen verletzt. Das griechische Außenministerium hatte dazu am 14. Februar 2022 eine Stellungnahme veröffentlicht. 

In Mariupol und der angrenzenden Region leben schätzungsweise 120.000 ethnische Griechen. Am 28. Februar haben ukrainische Freiwillige einen jungen Israeli beim Versuch aus Kiew auszureisen erschossen und rechtfertigten dies damit, sie hätten ihn für einen Tschetschenen gehalten. 

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